Essen. Essener Handball-Zweitligist ist Tabellenführer, auch weil er sich in der Defensive verbessert hat. Offensive ist nach wie vor die beste der Liga.

Für den Tusem Essen könnte es in der 2. Handball-Bundesliga derzeit kaum besser laufen. Nach zuletzt zwei souveränen Siegen gegen die Aufstiegskandidaten ASV Hamm-Westfalen und VfL Lübeck-Schwartau grüßt die Mannschaft von der Margarethenhöhe von der Tabellenspitze. Vor allem deshalb, weil sie an ihrer größten Problemzone, der Defensive, gearbeitet hat.

„Wir haben über 60 Minuten hinweg eine richtig gute Abwehr gestellt“, freute sich Trainer Jaron Siewert nach dem 26:21-Sieg in Lübeck. Seine Männer hatten dabei vor allem in der ersten Halbzeit das gezeigt, was sich der 25-Jährige von ihnen wünscht: Eine leidenschaftliche und aggressive Verteidigung, die nur wenig zulässt. Der VfL hatte große Schwierigkeiten vor das Essener Tor zu kommen, weil unter anderem Malte Seidel, Tim Zechel oder auch Carsten Ridder beherzt zupackten.

Essener Deckung spielte in Lübeck mutig und offensiv

Dabei spielte die Essener Deckung durchaus mutig und offensiv, womit die Hausherren offensichtlich nicht gerechnet hatten. Ihnen gelangen in der ersten Hälfte nur sieben Treffer. Zwar konnte der VfL Lübeck-Schwartau in der zweiten Halbzeit noch 14 Tore nachlegen, aber nur deshalb, weil der Tusem in der Schlussphase wegen eines komfortablen Vorsprungs einen Gang herunterschaltete.

Nach der Pause warten weitere Topteams

Für Tusem Essen steht erst einmal eine einwöchige Spielpause in der 2. Liga an

Danach geht es zunächst auswärts gegen die Rimpar Wölfe (3. November), die aktuell auf Rang sieben stehen und bislang eine gute Saison spielen.

Das nächste Heimspiel ist gegen den HSV Hamburg (10. November), der als Tabellensechster ebenfalls eine gute Rolle in der 2. Liga spielt.

Schaut man sich die Statistik der 2. Handball-Bundesliga an, erkennt man nicht nur, dass die Handballer von der Margarethenhöhe wie in der Vorsaison den besten Angriff haben (30,1 Tore im Schnitt pro Spiel). In dieser Spielzeit haben sie aktuell aber auch die drittbeste Defensive der Liga, was in der vergangenen Saison ganz anders aussah. Da ging die Schere bei der Leistung von Abwehr und Offensive weit auseinander, dementsprechend war der Aufstieg schon recht früh kein Thema mehr.

Es gibt genug Verfolger, die noch gefährlich werden könnten

Dies soll sich nun ändern, dafür hat Siewert mit seiner Mannschaft hart gearbeitet – und wird es weiterhin tun müssen. Nachlassen darf der Tusem nicht, denn einige Teams lauern unmittelbar hinter dem Spitzenreiter. Derzeit spricht jedoch wenig dagegen, dass der Tusem seinen Platz an der Sonne räumen müsste. Mit im Schnitt 25,4 Gegentoren pro Spiel kann Trainer Siewert durchaus leben, auch wenn es seiner Ansicht nach noch ein Gegentreffer pro Partie weniger sein dürfte.

Fredrik Genz stellt gemeinsam mit Sebastian Bliß ein bislang überzeugendes Torhüter-Duo.
Fredrik Genz stellt gemeinsam mit Sebastian Bliß ein bislang überzeugendes Torhüter-Duo. © Michael Gohl

Ein weiterer entscheidender Faktor, der zum aktuellen Erfolg beiträgt, ist die Leistung der Torhüter. Mit Fredrik Genz hat sich der Tusem deutlich verstärkt, so gelangen dem Neuzugang von den Füchsen Berlin (zweite Mannschaft) zum Beispiel gegen Hamm 22 Paraden. Ähnliches gelang auch Sebastian Bliß im Heimspiel gegen Konstanz. Insgesamt konnte das Essener Torhüter-Duo – Genz in Kombination mit Bliß – bislang jeden dritten Versuch des Gegners entschärfen.

Trainer Jaron Siewert mit der Abwehrarbeit seines Teams voll zufrieden

„Wir sind voll zufrieden“, sagt Jaron Siewert, „denn die Abwehr war ja bis zum Sommer nicht zu wirklich unsere Stärke. Aber die Mannschaft macht das jetzt sehr, sehr gut.“ Was auch daran liegt, dass sie eingespielt ist, Automatismen greifen.

Zudem hat der Tusem in den vergangenen Jahren unter seinem jungen Trainer viele Erfahrungen gesammelt, die offensichtlich einen Lerneffekt mit sich brachten. In Siewerts erster Saison startete man mit nur einem Sieg aus den ersten zehn Spielen, danach ging es stetig bergauf. In der vergangenen Spielzeit sorgte eine Niederlagenserie rund um die Weihnachtszeit für das Ende der Aufstiegsträume. Nun gilt es, auch dieses Szenario abzuwehren.