coburg. . Tusem Essen gewinnt ein packendes Spitzenspiel beim bis dato ungeschlagenen Tabellenführer HSC Coburg mit 30:29 (16:17).

HSC Coburg -
Tusem Essen 29:30 (17:16)

Tusem: Bliß, Mangold; Beyer (2), J.Ellwanger (4), Witzke (2), Akakpo, Szczesny (4), Ridder (1), Müller (2), Firnhaber (4), Seidel, Klingler (4), Skroblien (3/1), Ingenpaß, Zechel (4).

Siebenmeter: 5/4 – 2/1. Strafminuten: 8 – 10. Schiedsrichter: Kilp (Oberursel)/Maier (Steinbach). Zuschauer: 2702

Ihm fehlten die Worte. Carsten Ridder erlebte kurz zuvor seinen ganz persönlichen Glücksmoment, und alle seine Mitspieler hatten genug Grund mit ihm zu feiern. Der 23-jährige Handballer vom Tusem Essen feierte nach monatelanger Verletzungspause seine Rückkehr, und als wäre das emotional nicht schon aufregend genug, gelang dem Rückraumspieler zwei Sekunden vor dem Ende sogar der Siegtreffer beim 30:29-Sieg gegen den bis dato ungeschlagenen Spitzenreiter HSC Coburg.

Ein knapper Überraschungserfolg

„Das Spiel war die ganze Zeit eng, und dann habe ich am Ende den Ball von Luca Witzke bekommen und einfach nur gedacht: ‚Der muss irgendwie rein‘“, erklärte Ridder unmittelbar nach dem Überraschungserfolg der Essener in Oberfranken. Dabei hatte eigentlich der Tabellenführer den Sieg in der Hand. In der letzten Spielminute durfte der HSC noch einmal angreifen und spielte die Zeit herunter. Doch Christoph Neuhold konnte einen Pass seines Mitspielers nicht konzentriert genug annehmen. Der Ball – und damit auch der Sieg – glitt ihm aus der linken Hand. und so spritzte der Tusem dazwischen und startete einen Gegenangriff. Mit dem besagten Ende: Witzke auf Ridder, Ridder mit dem Wurf ins Tor, Ridder im Vollsprint zu den Fans, schier grenzenloser Jubel. Eine Kleinig-, nein, eine Winzigkeit entschied die Partie zugunsten der Gäste.

Auch der sonst eher nüchterne Trainer Jaron Siewert geizte nach diesem Topspielsieg nicht mit euphorischen Aussagen: „In Coburg die zwei Punkte zu holen ist wirklich überragend. Und dass ausgerechnet Carsten das entscheidende Tor macht, ist unglaublich.“ Seine Zufriedenheit nach dem Spiel läge so bei elf bis zwölf auf der berühmten Skala, die normalerweise nur von eins bis zehn geht.

Siegtreffer zwei Sekunden vor Schluss: Carsten Ridder.
Siegtreffer zwei Sekunden vor Schluss: Carsten Ridder. © Michael Gohl

Der Tusem-Trainer hatte aber auch allen Grund dazu. Denn er sah nicht nur ein insgesamt sehr packendes Topspiel auf hohem Zweitliga-Niveau, sondern vor allem eine starke Leistung seiner Mannschaft. Sie trat von Beginn an mutig auf, ließ sich vom immer besser werdenden Gegner nicht einschüchtern und spielte selbst ihre Stärken aus. Mit Cleverness im Angriff, mit einer engagierten Abwehrleistung und mit dem Siegeswillen im Abschluss.

Nur Top-Torjäger Billek war nicht zu bremsen

Lediglich Coburgs Top-Torjäger Florian Billek, der diesmal zehn Treffer beisteuerte, war nicht oft zu bremsen und somit der Hoffnungsträger der Bayern. Auf Seiten des Tusem stach kein Spieler hervor, was die Essener aber auch gar nicht nötig hatten. Justin Müller sei hervorzuheben, der immer wieder das Spiel antrieb und viele gute Ideen hatte. Doch für die Tore zeichneten sich in erster Linie andere verantwortlich.

„Der Sieg hat eine Riesen-Bedeutung für uns, und die Saison macht uns bislang einfach nur stolz“, freute sich Siewert. Die Essener haben ihre Formstärke bewiesen. Dass sie in der Tabelle nur einen Punkt hinter dem Spitzenreiter stehen, ist weder Glück noch Zufall.

Was auf der rund sechsstündigen Rückreise im Tusem-Partybus passierte, ist nicht bekannt. Doch vor der nun anstehenden knapp zweiwöchigen Pause dürfte es etwas lauter und feuchtfröhlich gewesen sein.