essen. . RWE-Kolumnist Uwe Strootmann macht sich seine Gedanken zum Abgang eines Publikumslieblings, der zu 1907 Prozent RWE verkörpert.

Er war einfach nicht in der Verlosung, kam wohl auf kaum einem (Fan-) Wunschzettel in punkto Abgänge vor! Wurde bisweilen aufgrund seines Könnens (gepaart mit viel Talent) kritisch beäugt, spielte sich nicht mehr oft in den Vordergrund. Die Erwartungshaltung bei ihm war wohl höher als bei manchem Mannschaftskameraden.

Zudem hatte wohl kaum einer die Vertragsdauer so richtig im Kopf, erwischte uns Fans die persönliche Mitteilung von Timo Brauer doch kalt: Auf seiner privaten Seite eines sozialen Netzwerks teilte Timo Brauer mit, dass sein auslaufender Vertrag nicht verlängert wird und er den RWE somit verlassen muss. Das galt es erst einmal sacken zu lassen, machte spontan genau so traurig, wie sich Timo Brauer auch fühlen musste, seinen Worten nach zu urteilen.

Ein Essener von nebenan

Im Anschluss daran habe ich noch nicht viel gelesen, aber was ich las, überraschte mich dann doch: Ja, der kommende Abgang von Timo Brauer stimmt alle sehr traurig, denn er ist für uns Fans als Spieler von Rot-Weiss Essen von ganz emotionaler Bedeutung! Zudem ein töfter Kerl.

Derjenige, der das Gesicht der wilden NRW-Truppe war, die Meisterschale in die Luft gestemmt und die Humba mit angestimmt hat. Ein Essener von nebenan. 1907% RWE. Aber, überraschenderweise traf diese Entscheidung des Vereins auf sportlicher Ebene auch auf Verständnis.

Blick zurück mit Wehmut: Timo Brauer verlässt zum Saisonende die Hafenstraße.
Blick zurück mit Wehmut: Timo Brauer verlässt zum Saisonende die Hafenstraße. © Thorsten Tillmann

Timo Brauer ist 2016 mit viel Vorschusslorbeeren zurück an die Hafenstraße gekommen. Ein Coup auch von Michael Welling, dem es scheinbar viele Tassen Kaffee gekostet hatte, bis alles unter Dach und Fach war. Eine klasse Mitteilung seinerzeit, die Hoffnung schürte. Dann der Auftakt am 31.07.2016 in Wiedenbrück mit dem Tor zum 2:0 in der 66. Minute durch den Rückkehrer, welcher direkt weiter in den Rot-Weissen Feierblock springen wollte….wie gemalt! Aber dann zogen Spiele und Saisons in das Land und unsere Roten kamen gefühlt nicht von der Stelle.

Zwar blieb Timo Brauer stets ein unumstrittener Spieler der Hafenstraße, doch konnte er vielleicht nicht die Akzente setzen, die sportlich von ihm erwartet wurden. Das hat für mich weniger mit Hoch3 zu tun, als mit der jeweiligen Mannschaft. Zu viele Indianer, kaum ein Häuptling darunter. Zu viele Übungsleiter, zu wenig was auch immer! Unser Verein hat nun einen schwierigen Spagat zu bewältigen um einerseits endlich dem sportlichen Anspruch gerecht zu werden, andererseits dadurch bedingt aber auch unpopuläre Entscheidungen treffen zu müssen.

Weitere unpopuläre Entscheidungen werden folgen

Die Entscheidung, Timo Brauer gehen zu lassen, ist keiner der handelnden Personen leicht gefallen (Ich hätte ganz andere Spieler auf meinem Zettel notiert!) und setzt den Verein umso mehr in Zugzwang, Spieler zu verpflichten, die dann das gewisse mehr an Qualität mitbringen. Und, es werden weitere Personalentscheidungen folgen, die wir Fans als unpopulär erachten. Vielleicht aber auch begrüßen. Das wird sich dann zeigen. Jetzt aber möchte ich mich einfach und von ganzem Herzen bei Timo Brauer für seine Jahre und Verdienste an der Hafenstraße bedanken. „Aufgestiegen aus Ruinen“: Der wohl schönste Titel, den ein Fußballer jemals erreichen kann, Sie haben ihn! Der Fußballer Timo Brauer muss gehen. Der Mensch Timo Brauer aber wird bleiben, hat Vertrag auf Lebenszeit. Glück auf!