Essen. . Peter Torebko vom Zweitligisten TC Bredeney trainierte beim ATP-Finale mit Weltmeister Alexander Zverev und den Stars Nishikori, Isner und Thiem.

Es kommt nicht allzu oft vor, dass Ivan Lendl in der Öffentlichkeit ein Lächeln zeigt. Eine freundliche Miene passt nicht zum Image des bärbeißigen Tennistrainers, der sich einst als Spieler legendäre Duelle mit einem gewissen Boris Becker geliefert hat. Vor dem Auftaktmatch seines Schützlings Alexander Zverev beim Saisonfinale in London strahlte Lendl jedoch über das ganze Gesicht, während er ausgelassen mit Peter Torebko plauderte.

Der Tennisprofi aus Wesel, der für den TC Bredeney in der 2. Bundesliga aufschlägt, bewegt sich in der gigantischen o2-Arena auf Augenhöhe mit den Superstars. Torebko ist Trainingspartner, er bereitet Alexander Zverev und Co. auf die Matches vor, steht mit dem Japaner Kei Nishikori, dem Amerikaner John Isner und Dominic Thiem aus Österreich zum Teil stundenlang am Tag auf dem Platz.

Keine stumme Ballmaschine

Doch Torebko ist mehr als nur eine stumme Ballmaschine, er ist ein Kollege, ein Vertrauter, auch wenn er nicht so gut verdient wie die millionenschweren Aushängeschilder seines Sports. „Sascha Zverev hat sich gefreut, als wir uns auf dem Platz getroffen haben. Bei so einem Turnier kann es schon wichtig sein, einmal ein bekanntes Gesicht zu sehen“, sagte Torebko, der 2014 gegen Zverev in der Qualifikation zum Sandplatzturnier in Düsseldorf knapp verloren hatte. Selbst Ivan Lendl habe ihn wiedererkannt, vor Jahren waren sie sich in Florida über den Weg gelaufen.

Den Traum von Ruhm und Geld, von großen Titeln in Melbourne, Paris oder Wimbledon hat Torebko zwar schon länger aufgegeben. Für eine ansehnliche Karriere in der zweiten und dritten Reihe der Profitour hat es dennoch gereicht. Mittlerweile wird er auf Platz 374 der Weltrangliste geführt, tingelt durch die Tenniswelt und hat durch die Mannschaftsspiele beim Zweitligisten TC Bredeney oder bei Klubs in Österreich, Italien und Tschechien ein ordentliches Auskommen. Nebenbei bereitet er sich mit einem BWL-Fernstudium auf die Zeit nach dem Tennis vor.

So viel Aufmerksamkeit wie in London hat Torebko bislang jedoch noch nicht bekommen. Auch wenn er nur der Zuarbeiter der Stars ist, muss er Autogrammwünsche erfüllen; er stand für den Pay-TV-Sender Sky vor der Kamera und sorgte damit für Gänsehaut bei seiner Mutter Ursula. „Mein Training mit Zverev wurde übertragen. Sie hat mich sofort angerufen, weil sie mich zum ersten Mal überhaupt im Fernsehen spielen gesehen hat“, sagte Torebko.

Initiativbewerbung bei der ATP

Der 30-Jährige hatte sich selbst bei der ATP um den Job beworben. Als Fan wäre er ohnehin nach London geflogen, nun ist er mittendrin statt nur dabei. Geld bekommt er für sein Engagement nicht, dafür jede Menge Motivation für die kommenden Aufgaben. „Wenn man mit diesen Spielern und Trainern auf dem Platz steht, brennt das Feuer weiter“, sagte er.

Bei seinem ersten Auftritt in London habe er sich „wie ein kleiner Junge am ersten Schultag“ gefühlt. Vor der Einheit mit Nishikori, der sich auf seine Partie gegen den Schweizer Roger Federer vorbereitete, „war ich wahnsinnig nervös“, sagte Torebko: „Man will ja keine Fehler machen, aber merkt dann schnell, dass dort auch nur Menschen auf der anderen Seite stehen.“

Michael Chang testete Torebko beim Einschlagen

Menschen, die zwar ihren Sport besser beherrschen als der Rest der Welt, die den Ball aber auch einmal unsauber treffen. Nishikoris Trainer Michael Chang, wie Ivan Lendl Grand-Slam-Champion und Becker-Rivale, nahm Torebko die Nervosität. Der French-Open-Sieger von 1989 testete den Weseler beim Einschlagen – und gab nach einigen Ballwechseln sein Okay. Torebko kommt an bei den Stars, nicht nur durch seine spielerische Qualität. Er bringt sogar Ivan Lendl in aller Öffentlichkeit zum Lachen.