Essen. . Essens OB Kufen hat einen Olympia-Beauftragten ernannt. Sportmanager soll Essener mit Bescheidenheit für Sommerspiele im Jahr 2032 überzeugen.

Es ist ein bisschen wie beim Bobfahren. Es muss einen geben, der kräftig anschiebt, um erfolgreich ins Ziel zu kommen. Das Ziel liegt freilich noch in weiter Ferne, genauer gesagt, es geht um den Sommer 2032. Aus sportlicher Sicht ein magisches Jahr, denn dann finden die Olympischen Sommerspiele statt. Wo? Vielleicht vor unserer Haustür an Rhein und Ruhr und dann natürlich auch in der Metropole Essen.

Die Bemühungen um eine mögliche Bewerbung nehmen Fahrt auf. Es gibt bereits eine privat finanzierte Initiative „Rhein Ruhr City 2032“, die ersten Planierarbeiten hin zum offiziellen Antrag erledigt. Doch es ist noch ein verdammt weiter Weg. Erst 2020 bei den Olympischen Spielen in Tokio wird der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) sich positionieren, ob und wenn ja welche Kandidaten sich zunächst auf nationaler Ebene um die Ausrichtung bewerben sollen.

Sportmanager aus Heidhausen wird Olympia-Beauftrafter

 Horst Melzer und Stefan Settelmayer
Horst Melzer und Stefan Settelmayer

Für die einen wäre es ein Traum, für andere ein Trauma und allein schon deshalb ein Hirngespinst, ein sündhaft teures Projekt, das man sich nicht leisten müsse. Und da kommt Stefan Settelmayer (58) ins Spiel. Der Sportmanager aus Heidhausen ist vor Kurzem von Oberbürgermeister Thomas Kufen zum Olympia-Beauftragten der Stadt und damit sozusagen zum kommunalen Anschieber bestimmt worden.

Settelmayer soll in den nächsten Monaten den olympischen Geist aus der Flasche lassen und Begeisterung für das weltgrößte Sportevent entfachen. Vor allem muss er die Zweifler überzeugen, dass die Region Rhein-Ruhr genau der richtige Ort ist für Olympia 2032.

Mit Konzept der neuen Bescheidenheit überzeugen

Ihm zur Seite steht Horst Melzer, der schon 2001 von den fünf Ringen im Revier träumte und federführend an den Bewerbungsunterlagen der Region für die Spiele 2012 gearbeitet hatte. „Die Stadt Essen ist absolut reif für ein solches Projekt“, sagte Melzer damals, was für ihn noch heute gilt. Zumal das Konzept für die Spiele 2032 erstmals eine neue Bescheidenheit verkörpern und vor allem nachhaltig sein sollen, weil die meisten Sportstätten bereits bestehen und lediglich der Umstände halber aufpeppt werden müssten.

Dass Melzer nun wieder mit Leidenschaft am Ball ist, verwundert nicht. Mit den Essener Schwimm-Assen Christian Keller und Mark Warnecke hat er als Trainer vier Olympische Spiele erlebt, Settelmayer war als Sportmanager in Albertville (Winter 1992) und in Sydney (2000) vor Ort. „Wenn man das einmal erlebt hat, kennt man auch die Dimensionen und weiß, warum einen Olympia so fesselt.“

Zeitfenster für eine Olympia-Bewerbung

Sollte „Rhein Ruhr City 2032“ 2020 in Tokio tatsächlich Grünes Licht vom DOSB bekommen für eine Bewerbung, müsste man sich erst national durchsetzen.

Die Entscheidung, wer sich beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) bewirbt, fällt im Jahr 2023.

Das IOC entscheidet letztlich sieben Jahre vorher, 2025, wer die Spiele 2032 ausrichten darf.

Erfahrener Sportmanager

Settelmayer, den viele in Essen als Begleiter der Tennis-Bundesliga-Mannschaft des Etuf in Erinnerung haben, hat früher Events organisiert wie das Dressur-Reitturnier in der Grugahalle (1990), das damals mit Legende Reiner Klimke und der frisch gebackenen Weltmeisterin Nicole Uphoff 6000 Zuschauer anlockte. Er betreute Sportgrößen wie Tennisspieler Nikolas Kiefer oder Skirennläufer Tobias Barnerssoi, und Settelmayer erarbeitete mit Sportverbänden neue Strukturen.

Genau der richtige Mann, dachte sich Melzer und holte ihn mit ins Boot. „Zum einen finde ich das Konzept absolut überzeugend“, sagt Settelmayer. Aber die Entschlossenheit von OB Thomas Kufen habe noch viel mehr beeindruckt: „Er zaudert nicht, sondern hat einfach gesagt: Natürlich sind wir dabei. Und nun gibt er Gas, das gefällt mir.“

Olympia-Truck soll durch die Stadtteile rollen

Bei einem Abend im Rathaus mit Gästen aus Verwaltung, Politik und Wirtschaft fand das Konzept großen Anklang. Personal- und Ordnungsdezernent Christian Kromberg schlägt eine Kampagne vor: „Schicken wir doch einen Olympia-Truck durch die Stadtteile, um die Menschen vor Ort aufzuklären und zu begeistern.“ Settelmayer pflichtet ihm bei: „Wir müssen alle einbinden und auf unsere Seite ziehen.“

Bei der Präsentation war Essen Vorreiter, Mülheim und Duisburg werden nun nachziehen. Und auf Initiative von OB Kufen sollen sich bald die regionalen Größen aus Wirtschaft, Sport und Politik in Essen treffen. Messe-Chef Oliver Kuhrt hat bereits signalisiert, dass er dann gerne Gastgeber sein würde. Gastfreundschaft – auch die ist bei Olympia unerlässlich.