Essen. . In der B-Junioren Bundesliga ist RWE zur Winterpause noch sieglos. Widrige Umstände zu Saisonbeginn bringen Kaderplanung durcheinander.
Als Timur Kesim die Flanke wuchtig ins linke Eck köpft, endet im letzten Spiel des Jahres 2018 eine bemerkenswerte Serie: Die U17-Fußballer von Rot-Weiss Essen hatten in der Bundesliga bis zum zwischenzeitlichen 1:5 gegen Bayer Leverkusen zuvor seit 1018 Minuten kein Tor mehr aus dem Spiel heraus erzielt. Eine andere Serie steht allerdings zur Winterpause immer noch: RWE wartet weiterhin auf den ersten Saisonsieg. Intern schrillen deshalb längst die Alarmglocken.
Mit einem rot-weissen Negativrekord von nur drei Punkten und elf Zählern Rückstand auf die Nichtabstiegsplätze überwintert die U17 in der Bundesliga. Ein Abstieg scheint unvermeidlich, und er würde erhebliche Auswirkungen auf die gesamte Jugendabteilung haben, denn dann verlassen in der Regel die besten Talente den Verein – zu beobachten war das beim bislang letzten Abstieg vor zwei Jahren. Sieben Leistungsträger der U15 wechselten damals mangels Perspektive, jetzt spielen sie für die U17-Teams anderer Vereine. Dass die Talente aus der U15 und U16 nicht mehr bei den B-Junioren ankommen, trifft mittelfristig auch die U19, das Flaggschiff der Jugendabteilung.
Abstieg würde sich auf gesamte Nachwuchsabteilung auswirken
Dass die Entwicklung in der Nachwuchsabteilung gestört werden könnte, ist ärgerlich für RWE. Denn die restlichen Teams liegen im Soll, obwohl sie sich überwiegend mit den Talenten der Erst- und Zweitligisten messen müssen, die ein zigfach höheres Budget haben. So überwintert die U15 in der Regionalliga knapp auf einem Nichtabstiegsplatz. Angesichts der klaren Siege gegen die direkten Konkurrenten zweifelt aber niemand am Klassenerhalt. Ähnlich zuversichtlich ist man bei der U19, die als Neunter drei Punkten Vorsprung auf die Abstiegsplätze hat. Das Team überzeugt mit einer kompakten Defensive und einem gefährlichen Konterspiel. „Mit Ausnahme der U17 können wir mit der Hinrunde zufrieden sein“, sagt Enrico Schleinitz, Leiter des Nachwuchsleistungszentrums bei Rot-Weiss.
Sieben Spieler und den Trainer verloren
Im desaströsen Halbjahr der U17 sei vieles zusammengekommen, berichtet Schleinitz. Eigentlich habe der Kader nach dem Aufstieg im Mai bereits gestanden, dann zogen erste Spieler ihre Zusagen zurück. Anschließend verließ Trainer Toni Kotziampassis den Verein aus beruflichen Gründen, woraufhin weitere Spieler absagten. Am Ende des Monats hatte RWE sieben Jungs und den Trainer verloren. „So hat sich ein fertiger Kader verändert. Wir haben aber keine 40 Spieler mit Bundesligaqualität in der Pipeline“, sagt Schleinitz.
Nur drei Talente im Aufgebot haben eine RWE-Vergangenheit. Der Rest kam neu hinzu, vor allem aus der Niederrheinliga. „In der Vergangenheit hat das auch oft geklappt“, erinnert Schleinitz. Diesmal aber stimmt die Mischung nicht. Es mangelt an offensiver Qualität und es fehlen Spieler, an denen sich der Rest aufrichten kann.
Nur drei Punkte aus 16 Spielen gesammelt
Nach nur zwei Punkten aus neun Spielen versuchte RWE gegenzusteuern und ersetzte Trainer Lars Fleischer durch U16-Trainer Simon Hohenberg. Zwar wird dem Team eine fußballerische Weiterentwicklung attestiert, doch auch unter Hohenberg gab es in sieben Spielen nur einen Punkt. Trotzdem stellt Schleinitz klar: „Wir haben die Saison noch nicht abgehakt.“ Vier Spieler der ursprünglichen U16 sind schon in das Bundesligateam aufgerückt und gehören dort zum Stamm. Zudem sollen im Winter zwei Neuzugänge kommen. Vielleicht klappt es dann auch mit dem ersten Sieg.