Oberhausen. Mit einem Doppelschlag erledigte der Essener Einwechselstürmer die Oberhausener im Alleingang und war nach langer Leidenszeit nur noch happy.
Wenn positive Energie in Licht umgesetzt werden könnte, dann hätte Enzo Wirtz nach dem 3:0-Derbysieg die Kabinen im Niederrheinstadion ganz allein ausgeleuchtet. Der Angreifer von Rot-Weiss Essen hatte die Kleeblätter nach dem Wechsel fast im Alleingang besiegt und bekam das Strahlen gar nicht mehr aus dem Gesicht. „Das ist ein Super-Comeback, ich bin einfach nur megahappy, das Leben ist manchmal Wahnsinn. Acht Wochen war ich raus, ich brannte darauf endlich zu spielen – und dann so etwas“, konnte er sich gar nicht wieder einkriegen.
Acht Wochen dauerte die Leidenszeit von Wirtz
Es waren mal wieder typische Enzo-Tore: Beim 1:0 stand er einfach wieder einmal goldrichtig, als RWO-Keeper Daniel Davari den Schuss von Oguzhan Kefkir nach vorne abprallen ließ, beim 2:0 durch Kopfball nach Ecke wunderte sich der Stürmer wohl selbst, wie viel Freiraum er zwischen den RWO-Hünen Propheter und Löhden bekam. In vier Minuten den Auftrag erledigt: „Zur Halbzeit habe ich erfahren, dass ich reinkomme – und ich habe gebrannt. Es gibt für einen Fußballer nichts Schlimmeres, als acht Wochen draußen zu sitzen und seiner Mannschaft nicht helfen zu können“, bekannte er. Es ist die pure Spiel- und Einsatzfreude, die beim 23-jährigen Vollblutstürmer immer offen zutage tritt. Zwar wurde er vor seiner Verletzung auch schon auf der Außenverteidiger-Position getestet, aber so richtig wohl fühlt sich der gebürtige Mönchengladbacher vorne in der Box, wenn er in der gegnerischen Abwehrkette durch ständige Anlauf-Bereitschaft Unruhe stiften kann.
Das weiß auch das RWE-Trainerteam zu schätzen, das schon lange vor dem Spieltag auf seinen Einsatz hinarbeitete: „Enzo hatte die ganze Woche gut trainiert und wir dachten schon, er würde gut zu diesem Spiel passen“, war die Meinung von RWE-Chefcoach Christian Titz der mit seiner Entscheidung pro Wirtz einige andere Akteure enttäuschen musste, allen voran den derbyerfahrenen Marcel Platzek, der das Spiel komplett von der Bank verfolgen musste. „Wir haben nun mal mit Platzek, Selishta, Wirtz und Dahmani vier Spieler für die Mittelstürmer-Position; alle, die nicht spielen können, tun mir ja auch leid, aber es ist keine Entscheidung gegen die anderen, sondern für den einen Spieler“, zieht Titz feine Unterschiede.
Bei Ayodele Adetula soll der Knoten nun geplatzt sein
Gleichwohl weiß der Trainer um die Luxus-Situation: „Dass wir solche Vielfalt haben, ist eines unserer Rezepte, dass wir momentan so erfolgreich sind.“ Enzo Wirtz hat kein Problem damit, wenn er von der Bank kommt: „Der Konkurrenzkampf ist hoch, wir sind breit aufgestellt. Wenn man dann gebraucht wird, dann muss man auch liefern“, lautet sein Erfolgsmotto. Allerdings möchte sich der Ex-Wuppertaler nicht den Ruf eines Edeljokers erwirken: „Ich habe mal genau nachgeschaut, ich treffe auch, wenn ich von Anfang an dabei bin“, betont er.
Dass mit Ayodele Adetula noch ein Einwechselspieler mit dem 3:0 den Deckel drauf machte, war am Ende das Sahnehäubchen. Als der 21-Jährige unwiderstehlich antrat, seinen Gegenspieler einfach abschüttelte und flach und trocken abschloss, erwärmte er auch das Herz seines Trainers: „Es war nur eine Frage der Zeit, wann bei ihm der Knoten platzt. Ich hoffe, dass er nun Vertrauen in seine Qualitäten hat“, hofft Titz. Der Trainer hat es jedenfalls.