essen. . Anna Fellinger hat bei der DM in Berlin ihren zweiten Titel gewonnen. Sprung in die Juniorenklasse steht an. Trainerin lobt ihren Laufstil.

Zwei, drei schnelle Schritte macht Anna Fellinger auf dem Eis in der Essener Eishalle am Westbahnhof, setzt an zur Pirouette und dreht sich, als wäre es das leichteste auf der Welt. Viele Trainingsstunden hat Fellinger hinter sich, Stürze inklusive. Bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Berlin hat sich die Athletin vom Essener Jugend-Eiskunstlauf Verein (EJE) dafür belohnt. Zum dritten Mal hat sie teilgenommen, zum zweiten Mal stand sie ganz oben auf dem Podest.

„Das Lied aus La La Land kann ich privat nicht mehr hören“, gibt die 16-Jährige zu. Seit zwei Jahren läuft sie ihre Kür auf einen Mix aus dem oscarprämierten Film. Bald, nach der aktuellen Saison, wird die Kür ausgetauscht, dann wird zu einem neuen Lied gelaufen. An die Erfolge, die sie mit dem Programm errungen hat, möchte Fellinger natürlich anknüpfen. Und damit nicht alles neu ist, wird sie ihr Kurzprogramm, das sie zur Musik aus „The Greatest Showman“ läuft, beibehalten. „Das laufe ich auch erst seit einem Jahr“, so Fellinger.

Gibt Hilfestellungen auf dem Eis: Trainerin Heike Dieck-Jankowiak korrigiert Fehlhaltungen sofort.
Gibt Hilfestellungen auf dem Eis: Trainerin Heike Dieck-Jankowiak korrigiert Fehlhaltungen sofort. © Socrates Tassos

Die Programme erarbeitet sie gemeinsam mit ihrer Trainerin Heike Dieck-Jankowiak und einem Choreographen. Die Sprünge werden so eingebaut, dass Fellinger sie gut meistern kann – will sie den Sprung in die Juniorenklasse schaffen, muss sie ihr Repertoire um den Doppel-Axel erweitern. „Wenn sie den schafft, sehe ich keine Probleme für sie, auch in der Juniorenklasse mitzuhalten“, sagt die Trainerin. Sie weiß, was ihre Athletin auszeichnet: „Anna hat einen sehr weichen, schönen, eleganten Laufstil. Damit holt sie schon sehr viele Punkte.“

Ein neues Programm ist aber nicht nur eine Frage der Fähigkeiten, sondern auch des Geldes. „Es ist immer mit Kosten verbunden. Eine Kür aufzubauen kostet Geld, der Choreograph kostet Geld und das Kostüm kostet Geld“, sagt Lisa Steinmetz, Leiterin des Eiskunstlauf Stützpunktes in Essen. Aber nicht nur für das eigene Gefühl, sondern auch um bei den Wertungsrichtern zu punkten, ist es nötig, das Programm regelmäßig auszutauschen. „Man läuft es sonst ab und auch die Jury kann die Musik irgendwann nicht mehr hören“, sagt Lisa Steinmetz.

Nicole Schott nur 19. nach dem Kurzprogramm

Mit Mühe hat die Essenerin Nicole Schott zum Auftakt der EM in Minsk das Kürfinale erreicht. Mit Rang 19 im Kurzprogramm qualifizierte sie sich für das Finale der 24 besten Läuferinnen, das an diesem Freitag um 16 Uhr stattfindet.

Die 22-Jährige konnte in ihrem Kurzprogramm nur den dreifachen Toeloop stehen, schaffte aber die Dreifach-Dreifach-Kombination des Sprunges nicht und stürzte beim Doppel-Axel. „Ich weiß nicht, warum es so gelaufen ist“, rätselte Schott.

Entsprechend viel Leidenschaft und Engagement steckt Anna Fellinger in ihre Entwicklung. Wenn sie auf dem Eis steht, lebt ihre Trainerin das Programm vom Bandenrand mit, feuert den Teenager an. „So richtig nehme ich das nicht wahr, aber wenn dann ein „Ja“ kommt, weil ich einen Sprung gut gemeistert habe, dann motiviert mich das“, beschreibt Fellinger die Zusammenarbeit mit der Trainerin. Die begleitet sie auf dem Eis, gibt Hilfestellungen, damit die perfekte Körperhaltung gelingt. Im Punktesystem von minus fünf bis plus fünf geht es auch um Details, die sitzen müssen.

Details, die schmerzhaft sein können. „Wenn ich einen neuen Sprung übe, dann gibt das schon blaue Flecken. Oft trage ich auch Schutzpolster, damit es nicht so sehr weh tut“, beschreibt Anna Fellinger den Weg zu einem perfekten Sprung. Umso schöner ist es dann, wenn nach der Kür der Applaus aufbrandet, alles geklappt hat und eine gute Punktzahl als Belohnung da steht.

Ältere Schwester brachte sie aufs Eis

Schon früh hat Anna Fellinger ihre Leidenschaft für das Eiskunstlaufen entdeckt. Ihre ältere Schwester hat sie auf das Eis gebracht, dann ging es darum, zunächst einmal Laufen zu lernen. Es folgten leichtere Sprünge, um Gefühl für das Eis zu bekommen. Das große Vorbild war stets Nicole Schott, die den Sprung in die erweiterte Weltspitze längst geschafft und ihre Wurzeln ebenfalls in Essen hat.

In Berlin hat Fellinger sich jüngst erneut für die vielen Trainingsstunden belohnt und sich zum zweiten Mal zur Deutschen Meisterin gekürt. „Es war nicht so einfach. Ich musste als letzte auf das Eis, vor mir ist eine Berlinerin gestartet, die viel Applaus bekommen hat. Ich habe gezittert, hinterher war es dann aber die große Freude“, sagt Fellinger und stellt rückblickend fest: „Einige Sprünge waren vor der Meisterschaft nicht so sicher, als die aber dann geklappt haben, war die Erleichterung groß. Ich finde, ich bin sehr erwachsen gelaufen und habe mich auch im Ausdruck und der Körpersprache verbessert.“

Paarlauf wäre eine Option

Daran wird sie weiter arbeiten – genau wie am Doppel-Axel. Damit sie den nächsten Schritt machen kann. Vielleicht auch einmal im Paarlauf? „Das würde ich total gerne machen, aber es gibt leider zu wenig Jungs, die das machen wollen.“

Anna Fellinger geht zurück auf das Eis, ihre Trainerin ist bei ihr. Gemeinsam laufen sie, Fellinger streckt ein Bein nach hinten, den Körper flach nach vorne. Elegant gleitet sie über das Eis. Auf die Details kommt es an.