essen. . Horst Melzer, Geschäftsführer des Essener Sportinternats, meint, dass nur ein Profi das Olympia-Konzept erfolgreich umsetzen kann.

Olympische Spiele – das ist ein großes, ein polarisierendes und inzwischen auch wieder aktuelles Thema im Revier. Der olympische Geist hat sich allerdings grad mal in die Flasche verzogen. Vor ein paar Wochen war er kurz aufgetaucht und erinnerte daran, dass seit knapp zwei Jahren ein ehrgeiziger Plan die Region umtreibt: Die Olympischen Sommerspiele 2032 sollen in NRW stattfinden, genauer gesagt in der Rhein-Ruhr Region. Und die dazu gehörige Initiative „Rhein Ruhr City 2032“ ist schon längst aus der Taufe gehoben worden.

Horst Melzer (67) ist Feuer und Flamme. Dass es aktuell wieder etwas ruhig geworden ist rund um die fünf Ringe, passt ihm gar nicht. Olympia im Revier fände der ehemalige Sportreferent der Stadt und heutige Geschäftsführer des Essener Sportinternats prima, ach was, er fände es grandios. „Es bietet sich die einmalige Chance, weltweit auf sich aufmerksam zu machen“. Alle Menschen in NRW würden davon profitieren, auch wenn sich nicht alles in Euro berechnen ließe.

Zwei ideale Olympiabotschafter: Die ehemaligen Schwimm-Asse Christian Keller (l.) und Mark Warnecke (r.).
Zwei ideale Olympiabotschafter: Die ehemaligen Schwimm-Asse Christian Keller (l.) und Mark Warnecke (r.). © Michael Gohl

Melzer plädiert und kämpft für die Spiele im Revier, und wenn sich dieser Mann was in den Kopf gesetzt hat, ist er bekanntlich kaum zu bremsen. Man müsse jetzt zupacken, fordert Melzer, die Dinge entschlossen und professionell vorantreiben. Genau so redet er auch vor 18 Jahren, als die Olympische Initiative noch „Düsseldorf Rhein-Ruhr 2012“ hieß. Damals war Melzer ein Protagonist, der offizielle Olympiabeauftragte der Stadt Essen und federführend bei der Bewerbung. „Wir waren Düsseldorf oft einen Schritt voraus“, erinnert er sich. Hartnäckig und unverdrossen verfolgte Melzer den Plan. Der damalige Stadtdirektor Christian Hülsmann hatte zu jener Zeit manchmal den Eindruck, als hätte „der Horst“ vor seinem Büro übernachtet, so oft stand dieser frühmorgens auf der Matte, um Vorschläge zu machen oder Dinge umsetzen. Genutzt hatte es letztlich nichts, denn national bekam Leipzig den Zuschlag und London den Auftrag für 2012.

Der neue Kurs ist vorgegeben: Weg vom wahnwitzig teuren Gigantismus. Für Melzer ist das Konzept stimmig und im Prinzip nicht viel anders damals. „Man muss das Ganze auf mehrere Schultern verteilen“, betont er – wie vor zwölf Jahren. 14 Austragungsorte sind diesmal vorgesehen. „Und nachhaltig wäre das Konzept auch.“ Zu 80 Prozent existierten die Sportanlagen bereits, man müsse sie lediglich auf olympisches Niveau hieven, so die Kalkulation. Und anschließend könnte man sie problemlos weiter nutzen.

Ruhrgebiet könnte zu einer Einheit werden

Sportmanager Michael Mronz, hat die Initiative „Rhein Ruhr City 2032“ gegründet. Er wird künftig ein Orga-Büro auf Zeche Zollverein einrichten.

Dort sollen die Fäden aus den vorgesehenen Austragungsorten zusammengeführt und gebündelt werden. Horst Melzer erkennt auch darin einen positiven Effekt: „Durch die gemeinsame olympische Idee könnte das Ruhrgebiet endlich eine Einheit werden.“

Die Pläne, sich für Olympia zu bewerben, sind inzwischen konkret. Und wieder ist Melzer am Ball und würde am liebsten vorneweg dribbeln. Die Ungeduld im Nacken, aber ohne Ambitionen auf ein offizielles Amt. „Wenn ich von einer Idee angetan bin, möchte ich die Menschen einfach mitnehmen“, sagt er.

Als Essens OB Thomas Kufen im vergangenen Oktober zum Info-Treffen lud, schlug Melzer, der Netzwerker, erst einmal zwölf namhafte Olympiabotschafter als Werbeträger für repräsentative Aufgaben vor. Die Olympiasieger Ansgar Wessling (Rudern) und Thomas Reineck (Kanu) waren dabei sowie die Schwimm-Asse Christian Keller und Mark Warnecke, die Melzer zu einer olympische Medaille führte.

Als Trainer viermal bei Olympia

Als Trainer nahm der Essener an vier Olympischen Spielen (1992-2008) teil, nun möchte er dieses Event noch einmal gewissermaßen vor der Haustür erleben. Zweifel, dass die Herausforderung für Essen und die Region eine Nummer zu groß sein könnte, kommen ihm nicht. Im Gegenteil, Melzer ist so beseelt von der Vorstellung, dass es ihm gar nicht schnell genug gehen kann mit der Bewerbung. „Die Stadt Essen hat sich als Kultur- und Grüne Hauptstadt Europas jeweils mit Geschick und Engagement ausgezeichnet präsentiert“, lobt er. „Beide Projekte wurden von professionellen Mitarbeitern umgesetzt. Und die Bewerbung um das größte Sportereignis der Welt geht ebenfalls nur mit Profis. Da sollte die Stadt Essen möglichst zeitnah einen offiziellen Olympiabeauftragen ernennen.“