Überruhr. . Blau-Gelb wechselt in der Winterpause seinen Trainer. Der Zeitpunkt kommt überraschend, denn der Aufsteiger schien die Wende geschafft zu haben.
Die Trainerfrage wird in Überruhr offensichtlich antizyklisch beantwortet. Als Fußball-Landesligist Blau-Gelb Überruhr während der Hinrunde neun Spiele in Serie verloren hatte, durfte Trainer Jörg Dohmann weitermachen. Stattdessen entließ ihn der Verein am Donnerstagabend, nachdem er vier Spiele hintereinander gewonnen hatte und der Aufsteiger auf einem Nichtabstiegsplatz überwintert. Ein neuer Trainer steht auch schon bereit: Ab sofort übernimmt der ehemalige RWE-Profi Stefan Lorenz.
„Wir haben uns im Vorstand beraten und die Halbserie aufgearbeitet. Daraufhin haben wir uns zu einem Neufang entschieden“, erklärt Überruhrs Sportlicher Leiter Mario Salogga. Diesen Schritt kann Jörg Dohmann nicht nachvollziehen: „Ich akzeptiere die Entscheidung, auch wenn ich finde, dass sie nicht richtig ist. Wir waren zuletzt wieder in der Spur.“
Seit Ende Oktober 16 Punkte geholt
In der Tat überrascht der Zeitpunkt des Trainerwechsels. Überruhr sammelte seit Ende Oktober 16 Punkte – mehr holte nur Spitzenreiter FC Kray.
Doch die vergangenen Wochen sollen nicht mehr ausschlaggebend gewesen sein. Schwerer wog die erste Hälfte der Hinrunde, in der Jörg Dohmann an seinem auf Ballbesitz ausgerichteten Fußball mit einer weit aufrückenden Abwehrkette festhielt. Die fast ausschließlich auf Konter spielenden Teams in der Landesliga bestraften das mit zehn Niederlagen in den ersten zwölf Partien.
Allerdings hatte Jörg Dohmann auch mit Verletzungspech zu kämpfen: Linksaußen Felix Scheider (31 Tore in der Aufstiegssaison) schleppte sich angeschlagen durch die Hinrunde und traf nur einmal. Dies gilt auch für Rechtsaußen Marius Topolko (14 Tore in der Vorsaison), der nur zweimal traf. Mittelstürmer Ersin Canseven (26 Tore in der Vorsaison) hing ohne seine Zulieferer in der Luft und verlor seinen Stammplatz.
0:5 in Rhede und 1:1 gegen den DSV
Angesichts dieser Umstände stärkte Mario Salogga seinem Trainer Anfang Oktober nach sieben Niederlagen in Serie noch den Rücken. Gegenüber dieser Zeitung sagte er über Jörg Dohmann: „Ich habe vollstes Vertrauen in ihn, dass er uns da rausholt.“
Doch die folgenden Wochen ließen wohl die Stimmung im Vorstand kippen – insbesondere das 0:5 in Rhede und das 1:1 gegen den Duisburger SV. Einen vorzeitigen Trainerwechsel soll in erster Linie der Mangel an Alternativen verhindert haben. Diese Situation änderte sich erst, als man Stefan Lorenz zu einem Comeback als Trainer ab der Winterpause überreden konnte. Der 37-Jährige hatte 2015 den TuS West 81 in die Landesliga geführt und anschließend ein Jahr als Co-Trainer bei RWE gewirkt.
Jörg Dohmann zieht ein versöhnliches Fazit
Als Jörg Dohmann seine Siegesserie immer weiter ausbaute und sogar 3:0 gegen Aufstiegsanwärter Sportfreunde Niederwenigern gewann, soll die Entscheidung gegen ihn bereits gefallen gewesen sein. Den zeitlichen Ablauf will Mario Salogga nicht im Detail kommentieren, er erklärt die Entscheidung aber wie folgt: „Wir müssen sehen, was das Beste für den Verein und alle Beteiligten ist. Unserer Ansicht nach tut uns ein neues Gesicht gut.“
Fest steht, dass Stefan Lorenz eine deutlich bessere Ausgangssituation vorfindet, als es vor wenigen Wochen noch zu vermuten war. Mario Salogga stellt diesbezüglich klar: „Jörg hat hier in seinem anderthalb Jahren hervorragende Arbeit gemacht, er hatte zuletzt einfach nicht immer das nötige Glück.“
Auch Jörg Dohmann zieht trotz seiner für ihn nicht nachvollziehbaren Entlassung ein versöhnliches Fazit. „Ich nehme viel Positives mit. Wir haben hier unter nicht immer einfachen Umständen sehr viel erreicht“, sagt er. Den Klassenerhalt muss aber Stefan Lorenz sichern.