Linksaußen Kefkir macht viel Alarm und ist gegen Offenbach fast an allen gefährlichen Szenen beteiligt. Defensive muss sich noch stabilisieren.

Der Applaus am Schluss war eher höflich, euphorisch jedenfalls nicht. Rot-Weiss Essen hatte bei der Generalprobe keinen Sieg eingefahren, aber zumindest Appetit dürften die Fans bei der offiziellen Saisoneröffnung bekommen haben auf die Regionalliga-Saison, die am kommenden Freitag an der Hafenstraße gegen die U23 von Borussia Dortmund beginnt (19.30 Uhr).

Das 2:2 (2:1) gegen den ambitionierten Südwest-Regionalligisten Kickers Offenbach war ein guter Test für den Liga-Alltag, bei dem natürlich auch nicht immer alles rund laufen wird. Aber dafür, dass in der Startelf nur noch drei Feldspieler standen aus der Vorsaison (Grund, Heber, Platzek), funktionierte es im ersten Abschnitt sehr ordentlich. Mit der Leistung war auch Cheftrainer Christian Titz zufrieden, mit dem Ergebnis wiederum nicht. „Ich habe viele gute Sachen gesehen. Wir haben das Spiel auch kontrolliert, uns aber selbst um den Lohn gebracht.“ Die Defensive ist noch nicht so stabil, wie sie sein sollte.

Im Angriff ging über die linke Seite die Post ab

Doch im Angriff ging vor allem auf der linken Seite richtig die Post ab. Immer wieder war es Oguzhan Kefkir, der den Gegner in Verlegenheit brachte. Er war der Auffälligste auf dem Rasen, praktisch an allen gefährlichen Situationen der Essener beteiligt. Der Neuzugang vom Drittligisten KFC Uerdingen drückte das Gaspedal durch, drängte entschlossen nach vorn und bereitete beide Treffer vor. Den Handelfmeter zum 1:1-Ausgleich (30.) verwandelte er selbst. Der Offenbacher Marcos hatte den Ball nach Kefkirs scharfer Hereingabe mit dem Arm abgewehrt.

Hier steht Hamdi Dahmani seinem Gegenspieler Vetter auf den Füßen.
Hier steht Hamdi Dahmani seinem Gegenspieler Vetter auf den Füßen. © Thorsten Tillmann

Selbst das beherrscht der Essener Linksaußen. Als der Offenbacher Vetter nach einem Konter aus 14 Metern abzog, lenkte Kefkir den Ball mit dem Arm an den Pfosten. Dafür sah er Gelb, was ihm später nach einem unglücklichen Foulspiel sogar fast die Rote Karte eingebracht hätte. Die Führung der Gäste verhinderte Kefkir damit nicht, denn es gab Elfmeter, den Andis Shala sicher zum 1:0 (8.) verwandelte. Zuvor hatte sich die Essener Abwehr bei einem Konter überrumpeln lassen.

Die Spielidee war bereits zu erkennen und wirkte

Die Spielidee, die Titz seinem Team verordnet hat, war deutlich zu erkennen. Immer wieder störten die Rot-Weissen den Gegner früh in dessen Hälfte, setzen ihn unter Druck und verhinderten einen kontrollierten Spielaufbau. Nach Balleroberung ging’s flott in die andere Richtung. Spielerisch war das in Hälfte eins gut anzusehen, so dass es sogar Szenenapplaus gab.

Die erste Chance hatte Hamdi Dahmadi nach einem Ballgewinn (16.). Auch der leichtfüßige Stratege Amara Condé könnte künftig den Unterschied ausmachen. Und da ist ja auch noch Routinier Dennis Grote, der zwar ein paar Pässe präzise adressierte, doch diesmal nicht ganz so auffällig agierte. Gleichwohl hat Rot-Weiss wieder Alternativen und wahrlich keine schlechten.

Die größte Chance bot sich schließlich Joshua Endres. Wieder einmal hatte Kefkir seinen Widersacher bedrängt, Marcos spielte in der Not einen viel zu laschen Rückpass, den der quirlige Endres aufnahm, doch der Abschluss verunglückte ihm total (25.).

In der zweiten Hälfte das Niveau nicht gehalten

Und immer wieder Kefkir. Beim 2:1 (45.) konnte Kickers-Keeper Draband dessen strammen Schuss nur abklatschen, Dahmadi bedankte sich für die Einladung und köpfte zum 2:1 ins leer Tor (45.). Das Schlusspunkt nach einer überzeugenden ersten Hälfte.

Die zweite zeigte dann, dass es auch anders laufen kann. Titz vermisste nun die nötige Geduld und Konsequenz. Die Reaktionen an der Außenlinie sprachen manchmal Bände. Da zuckte der Coach zusammen, gestikulierte und spielte seinem Assistenten André Killian die Szene noch einmal vor. Hätte anders, hätte besser laufen können.

Nach der Pause wirkten die Rot-Weissen längst nicht mehr so zielstrebig. Offenbach kam zum Ausgleich 2:2 (58.) und das war’s dann fast schon mit den Torraumszenen. RWE hatte nur noch eine Chance nach einem Freistoß, als Kehl-Gomez und Selishta am Kickers-Keeper scheiterten (78.).

„Die Mannschaft muss sich jetzt stabilieren, vor allem in der Defensive“, meinte Titz. Und wie wird sie aussehen die Startelf gegen Dortmund? „Ich habe sie noch nicht komplett im Kopf.“ Bis auf ganz wenige Ausnahmen dürften die Fans sie aber bereits gesehen haben.