Essen. Kolumnist Uwe Strootmann erfreut sich am richtig geilen Fußball seiner Mannschaft und hätte in Runde drei nichts gegen Kapellen-Erft als Gegner.

Der Niederrheinpokal und seine zweite Runde: Dem rot-weissen Selbstverständnis vergangener Jahre folgend, wohl eher eine Mischung aus Testspiel und Zahnwurzelbehandlung. Schließlich bedeutete die automatische Teilnahme am unterklassigen Pokal stets auch, selbst nicht hochklassig zu spielen. Was ja an sich schon ein Affront bedeutete. Leider jedoch wurde der Niederrheinpokal in der letzten Dekade zu unser aller täglich Brot.

Potenzielle Testspiel- oder früher eher belächelte Gegner wurden nun zu Pflichtspielgegner. Namhafte Fußballstädte wurden zwar bespielt, doch anstatt auf den VfL Borussia oder den MSV traf man dort „nur“ auf den 1.FC oder den HSC jener Stadt. Recht selten in diesem Wettbewerb jene epischen Momente wie beispielsweise ein Elfmeterschießen in der Grotenburg, ein Halbfinale nebst Elfmeterschießen gegen den MSV oder auch die 1-Euro-Freifahrten im Einkaufswagen über die Hafenstraße nach gewonnenen Finals. Oft schien auch der Weg der Auslosung ein leichter zu sein, da vorhersehbar.

Jeglicher Vergleich hinkt von Grund auf

Umso verblüffender nun, dass unser RWE bereits in Runde zwei einen der beiden Favoriten auf den Titel zugelost bekam. Der KFC Uerdingen also der Gegner. In der Liga strauchelnd, dem Boulevard jedoch zugetan durch gelegentliche Eskapaden. Heimatlos zudem. In einem Forum der KFC-Fans wurden nun Vergleiche aufgestellt, dass unser beider Vereine sich aktuell sehr ähneln, da: Finanzier! Mannschaft ausgetauscht! Und überhaupt.

Also überhaupt schon mal gar nicht, aber natürlich haben wir unverhofft einen Partner bekommen, der zu einem Zeitpunkt mit Kohle einsteigt, als diese im Pott nicht mehr gefördert wird. Aber, er entwarf Klamotten und feuert nicht nach Lust und Laune Trainer. Ja, auch wir haben in Form der sportlichen Verantwortlichen den Kader mal so richtig auf links gedreht. Und vielleicht hätte das ab und an auch sensibler gestaltet werden können, zudem stehen noch Verabschiedungen aus. Aber, und da gibt uns nicht nur der sportliche Erfolg Recht: Keiner ist wie wir! Keiner ist Hafenstraße! Also hinkt jeglicher Vergleich von Grund (welcher übrigens eine starke Saison spielt!) auf.

Die einzigartige Wechselwirkung zwischen Tribünen und Spielfeld

Was nun zählt, ist das Hier und Jetzt, und da bekommen wir richtig geilen Fußball unserer Mannschaft geboten. Es wird endlich wieder dieses Spiel gespielt, welches wir so lieben. Es wird mit Plan gespielt und es gibt diese einzigartige Wechselwirkung zwischen Tribünen und Spielfeld. Jenen einzigartigen Spannungsbogen zweier Komponenten, den wir so lange vermisst haben. Das Spiel gegen den KFC Uerdingen wurde zwar gegen Ende noch unnötig spannend, stellte ansonsten aber erneut eine unglaublich souveräne Mannschaftsleistung in den Vordergrund. Wie ballsicher unsere Akteure sind, wie nervenstark auch in Bedrängnis. Da wird der Ball nicht einfach weggedroschen, sondern weiter der freie Mitspieler gesucht.

Es gab Ballstafetten zu sehen, die eigentlich Sache des Drittligisten wären. Die ständig und oft bemühte Körpersprache schon fast rotzfrech vor lauter Selbstbewusstsein. So soll das sein, so verschafft man sich Respekt vor dem Gegner. Man vermag auch fast keinen der Rot-Weissen herausheben. Heben? Heber vielleicht?! Ach was, alle toll! Ein weiterer toller Fußballabend anne Hafenstraße. Danke, Danke! Nun geht es in Runde drei, könnte zum Beispiel der SC Kapellen-Erft zugelost werden. Dann sind wir aber bitte wieder mit voller Kapelle vor Ort.