Carolin Daniels ist eine der wenigen Frauen, die angehende Profis trainiert. Ihre A-Trainer-Lizenz erhielt die TCB-Spielerin als Jahrgangsbeste.

Noch ist Carolin Daniels hin und wieder als aktive Tennisspielerin unterwegs. Dank ihres starken Aufschlags und der guten Volleys ist die Akteurin des Essener Tennisclubs Bredeney vor allem im Doppel erfolgreich. Eine langwierige Handgelenksverletzung bremste die Profi-Karriere der erst 26-Jährigen aber früh aus. Eine Blessur, die die große Blonde dazu zwang, über einen Plan B nachzudenken.

„Für mich war klar, dass ich im Bereich Tennis und auch im Leistungssport bleiben möchte“, sagt Carolin Daniels. Darum gründete sie zusammen mit ihrem ehemaligen Trainer Marius Kur eine eigene Tennis-Akademie, die inzwischen drei Standorte hat. Den ersten eröffnete das Duo 2016 in Münster, Anfang dieses Jahres folgte Paderborn, und seit dem 13. Juni gibt es die dritte Stätte in Meerbusch.

Anspruch an eigene Leistungsfähigkeit ist sehr hoch

Daniels und Kur verfolgen mit ihrer Tennisschule ein Konzept, das sich hauptsächlich auf Leistungssportler konzentriert. „Wir wollen junge Spieler auf ihrem Weg hin zur ATP- und WTA-Tour begleiten“, erklärt Marius Kur, und Carolin Daniels ergänzt: „Darum sind alle Trainer, die mit uns arbeiten, ehemalige Profis.“

Zwei weitere Akteure im Trainer-Team

Neben Carolin Daniels und Marius Kur sind derzeit noch zwei weitere Akteure im Trainer-Team. Bartlomiej Dabrowski, 27-maliger Davis-Cup-Spieler für Polen, und Sarah Gronert, die mit Carolin Daniels beim TC Bredeney im Bundesliga-Team spielt und sich hauptsächlich um die Nachwuchs-Sportler im Raum Düsseldorf kümmern wird.

Am neuen Standort in Meerbusch bietet die Tennis Base Germany am heutigen Mittwoch, 20. Juni, ein Probetraining von 16.30 bis 18 Uhr an. Informationen gibt es im Internet auf www.tennisbase-germany.com und per E-Mail an info@tennisbase-germany.com

Vom Spieler zum Trainer: Für viele männliche Ex-Profis ist das ein naheliegender Schritt nach der eigenen Karriere, für Frauen aber alles andere als selbstverständlich. Von denjenigen, die die A-Trainer-Lizenz des Deutschen Tennisbundes erwerben wollen, ist nur jeder vierte Teilnehmer weiblich.

Das bestätigt auch der Deutsche Bundestrainer Hans-Peter Born. „Bei etwa 17 Kandidaten sind pro Jahrgang meist nur drei oder vier Frauen dabei“, sagt er. Tennistraining sei noch immer eine Männerdomäne. „Das hängt mit der Tradition der Sportart zusammen“, glaubt Hans-Peter Born. Früher habe es gar keine Trainerinnen gegeben. Als mögliche Erklärung führt er an: „Bei der A-Trainer-Lizenz ist es so, dass der Anspruch an die eigene Leistungsfähigkeit sehr hoch ist. Der Trainer beziehungsweise die Trainerin muss in der Lage sein, mit einem Spieler einen Wettkampf bestreiten zu können.“

Auch Dinah Pfizenmaier war bei Hans-Peter Born

Da unterscheide sich Tennis klar von anderen Sportarten. „Als Schwimmtrainerin bin ich am Rand, stoppe die Zeit, gebe die Trainingsaufgaben, beobachte das Training, korrigiere, aber ich schwimme da nicht mit. Im Tennis ist es so, dass die eigene Praxis sehr stark betont wird“, analysiert der DTB-Ausbildungsleiter.

Dinah Pfizenmaier.
Dinah Pfizenmaier. © Imago

Die Frauen, die im Tennis zu A-Trainerinnen ausgebildet werden, müssten sogar besser sein als die Männer, „weil sie das ein bisschen kompensieren müssen“. Hans-Peter Born, bei dem auch Carolin Daniels und ihre Bredeneyer Team-Kollegin Dinah Pfizenmaier ihren Trainerlehrgang absolvierten, würde es sehr begrüßen, wenn mehr Frauen Trainerinnen würden, „weil ich in den Lehrgängen gemerkt habe, dass viele Frauen da sehr, sehr gut waren“.

Im Einzel auf Weltranglisten-Position 363

So auch die 26-jährige Carolin Daniels, die ihre A-Lizenz als Jahrgangsbeste erhielt. Außerdem ist sie staatlich geprüfte Tennistrainerin und seit Januar 2017 auch Athletiktrainerin des Deutschen Tennisbundes. „Dort war ich die einzige Frau im Kurs“, berichtet Carolin Daniels, deren höchste Weltranglisten-Position im Einzel 363 betrug und die im Doppel zu den 150 besten Spielerinnen der Welt zählte.

Ihr Trainer-Vorbild? Ein wirkliches Idol habe sie nicht, sagt Carolin Daniels. „Aber Barbara Rittner hat mir sehr viele wertvolle Tipps gegeben, als ich etwa 16, 17 Jahre alt war. In ihrem Porsche-Team-Deutschland hat sie viele Spielerinnen groß gemacht, die sich in den Top 100 etabliert haben.“ Von Rittner könne sie sich noch einiges abschauen, sagt die junge Trainerin. Und sie hat es auch sich zur Aufgabe gemacht, Talente auf deren Weg zum Tennis-Profi zu unterstützen.