Essen. . Seit 29 Jahren kümmert sich Lisa Steinmetz nun schon um den Nachwuchs. Für die deutsche Nummer eins stellt sie momentan den Olympia-Wecker.
In diesen Tagen besuchte mal wieder ein Kamerateam vom Westdeutschen Rundfunk die Eishalle am Westbahnhof, um Bilder einzufangen, die zeigen, wo in der Region Eiskunstlauf-Talente reifen. Der Anlass: Bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang hatten Aljona Savchenko und Bruno Massot Gold im Paarlauf geholt, das erste für Deutschland seit 66 Jahren. Da rückt auch diese Disziplin ins öffentliche Interesse. Doch die Bilder lassen sich in Kürze noch einmal verwenden, denn die Essenerin Nicole Schott (21) startet Mittwochfrüh (2 Uhr MEZ) in Südkorea mit dem Kurzprogramm im Einzel-Wettbewerb.
Goldmedaille im Paarlauf war wichtig für Sportart
„Diese Goldmedaille im Paarlauf “, sagt Lisa Steinmetz vom Essener Jugend-Eiskunstlaufverein (EJE), „ist ganz wichtig für unsere Sportart. Sie wird uns einen Aufschwung bringen.“ Selbstverständlich sei dieser grandiose Triumph auch Gesprächsthema im Verein, doch dort fiebern sie noch viel mehr mit ihrer Nicole. Mit drei Jahren schlüpfte Nicole Schott erstmals in die Kufenschuhe und glitt auf wackeligen Knien über das Essener Eis. Heute ist sie eine junge Frau und schon dreimal Deutsche Meisterin geworden. Sie ist die Nummer eins in Deutschland.
EJE ist für Nachwuchsarbeit bekannt
Seit 29 Jahren ist Lisa Steinmetz Leiterin des Eislauf-Landesstützpunktes im Essener Westen. Sie hat dort eine Menge Sprößlinge wachsen und reifen sehen. „Ich habe jede freie Minute für besser Bedingungen gekämpft, habe versucht, die Strukturen zu verbessern und etwas zu bewegen“, sagt Steinmetz und schmunzelt: „Wenn irgendetwas nicht gepasst hat, bin ich immer sofort zur Stadt oder zum OB geflitzt.“ Und so ist das wohl auch heute noch.
Der EJE ist für seine gute und erfolgreiche Nachwuchsarbeit bekannt. Rund 200 Mädchen und Jungen üben dort in allen Leistungsklassen. Viele im Alter von acht bis zwölf Jahren, aber auch „Frischlinge“ zwischen drei und fünf Jahren, sind darunter. Und sie alle können stolz von sich behaupten, dass sie in dem Verein trainieren, in dem Nicole Schott groß geworden ist. Sie ist derzeit das Vorbild, ja fast schon ein Idol. Denn sie hat mit der Olmypia-Teilnahme etwas geschafft, was für die meisten ein Traum bleiben wird. „Natürlich bin ich auch stolz auf sie“, sagt Lisa Steinmetz. „Ich habe ja gesehen, wie sie angefangen hat und von Jahr zu Jahr besser geworden ist.“
Das Verhältnis ist entsprechend innig, übrigens zur gesamten Familie Schott. Nicoles Eltern haben ihre Tochter nach Pyoengchang begleitet und versorgen nun die Heimat mit den neuesten Eindrücken und Informationen. Und sie schwärmen von der einzigartigen Atmosphäre unter den fünf Ringen: „Es riecht einfach anders“, schreibt der Vater. Und er muss es wissen, denn er hat seine Tochter schon zu Wettkämpfen in der ganzen Welt begleitet.
Lisa Steinmetz ist natürlich auch vom Olympischen Geist beseelt und will keinen Moment verpassen. Deshalb hat sie zu Hause ihr eigenes Olympia-Studio eingerichtet. „Damit ich die Eislauf-Wettkämpfe in der Nacht verfolgen kann und meinen Mann nicht störe.“ Der wundert sich höchstens mal morgens, dass die Gattin etwas müde ausschaut, aber Verständnis hat er allemal, schließlich engagiert sich der Mediziner ebenfalls in der Freizeit beim EJE.
Beim Sturz leidet Lisa Steinmetz mit
Lisa Steinmetz hat sich bereits einige Nächte um die Ohren geschlagen. Sie hat Savchenko und Massot bejubelt und den Teamwettbewerb verfolgt, bei dem die Deutschen Platz sieben belegten. Als Nicole Schott dort bei ihrer olympischen Premiere stürzte, hat Lisa Steinmetz mitgelitten. „Ich war völlig nervös und fertig, habe gezittert. Erster Sprung, erste Kombi..., ich kenne ihre Kür ja in- und auswenig. Nach dem Sturz hat sie sich gefangen und es noch gut gemacht.“ Wie zuvor bei der EM in Moskau, als Schott das Kurzprogramm total vergeigte, aber mit einer fehlerfreien Kür noch auf Rang zehn landete. „Daraus hat sie wieder viel gelernt,“ ist Steinmetz überzeugt.
Rang 13 bis 15 ist machbar
In der Nacht zum Mittwoch wird Steinmetz also allein in ihren Zimmer vor der Mattscheibe hocken und hoffen. „Sie muss einfach fehlerfrei durchkommen, dann wird man sehen, was am Ende herauskommt, aber eigentlich ist die Platzierung egal“, sagt Lisa Steinmetz. Eine Medaille kann man von der Olympia-Debütantin ohnehin nicht erwarten. „Dass sie dabei ist, ist schon toll. Ich traue ihr Rang 13 bis 15 zu, das wäre absolut okay.“ Und per WhatsApp hat sie bereits Grüße nach Südkorea geschickt: „Ich drücke dir ganz fest die Daumen.“