Essen. . Rot-Weiss Essen enttäuscht vor heimischer Kulisse. Die Gäste aus Wattenscheid zeigen mehr Biss und profitieren von zwei Abwehrfehlern.
Nein, Gravierendes wird sich in dieser Saison nicht mehr ändern bei den Rot-Weissen. Die Fans, und vermutlich auch die Verantwortlichen, sehnen sich das Ende dieser Spielzeit herbei, die wie in den vergangenen Jahren statt Freude und Titelrennen vor allem Frust und Enttäuschungen brachte. Gegen den Abstiegskandidaten SG Wattenscheid 09 hat es RWE einmal mehr vermasselt und vor eigener Kulisse mit 1:2 (0:1) verloren. Selbst der bescheidene Plan, bis zum Schluss das Beste aus der Saison herauszuholen, scheitert. Ein Trauerspiel.
Natürlich ist das unglaubliche Verletzungspech ein Grund für das dürftige Abschneiden. Aber allein damit lässt sich das Gekicke gegen die SG 09 nicht erklären. Dieses Spiel fügte sich nahtlos ein in die biedere Bilanz. RWE war an diesem Tag nicht unbedingt schlechter als die Gäste, nur, einem Abstiegskandidaten gleichwertig zu sein, und das an der einst so berüchtigten Hafenstraße, das kann nun wirklich nicht der Anspruch der Rot-Weissen sein, die in der Tabelle oben mitmischen wollten und Spieler aufs Feld schicken, die sich für die 3. Liga berufen fühlen.
Unter Erfolgsdruck ein paar Prozente mehr gegeben
Und dann eine solche erste Hälfte: Den Gastgebern gelang nicht ein einziger Abschluss. Dafür patzte die Defensive, so dass Berkan Canbulut freistehend in der Nachspielzeit zum 1:0 einköpfen konnte.
„Wir sind mit sehr viel Respekt angereist”, sagte Wattenscheids Trainer Farat Tokut, der den Gegner bei dessen guten 0:0-Auftritt gegen Spitzenreiter Viktoria Köln beobachtet hatte. Die 09er wirkten aber irgendwie engagierter und lauffreudiger als ihre Widersacher, die wenig Konsequenz und Zweikampfhärte zeigten. So jedenfalls nimmt man die Fans nicht mit. „Über 90 Minuten hat meine Mannschaft mehr Biss, Leidenschaft und Moral gezeigt“, fand Toku. Man habe halt ein paar Prozente mehr gegeben als der Gegner und die Tore zum richtige Zeitpunkt gemacht. Unter der generösen Mithilfe der RWE-Abwehr, die auch beim zweiten Treffer von Canbulut ein Nickerchen hielt (60.). Zwischenzeitlich hatte Nico Lucas mit einem Distanzschuss in den Winkel für das 1:1 gesorgt (46.).
Ein langweiliger und harmloser Hausherr
Bis zum Ende der Saison müsse man alles geben für ein gutes Ergebnis, das betonte RWE-Trainer Karsten Neitzel auch diesmal. Doch die Worte verkümmerten gegen die SG 09 zu einem Lippenbekenntnis. Kaum energische Tacklings, keine Ideen, kein Esprit, keine Torgefahr. Was für ein langweiliger und harmloser Hausherr.
„Wir sind sehr enttäuscht”, gab Neitzel zu. Vor allem von der ersten Halbzeit, in er seinen Spielern keine oder zu wenig Überzeugung attestierte. In Hälfte zwei, der Trainer hatte taktisch der Dreierkette ein Glied hinzugefügt, lief es etwas besser. „Nach dem 1:2 hatte ich aber das Gefühl , dass uns etwas in den Kleidern hängt.“
Innenverteidiger Kehl-Gómez soll aus Saarbrücken kommen
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Warum eigentlich? RWE spielt ohne Last und ohne Druck. Doch niemand ergriff die Initiative, niemand ging voran und lebte Entschlossenheit vor. Wo waren die Leitwölfe? „Wir hatten zu viele Spieler auf dem Platz, die nicht an ihre Leistungen gekommen sind, die sie abrufen können”, sagt Neitzel. Und allzu intelligent habe man sich am Ende auch nicht angestellt.
Die Verantwortlichen an der Hafenstraße müssen nun also aus den Erfahrungen und Erkenntnissen die richtigen Konsequenzen ziehen. Das ist die große Herausforderung. Neuzugang Dennis Grote (32) vom Chemnitzer FC, Meister der Regionalliga Nord/Ost, dürfte als Führungsspieler kommen. Zudem wird wohl der spielstarke Innenverteidiger Marco Kehl-Gómez (26) vom Südwest-Regionalligisten 1.FC Saarbrücken verpflichtet.
Fest steht, dass Timo Brauer und Robin Urban keinen Vertrag mehr erhalten werden. Lukas Scepanik zieht es vermutlich in die 3. Liga zu Preußen Münster.