Essen. . Der neue Geschäftsführer der SGS Essen, Florian Zeutschler, ist seit 30 Jahren Mitglied. Ausbildung von Talenten bleibt wichtiger Baustein.

Die SGS Essen hat einen neuen Geschäftsführer. Und der ist ein waschechter Schönebecker Junge: Seit 30 Jahren ist Florian Zeutschler bereits Mitglied im Verein und war bis zuletzt im Abteilungsvorstand der Fußballer aktiv. Zum 1. Juli tritt der 34-Jährige nun die Nachfolge von Philipp Symanzik an und wird die Geschicke der Bundesliga-Fußballerinnen leiten.

Damit geht er den Weg vom Ehren- ins Hauptamt, soll aber im ersten halben Jahr noch von Manager-Urgestein Willi Wißing eingearbeitet werden.

Überrascht, aber gleich Feuer und Flamme

„Florian ist uns intern durch seine solide Arbeit aufgefallen“, erklärt der Essener Aufsichtsratsvorsitzende Dirk Rehage, der auch die ersten Gespräche führte. Zeutschler war zunächst überrascht, dann aber sogleich Feuer und Flamme: „Für mich ist das eine absolute Herzensangelegenheit und mehr als nur ein Job.“

Seinen bisherigen Arbeitgeber in der Automobilbranche wird er dafür verlassen. Allerdings betritt Zeutschler mit dem Frauenfußball auch Neuland. Das eine oder andere Heimspiel hat er zwar gesehen und auch manche Spielerin ist ihm auf der Anlage schon über den Weg gelaufen, aber über ein bestehendes Netzwerk in der Szene, wie es sich Vorgänger Symanzik beim 1. FFC Frankfurt aufbaute, verfügt er nicht. Daher geht er im ersten halben Jahr bei Willi Wißing, der dafür eine Pause vom Ruhestand einlegt, in die Lehre.

Danica Wu hat ihren Vertrag bei der SGS Essen aufgelöst.
Danica Wu hat ihren Vertrag bei der SGS Essen aufgelöst. © Michael Gohl

Willi Wißing wird neuem Geschäftsführer zunächst zur Seite stehen

Kein neues Gefühl, denn unter Wißing als Trainer machte Zeutschler einst auch schon in der Schönebecker D-Jugend die ersten Schritte als Spieler. „Ich möchte so viel wie möglich aus ihm heraus bekommen. Von Willi alles persönlich erfahren zu können, ist für mich ein Segen“, erklärt Zeutschler, der aber auch seinen eigenen Weg finden möchte.

Und der führt unweigerlich über die Nachwuchsförderung: „Spielerinnen auszubilden und ihnen die Chance aufzuzeigen, bei uns in der Bundesliga zu spielen, wird ein ganz wichtiger Baustein meiner Arbeit werden. Da gibt es viele Ideen, die wir umsetzen wollen.“

Trainingsauftakt ist am 24. Juni an der Raumerstraße

Erst einmal steht aber das Kennenlernen im Vordergrund. Zum Trainingsauftakt am 24. Juni wird der neue Manager dann auch offiziell die Mannschaft begrüßen. An der Raumerstraße, die auch perspektivisch die neue sportliche Heimat der SGS werden soll. Sponsoring, die Zusammenarbeit mit den Verbänden und eine Professionalisierung der Verwaltungsarbeit bei der SGS werden die langfristigen Aufgabenschwerpunkte sein.

Schon sehr kurzfristig stehen Personalgespräche an. „Ich mache mir massiv Gedanken über unseren Kader in einem Jahr“, gesteht Rehage offen. Denn bei einer Vielzahl von Spielerinnen läuft der Vertrag im Sommer 2020 aus. Darunter auch die der vier Nationalspielerinnen Lea Schüller, Lena Oberdorf, Turid Knaak und Marina Hegering, die bei der WM in Frankreich nach zwei 1:0-Erfolgen über China und Spanien bereits im Achtelfinale stehen.

Essener Nationalspielerinnen sind sehr gefragt

Vor allem bei Schüller und Oberdorf ist ein Abschied schon in diesem Sommer nicht völlig ausgeschlossen. Das Telefon an der Ardelhütte steht vor lauter Anfragen kaum still. „Wir wollen im August zu weiteren Vertragsgesprächen zusammenkommen“, erklärt Rehage. Sollten sich die Parteien nicht über eine längerfristige Zusammenarbeit einigen können, wäre ein Transfer in diesem Sommer die letzte Möglichkeit, eine Ablöse zu kassieren. Erst recht, sollte eine Spielerin einen Wechselwunsch äußern.

„Wir werden hier niemanden, der unzufrieden ist, auf die Bank setzen“, so Rehage. Allerdings sind diese Gespräche nicht nur für Zeutschler neu. Bei der SGS kann man sich nur schwer daran gewöhnen, dass neben Spielerinnen und deren Eltern mittlerweile auch Berater mit am Tisch sitzen. „Häufig habe ich das Gefühl, dass die eher vermitteln als beraten wollen“, moniert Wißing. Mit dem familiären Umfeld der SGS passt das nicht recht zusammen. Aber es ist eben Teil des Geschäfts.