Essen. . Markus Högner ist nach drei Jahren zum Essener Bundesligisten SGS Essen zurückgekehrt. Dort hat sich im Vergleich zu früher auch vieles verändert.

Sechs Jahre trainierte Markus Högner den Frauenfußball-Bundesligisten SGS Essen, ehe es ihn 2016 weiter zum DFB zog. Als Assistent von Bundestrainerin Steffi Jones übernahm er die Nationalmannschaft und später in gleicher Position den VfL Wolfsburg. Seit dieser Woche ist Högner offiziell zurück in Essen. Erneut in hauptverantwortlicher Position als Cheftrainer. Allerdings betritt er mit seiner Rückkehr auch wieder Neuland. Denn in den vergangenen Jahren hat sich vieles verändert. Sowohl bei ihm als auch bei der SGS.

Die moderne Technik für sich entdeckt

Als „Laptop-Trainer“ hätte sich Markus Högner sicher nie bezeichnet. Und doch hat er die moderne Technik gerade in den vergangenen Jahren für sich entdeckt: „Ich war beim DFB und in Wolfsburg für die Spiel- und Gegneranalyse zuständig. Das bedeutet viel Software-Arbeit.“ Und nach etlichen Nachtschichten und unzähligen Internet-Tutorials soll nun auch die SGS davon profitieren. „Ich habe in der Zeit so viel über Fußball gelernt. Bilder sagen eben manchmal mehr als Worte“, findet er. Auf ausführliche Videoanalysen dürfen sich die Essenerinnen also freuen.

Aber auch sonst hat Högner zuletzt sicherlich neue Einblicke in die Welt des Frauenfußballs gewinnen können. Vor sechs Jahren kam er noch als „Berufseinsteiger“ nach Essen, mittlerweile ist er mit allen Wassern gewaschen. „Ich habe zuletzt mit absoluten Top-Spielerinnen gearbeitet und gesehen, wie dünn die Luft nach oben ist. Dabei spielen vor allem Charakter und Mentalität eine wichtige Rolle.“

Torwart-Trainer Marcel Schulz, der ehemalige Manager Willi Wißing, der SGS-Trainer Markus Högner noch sehr gut aus früheren Zeiten kennt.
Torwart-Trainer Marcel Schulz, der ehemalige Manager Willi Wißing, der SGS-Trainer Markus Högner noch sehr gut aus früheren Zeiten kennt. © Michael Gohl

Für die SGS ist das genau der Weg, den man einschlagen möchte. Für Högner - zumindest aus sportlicher Sicht - wohl eher ein Rückschritt . Denn anstelle von nationalem und internationalem Top-Niveau rückt nun wieder die Talentförderung und Ausbildung in den Fokus. Für seine Rückkehr an die Ardelhütte hat Högner dennoch gleich drei triftige Gründe.

Auch eine Entscheidung für die Familie

Zuerst sei es eine Entscheidung für die Familie gewesen. In Wolfsburg lebte er unter der Woche in einer Wohnung vor Ort, getrennt von seiner Frau und den beiden Söhnen. Der Weg aus dem Münsterland nach Essen ist zwar auch nicht zu unterschätzen, aber abends kann Högner dennoch wieder daheim sein.

Zusätzlich habe es ihn gereizt, wieder als alleinverantwortlicher Trainer zu arbeiten. Und natürlich liege ihm die SGS auch am Herzen. „Ich denke, dass der Verein auch besser zu mir passt. Die Rolle des Underdogs gefällt mir“, lacht der 52-Jährige. Allerdings ist die SGS nur noch Außenseiter, wenn es gegen die absolute Elite geht. Denn auch der Klub von der Ardelhütte hat sich entwickelt.

Högner erwartet nach Platz vier riesige Herausforderung

„Der Verein ist den Weg weiter gegangen. Einige Spielerinnen sind erfahrener geworden und man hat einige Hochkaräter dazu bekommen“, sagt der Fußballlehrer. Marina Hegering, Turid Knaak oder Ramona Petzelberger hätte man noch vor sechs Jahren wohl kaum nach Essen lotsen können. „Der vierte Platz kommt daher nicht von ungefähr, ist aber für mich nur eine Momentaufnahme. Uns erwartet eine riesige Herausforderung“, weiß Högner.

Saisonziel will Trainer Högner erst später formulieren

Ein Saisonziel möchte Markus Högner bei seiner zweiten Amtszeit in Essen nicht vorgeben. „Ich möchte da nicht vorpreschen, sondern aus der Mannschaft hören, wie sich die Spielerinnen sehen.“

Das dürfte aber noch bis zum Trainingslager Ende des Monats dauern, wenn die Nationalspielerinnen Marina Hegering, Lea Schüller, Lena Oberdorf und Turid Knaak zum Team stoßen. Nach dem WM-Aus im Viertelfinale gegen Schweden (1:2) geht das Quartett erst einmal in den Urlaub.

Vor allem auf lange Sicht. Denn eine Entwicklung zeichnet sich ab: Für die Bundesliga-Vereine der Männer wird der Frauenfußball immer attraktiver, sodass mehr Geld in diesen Bereich investiert wird. Ein vorläufiges Zwischenergebnis: Neben Potsdam, Sand und Aufsteiger Jena ist die SGS eine von nur noch vier Mannschaften, die nicht an einen Männerklub angebunden sind. Auch der ruhmreiche 1. FFC Frankfurt soll künftig den Adler der Eintracht tragen.

Die Infrastruktur muss verbessert werden, um mithalten zu können

„Um da mithalten zu können, muss unsere Infrastruktur verbessert werden“, findet Högner. Und dafür wünscht man sich eine Erweiterung der Räumlichkeiten an der Helmut-Rahn-Sportanlage, die die neue sportliche Heimat der Essenerinnen werden soll. Ein eigener Kabinen-Trakt für die Frauen soll her. Ein Kraftraum sowie einer für Besprechungen und Physiotherapie und auch ein Büro für das Trainerteam. Da würde der Mannschaft helfen und auch die Qualität des Trainings steigern, findet der neue Cheftrainer.