Laura Neboli und Kyra Malinowski haben die U 20 der SGS Essen in die 2. Bundesliga geführt, die in der Saison 2018/19 eingleisig sein wird.

Trainer Ralf Agolli war aus dem Häuschen: 2009 war ihm ein Transfercoup gelungen. Als Rakete bezeichnete er Kyra Malinowski, die als 17-Jährige in die Frauenfußball-Bundesliga zur SGS Essen wechselte. Noch im selben Jahr wurde sie U 17-Europameisterin und erzielte alleine im Finale fünf Treffer. Spätestens mit der Auszeichnung der Fritz-Walter-Medaille im Jahr darauf stand fest: Kyra Malinowski steht eine große Karriere bevor. Doch es kam anders.

Denn die Gesundheit spielte nicht mit. Nach zwei Kreuzbandrissen musste die Lehramtsstudentin ihre aktive Karriere 2013 mit nur 21 Jahren beenden. Ihr Traum war geplatzt, Kyra Malinowski zog sich zurück. Doch nicht für allzu lange: „Wenn man wie ich mit dem Ball aufgewachsen ist“, sagt sie, „ist es schwierig, nichts mehr mit Fußball zu tun zu haben.“ So entschloss sie sich für die Trainerausbildung. Mit der B-Lizenz in der Tasche griff sie zum Hörer und rief Willi Wißing an.

Hinten mit Vernunft, vorne kreativ

„Ich wollte irgendwie reinrutschen in den Trainerjob“, erklärt sie. Und sie stieß beim früheren Geschäftsführer auf offene Ohren. Denn nur eine Woche vorher hatte ihm noch Laura Neboli gesagt, dass sie sich eine Co-Trainerin für die U 20 wünsche. Eine glückliche Fügung, denn nach dem ersten Treffen war Laura Neboli und Kyra Malinowski klar: Das passt. „Wir haben sofort gemerkt, dass wir die gleiche Spielphilosophie haben: hinten mit Vernunft, vorne kreativ“, sagt Laura Neboli.

Der Aufstieg in die 2 Bundesliga war am 3. Juni perfekt: Trainerin Laura Neboli freut sich mit Mary Tracy Boahen, Mara Grutkamp und Hanna Hamdi (von links).
Der Aufstieg in die 2 Bundesliga war am 3. Juni perfekt: Trainerin Laura Neboli freut sich mit Mary Tracy Boahen, Mara Grutkamp und Hanna Hamdi (von links). © Michael Gohl

Zwei Jahre später trägt die Arbeit Früchte: Denn das Trainerinnen-Duo hat die Essener Reserve über die Relegation in die 2. Bundesliga geführt. Damit ist die SGS in der neuen Saison sowohl erst- als auch zweitklassig. Eine Riesensache für Schönebeck, eine bessere Perspektive kann man gerade dem Nachwuchs kaum bieten. Dass die zweite Mannschaft dabei als U 20 geführt wird, passt ohnehin ins Konzept. Wobei Laura Neboli betont: „Wir wollen nicht nur ausbilden, sondern auch selbst Erfolg haben.“

Der Weg zum Aufstieg war allerdings ein steiniger. Und auch ein lehrreicher. 20 Spieltage führten die Essenerinnen die Regionalliga-Tabelle klar an. Doch in der Rückrunde stotterte der Motor. „Es war unser Ziel, Meister zu werden. Aber vielleicht haben wir im Januar zu stark aussortiert. Darunter hat der Konkurrenzkampf gelitten“, moniert Laura Neboli. Auch die Verletzung von Nicola Ludwig (Mittelfußbruch) wog schwer.

Verträge vorzeitig verlängert

So konnten Borussia Bocholt und der VfL Bochum die Essenerinnen noch abfangen. Allerdings verzichteten beide Clubs auf einen Aufstieg in die neue, eingleisige 2. Liga. Die SGS rückte nach. „Wir haben zu früh gedacht, wir sind die besten. Der tiefe Fall war dann gut, weil wir daraus gelernt haben und ein richtiges Team geworden sind“, schwärmt Laura Neboli. Die Relegation war dann keine Hürde mehr und der Aufstieg somit perfekt.

Aus Vereinssicht gab es keine Zweifel, diesen auch wahrzunehmen. „Natürlich bedeutet das auch steigende Kosten, aber wir haben die Ausgabenseite realistisch kalkuliert“, erklärt SGS-Manager Philipp Symanzik. So signalisierte der Verein dem DFB frühzeitig seine Bereitschaft. „Das sind wir dem Trainerteam auch schuldig. Dafür, dass sich beide Tag und Nacht aufgerieben haben.“ Die Verträge mit Laura Neboli und Kyra Malinowski wurden ohnehin schon vorzeitig verlängert.

„Aber es gibt natürlich auch sportliche Argumente“, fährt Philipp Symanzik fort. „Die U 20 ist ein wichtiges Bindeglied zwischen dem Juniorinnen- und Erstligabereich. Durch das höhere Liganiveau werden sich unsere Talente noch besser entwickeln.“ Und dabei nimmt Laura Neboli auch gleich ihre Spielerinnen in die Pflicht. „Die Mädels müssen jetzt zeigen, dass sie mitziehen wollen, und auch mal laufen oder in den Kraftraum gehen, wenn kein Training ist.“ Denn klar ist auch: Um am Ende keiner der drei Absteiger zu sein, muss sich die SGS strecken. „Wir müssen“, sagt Laura Neboli, „super fit sein und mehr laufen als andere.“

>>KEINE ENTSPANNUNG IN SICHT

Der Aufstieg ist der U 20 gerade erst geglückt, doch von Entspannung kann noch keine Rede sein. Die Planungen laufen auf Hochtouren. Und ein paar Hausaufgaben stehen noch aus: Eine Trainingsmöglichkeit auf Rasen wünscht sich Laura Neboli ebenso wie Verstärkungen im Trainer-Team.

Ein Torwart- sowie ein Athletiktrainer und Physiotherapeut, sagt Laura Neboli, stünden ihrer Mannschaft gut zu Gesicht.