Essen. Kolumnist Uwe Strootmann erinnert sich an den Last-Minute-Sieg vor neun Jahren und Alexander Thamms Treffer – und was er letztlich auslöste.

Quervergleiche jeglicher Art machten direkt nach dem Eröffnungsspiel der Regionalliga West zwischen unser aller RWE und der Zwoten des BVB die Runde. Beinhalteten zumeist die Worte „Homberg“ und „Alexander“. Natürlich hinkt der Vergleich etwas, spielen wir doch erst kommenden Sonntag erneut gegen den Duisburger Stadtteilverein VfB Homberg. Aber, es war jeweils ein Alexander mit Vornamen, welcher die Hafenstraße kurz vor Abpfiff und relativ unverhofft doch noch in die Glückseligkeit der drei Punkte beförderte.

Damals die Kultfigur jener Zeit, Alexander Thamm, mit seinem Tor des Monats kurz vor Schluss gegen eben jenen VfB. Und vergangenen Freitag der Neue Alexander mit Nachnahmen Hahn, welcher nach seinem verwandelten „Last Minute“-Elfmeter vor Freude der West entgegen krähte. Verfolgt von der kompletten, neu zusammengestellten Mannschaft des RWE! Jubel, Trubel, Heiterkeit gipfelten in einer Eruption der Gefühle, die locker an jene vom Freitag, den 13.8.2010, heranreichten.

Der Neustart in der Kreisklasse war nicht so weit weg

Damals waren wir eigentlich nur froh, dass es überhaupt noch weiter ging; unser RWE weiter existieren und in der Fünftklassigkeit starten durfte. Vereinsauflösung und/oder Neustart in der Kreisklasse waren gar nicht so weit weg in jenem Sommer! Der Verein hatte doch nichts mehr. Außer ein paar Klamotten! Dank Klamotten, beziehungsweise Dank der unzähligen Käufer und Käuferinnen dieser, hatte der Verein diesmal wesentlich mehr Möglichkeiten als noch vor neun Jahren und wollte, dass es sportlich so wie bisher nicht mehr weiter ging.

Damals wie heute Totalumbruch. Und damals wie heute war man sehr gespannt darauf, wie die Fans am ersten Spieltag mit ihrer Anwesenheit auf die neue Mannschaft reagieren würden. 3000plus wurden 2010 als Wunsch gegen den VfB ausgegeben. Rund um die Hafenstraße war es lange Zeit ungewöhnlich ruhig, bevor es schlussendlich doch 6250 lautstarke Fans wurden, welche die alte Kabachel GMS füllten und mit dem 1:0 fast einrissen.

Die Fans kamen Stunden zuvor aus allen Richtungen

Vergangenen Freitag waren die Prognosen im Vorfeld schon wesentlich optimistischer und statt 3000plus war der Wunsch eher fünfstellig. Mutig dachte ich noch so bei mir. Um dann erneut eines Besseren belehrt zu werden: 14.497 Fans waren im Stadion, auch dank Dortmunder „Amateur Support“, da auch vor Ort. Die Fans, sie kamen an diesem heißen und stickigen Freitag nicht erst kurz vor Anpfiff, sondern bereits Stunden davor aus allen Richtungen. Bevölkerten die üblichen Anlaufpunkte, die auf den Punkt zum morbiden Charme der Hafenstraße passen.

Sogar Busfahrer/-innen trugen RWE Trikots; die Tankstelle des Vertrauens verkaufte keinen Sprit mehr, sondern gut gekühltes Stauder. Dargeboten in mehreren riesigen Kühlboxen. Es roch an jeder Ecke nach Fußball inklusive allem, wonach Fußball in Essen nun mal so riecht. Vorzugsweise nach Leidenschaft. Schön die Bilder, wenn der Vater seine Tochter auf den Schultern zum Stadion trägt, beide in Rot. Oder dem älteren Herrn mit uraltem rot-weissen Schal geholfen wird, eine Ampel zu überqueren, und und und. Alle wollten alle dabei sein, um mitzuhelfen, dass dieser Neustart auch gelingt.

Nun wartet der VfB Homberg

Und wie er gelang. Genauso wie angekündigt: „Let Op! Drempels“. Es hakte und knirschte, aber es war voller Leidenschaft für das neue Trikot und dieses alte Wappen. Und am Ende stand dieser Elfmeter und der Schuss in das Glück. Der Anfang ist gemacht, nun wartet der VfB Homberg…Danke für diesen Abend!