Rennes. 17-jährige Lena Oberdorf vom Frauenfußball-Bundesligisten SGS Essen wird zum WM-Start eingewechselt. Debütantin erntet viel Lob.

Bei der Abreise aus Rennes musste sie die Kiste mit dem Obst tragen. „Ich verteile das gleich im Zug und sorge dafür, dass es den älteren Spielerinnen gut geht. Ich als Jüngste muss da schließlich ein bisschen Verantwortung übernehmen“, sagte Lena Oberdorf mit einem verschmitzten Lächeln, bevor sie in den Schnellzug TGV stieg, der die deutsche Frauen-Nationalmannschaft bei der WM in Frankreich nach Lille brachte, wo es im benachbarten Valenciennes am Mittwoch gegen Spanien weitergeht (18 Uhr/ZDF).

Essenerin wird zur zweiten Halbzeit eingewechselt

Lena Oberdorf vom Bundesligisten SGS Essen, vorher schon jüngste Spielerin des WM-Aufgebots von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg, war am Vortag beim 1:0-Sieg gegen China auch offiziell zur Allerjüngsten geworden: zur jüngsten deutschen WM-Spielerin aller Zeiten: 17 Jahre, fünf Monate und 20 Tage alt.

In der 46. Minute wurde die Mittelfeldspielerin für Carolin Simon eingewechselt. „Wirklich, jüngste DFB-Debütantin? Cool. Ich realisiere es noch nicht einmal, dass ich wirklich bei der WM spiele“, sagte die Gevelsbergerin darauf angesprochen völlig überrascht in der Interviewzone des Stadions in Rennes. Zum Vergleich: Birgit Prinz war bei ihrem ersten Einsatz bei der Weltmeisterschaft 1995 ganze 17 Jahre, sieben Monate und elf Tage alt.

Lena Oberdorf bei ihrem WM-Debüt gegen China.
Lena Oberdorf bei ihrem WM-Debüt gegen China. © firo | Ralf Ibing

Gymnasiastin schreibt Klausur im Teamhotel

Mit einem Einsatz hatte Lena Oberdorf allerdings rechnen können, den hatte die Bundestrainerin ihr beim morgendlichen Team-Spaziergang bereits in Aussicht gestellt. Zwei Tage zuvor musste die Elftklässlerin des Gymnasiums Gevelsberg im Teamhotel noch eine Klausur schreiben: Das Thema war Muskelphysiologie im Leistungskurs Sport.
„Auf Klausuren kann man sich vorbereiten. Bei einer Klausur weiß man ungefähr, was drankommt. Beim Gegner China wusste man das nicht so recht. Dieses Spiel war definitiv schwerer.“ Um dann noch lachend nachzuschieben: „Außerdem bin ich ganz gut in der Schule.“

Beeindruckende Präsenz und Ruhe in einem umkämpften Spiel

Das Trikot, Spielpaarung und Datum sind immer schon aufgedruckt, werde sie sich als Andenken wahrscheinlich daheim ins Zimmer hängen. Mit welcher Präsenz und Ruhe die Jüngste in einem so schwierigen und hart geführten Spiel mitmischte, beeindruckte auch die gestandenen Kolleginnen. „Großes Kompliment an Obi“, sagte die ebenfalls aus Gevelsberg stammende Alexandra Popp: „Sie hat das wirklich sehr gut gemacht.“ Die Kapitänin hatte dem Toptalent für sein viertes Länderspiel noch höchstpersönlich den Auftrag erteilt: „Hau’ alles weg, was kommt! Sie meinte nur: ,Okay‘ - sie hat das wohl sehr wörtlich genommen….“