Sarasota. Laura Kampmann und Henning Sproßmann werden nach spektakulären Endspurten jeweils Vizeweltmeister. Es waren zwei Rennen für die Geschichtsbücher.
Eine turbulente Wochein Florida endet für Laura Kampmann (TV Kupferdreh) und Henning Sproßmann (Etuf) grandios. Die beiden Essener Ruderer wurden in Sarasota jeweils U23-Vizeweltmeister.
Etwa 300 Meter vor dem Ziel sah es in beiden Finalrennen so aus, als müssten sich Kampmann und Sproßmann mit dem undankbaren vierten Rang zufriedengeben. Doch durch unfassbare Endspurts schoben sich sowohl der Frauen-Doppelvierer als auch der ungesteuerte Leichtgewichts Männer-Zweier mit den letzten Schlägen auf den zweiten Rang. Der Jubel kannte keine Grenzen.
Henning Sproßmann und Bootspartner Julius Wagner (Dortmund) starteten gewohnt schnell und führten das Feld an. Kurz vor der 500-m-Marke übernahmen dann die Italiener die Führung und bauten sie stetig aus. Australien kam gefährlich nahe und schob sich 500 Meter vor dem Ziel auf die Silber-Position. Es entwickelte sich ein erbitterter Zweikampf zunächst um Bronze zwischen Deutschland und dem Vorlaufsieger Ungarn. Das von Etuf-Trainer Oliver Kampmeier trainierte Boot wollte aber auf keinen Fall wie schon im Vorjahr Vierter werden.
Unbändiger Wille setzt im Endspurt ungeahnte Kräfte frei
Der unbändige Wille, eine Medaille zu gewinnen, setzte offenbar im Endspurt ungeahnte Kräfte frei. Die Deutschen und Ungarn holten die Australier wieder ein und Bug an Bug fuhren beide Boote durchs Ziel. Nach Auswertung des Zielfilms lagen Sproßmann/Wagner neun Hundertstel vor Ungarn und wurden für dieses fantastische Rennen mit Silber belohnt. Gold ging souverän an Italien.
Laura Kampmann liebäugelte im Frauen-Doppelvierer gemeinsam mit Emma Appel (Magdeburg), Maren Völz (Potsdam), Tabea Kuhnert (Magdeburg) nach ihrem Vorlaufsieg ebenfalls mit einer Medaillenplatzierung. Die Niederlande übernahm vom Start weg die Führung und legte ein unfassbar hohes Tempo vor. Großbritannien und das deutsche Boot nahmen die Verfolgung auf, wobei die Britinnen leicht im Vorteil waren.
Niederländerinnen mussten hohem Tempo Tribut zollen
Kurz vor der Streckenhälfte griff dann Rumänien an und schob sich auf Rang drei. 500 Meter vor dem Ziel schienen die Medaillen bereits verteilt. Was sich dann allerdings abspielte, wird in die Geschichtsbücher eingehen. Die Niederländerinnen mussten dem hohen Tempo Tribut zollen, eine Ruderin kollabierte und das Boot fiel auf den letzten Platz zurück. Großbritannien ergriff die Chance und gewann Gold. Laura Kampmann erkannte als Schlagfrau die Situation und erhöhte die Schlagzahl erheblich.
Zweite Medaille bei einer WM für Laura Kampmann
Dem deutschen Boot schienen Flügel zu wachsen, Rumänien wurde noch überspurtet, so dass es am Ende Silber wurde. Athletinnen, Trainer und Zuschauer rieben sich die Augen und konnten es nicht fassen. Die Freude im deutschen Boot kannte keine Grenzen. Für die 22-jährige Kupferdreherin ging damit im letzten U23-Jahr der Medaillentraum in Erfüllung. Nach dem WM-Titel 2015 bei den Junioren in Rio/Brasilien war es die zweite Medaille bei einer globalen Meisterschaft in Kampmanns Karriere.
Auch Frank Decker (TVK), der am Bundesstützpunkt in Essen als Trainer tätig ist, durfte sich über eine Medaille freuen. Bundestrainerin Brigitte Bielig hatte ihm den Leichtgewichts-Frauen Doppelvierer anvertraut. Er konnte die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllen und hinter Italien und vor den USA ebenfalls eine Silbermedaille zum Gesamtergebnis des Deutschen Ruderverbandes beisteuern.