Udo Platzer ist im 23. Jahr in der Jugendabteilung – und das überaus erfolgreich. Spitzname in Anlehnung an ManU-Legende Alex Ferguson.
Als Udo Platzer seinen Spitznamen hört, muss er lachen. „Ich finde den nicht verkehrt“, sagt der 56-Jährige. „Sir“ nennt ihn bei RWE sein Trainerkollege Simon Hohenberg – in Anlehnung an Sir Alex Ferguson, der knapp 27 Jahre lang Manchester United trainierte und dabei 38 Titel gewann. Platzer ist im Sommer bei 23 Jahren im Jugendbereich von RWE angelangt, dort hat er etwas erreicht, was genauso viel Wert ist wie Titel.
Jahr für Jahr ist es dasselbe: Die U15 von Udo Platzer tut sich in der Regionalliga zunächst schwer, um dann in der Winterpause einen Sprung in der Entwicklung zu machen und die Klasse zu sichern. Auch in diesem Jahr gewann sie den Rückrundenauftakt gegen den 1. FC Köln und ist nach dem 0:0 gegen Alemannia Aachen Neunter. „Natürlich ist es wieder eng. Aber wir packen das auch diesmal wieder“, sagt Platzer.
1996 wechselte er vom TSV Marl-Hüls als Jugendtrainer zu RWE. Zunächst als E-Jugend-Trainer auf Asche. „Der erste Eindruck war katastrophal. Die ganze Ausrüstung – ich glaube, in den Trikots hat noch Helmut Rahn gespielt“, erinnert sich Platzer. Er blieb trotzdem und trainiert jetzt seit fast 15 Jahren mit zwei kurzen Unterbrechungen die U15 in der Regionalliga, der höchsten Spielklasse in dem Altersbereich.
Abgestiegen ist er in der Zeit nie. Da ab der U15 die Profi-Teams wie Dortmund, Schalke, Gladbach, Leverkusen und Köln richtig aufrüsten, kommt das einer Titelserie gleich. Zwar gibt es immer wieder schlechte Phasen, aber wenn andere Trainer alles auf den Kopf stellen und neue Wege gehen, schreitet Platzer umso entschlossener auf seinem voran. Im Ergebnis spielt seine Mannschaft spätestens nach einem halben Jahr genau so, wie er es haben will. Leidenschaftlich, schnell, mit Herz, ohne Respekt.
Trainer von Kutucu, Özil und Karadag
Udo Platzer trainierte bei RWE unter anderem den Schalke-Profi Ahmet Kutucu und Arsenal-London-Spieler Mesut Özil.
Fußballerisch ist ihm aber vor allem Bora Karadag in Erinnerung geblieben, der Ex-Profi von RWE, der sich mittlerweile bei Hamborn in der Landesliga verdingt: „Der hatte nur Mist gemacht, aber auf dem Platz war er begnadet.“
„Udo ist ein sehr emotionaler Trainer, der jeden Spieler richtig anpackt und immer ehrlich ist. Er ist ein lustiger Typ, der aber auch mal laut werden kann“, berichtet Kai Nakowitsch. Den heutigen Spieler von Rot-Weiß Oberhausen zog Platzer in Essen einst aus der U14 vorzeitig in die U15 hoch. Platzer, leidenschaftlicher Fan des FC Liverpool, bastelte damals ein Schild, ähnlich dem am legendären Stadion an der Anfield Road. Vor jedem Spiel klatschten die Spieler das Blech ab und zerrissen sich für ihren Trainer auf der Platz.
Auf Kohle geboren
„Udo ist einfach Udo: ein Typ, geboren auf Kohle“, sagt sein Trainerkollegen Simon Hohenberg. Den U17-Trainer coachte Platzer einst in der E-Jugend. „Mit seinem Trainerteam um Ulf Schwemin schafft Udo immer eine Gemeinschaft.“ Vielleicht hätte der Kontrollinspektor deshalb auch als Lehrer oder Sozialarbeiter seine Erfüllung gefunden – bei RWE wird ihm ein Händchen für Problemfälle nachgesagt. Auch zur Instagram-Generation findet er einen Draht, trotz eines Altersunterschieds von mehr als 40 Jahren.
Über einen Abschied von RWE hat Platzer deshalb nie nachgedacht, ebenso wenig an die Trainerrente. „Ich bleibe, bis die mich rausschmeißen“, sagt Platzer und lacht. „Aber im Ernst: Die 25 Jahre würde ich schon gerne voll machen.“ Für die 24. Saison hat er bereits verlängert – höchstwahrscheinlich wieder in der Regionalliga.