Die 14-jährige Nachwuchsspielerin gab vor kurzem ihr Debüt in der U15-Nationalmannschaft, hält aber der männlichen ETB-Jugend die Treue.
Was haben Ex-Nationatorhüter Jens Lehmann, DFB-Sportdirektor Oliver Bierhoff und Katharina Piljic gemeinsam? Alle Drei sind aus der Jugend des ETB Schwarz-Weiß – und alle sind Nationalspieler. Der Ruhm der erst 14-jährigen Piljic im Trikot mit dem Bundesadler ist allerdings noch ganz frisch: Vor gut einer Woche gab sie ihre Premiere im Länderspiel der U15 gegen eine bärenstarke US-Auswahl. 1:6 hieß es am Ende in Wetzlar vor 1350 Zuschauern – kein Traumergebnis für die Essener Innenverteidigerin.
Aber für DFB-Trainerin Bettina Wiegmann kein Beinbruch, zählt die US-Nachwuchsschule mittlerweile weltweit zur Eliteliga: „Trotz der Niederlage war nicht alles schlecht. Meine Spielerinnen können aus der heutigen Partie auf jeden Fall viel mitnehmen.“
Frauenfußball findet sie langweilig
Mancher Leser wird sich bis hierhin verwundert fragen: ETB und Frauenfußball? Da war doch was? Richtig: Vor drei Jahren zog man am Uhlenkrug die Frauenfußballmannschaft aus dem Spielbetrieb zurück. Die Mannschaft suchte Asyl und fand dies beim Stadtrivalen, pardon, Kooperationspartner Rot-Weiss Essen, der mittlerweile über eine Landesliga-Mannschaft fügt.
Seitdem hält Katharina Piljic einsam die Stellung, sie spielt mit einer Sondergenehmigung des Fußballverbandes bei der männlichen C-Jugend des Vereins, die als momentaner Tabellenzweiter der Niederrheinliga sogar die Regionalliga ins Visier nimmt, mit Piljic in der Innenverteidigung. Mit sechs Jahren begann sie bei den Sportfreunden 07 ihre Laufbahn, 2012 wechselte sie zum ETB. „Jugendtrainer Kai Hünninghaus sprach uns bei der Hallen-Stadtmeisterschaft an und meinte: ,So, wie die rangeht, muss sie unbedingt zum ETB Schwarz-Weiß kommen’“, berichtet Vater Frane Piljic, der das Ganze erst für einen Scherz hielt. Seitdem kickt sie allein unter Jungs. Und das soll noch eine ganze Weile so bleiben: „Ich spiel lieber mit Jungs, Frauenfußball find ich nicht so spannend, auch, was Tempo und Umschaltspiel angeht“, so die 14-Jährige, die lieber den Ball am Fuß führt als große Worte zu schwingen.
DFB legt Wert auf eine harte Schule
„Ich denke, ein Jahr schafft sie es noch bei den Jungs, dann wird es wohl zu hart“, meint Piljic Senior, der mit 41 Jahren noch in der Landesliga spielte und zuletzt die U23 der SSVg Velbert trainierte. Dann, das weiß er, geht die Schere in Sachen Athletik und Zweikampfhärte doch zu weit auseinander.
Wer die bisherige Laufbahn der 1,68 Meter großen Verteidigerin für etwas Exotisches hält, der irrt gewaltig. Wiltrud Melbaum-Stähler, Verbandssportlehrerin des TVN, appelliert an den weiblichen Nachwuchs, so lange wie möglich bei den Jungs mitzuspielen. Und auch der DFB legt Wert auf die „harte Schule“ seiner Nachwuchskräfte.
Anfragen aus Leverkusen und Gladbach
Wobei die Schule des Lebens für Katharina Piljic daheim begann. „Der Ursprung des Ganzen liegt in der Familie. Sohn Niklas, der sechs Jahre älter ist, hat sie von klein an in den Zweikämpfen immer hart rangenommen“, so Vater Frane, der aber bei seiner Tochter immer den größeren Ehrgeiz und die Zielstrebigkeit sah. Mittlerweile sehen das auch andere so: „Vor drei Jahren gab es schon eine Anfrage von Bayer Leverkusen, zuletzt von Borussia Mönchengladbach. Aber ich denke, wir werden uns, wenn es so weit ist, eher der SGS Essen anschließen, da wird kontinuierlich gute Arbeit geleistet“, so der Papa. Die SGS kann sich schon mal auf eine weitere Nationalspielerin freuen.