Tusem zeigte zuletzt zu starke Leistungsschwankungen und ließ daher einige Punkte liegen. Trotz Führungen ist Unsicherheit spürbar.

Es war ein schwerer Gang, der für die Handballer des Tusem Essen durchaus unangenehm gewesen sein dürfte. Nach der enttäuschenden und niederschmetternden 23:24-Niederlage beim Tabellenletzten Eintracht Hagen verabschiedete sich die Mannschaft von den mitgereisten Anhängern, die ihnen zum größten Teil zwar aufmunternden Applaus spendeten, innerlich aber lieber die Hände still gehalten hätten. Denn das Ergebnis und der Spielverlauf waren schon frustrierend -- erneut wurde der Stimmung ein Dämpfer verpasst. Der Tusem ist in dieser Zweitliga-Saison nicht stabil genug, kleine Rückschläge haben große Wirkung.

Keiner konnte so recht erklären, was da in Hagen passiert ist. Weder Spieler der Eintracht, noch die Essener. Der Tusem musste liefern, um nicht noch weiter in den Abstiegsstrudel hineinzugeraten. Kurz nach der Pause sah es gut aus, sechs Tore Vorsprung waren schon recht komfortabel. Offensichtlich so komfortabel, dass die Gäste auf Entspannungsmodus umschalteten. Aggressivität, Konzentration, Tempo, Kaltschnäuzigkeit – all diesen Eigenschaften fehlten ein paar Prozent. Hagen legte dagegen noch welche drauf und drehte die Partie zu seinen Gunsten.

Plötzlich kam ein Bruch ins Tusem-Spiel

Völlig plötzlich und unnötig kam ein Bruch in das Spiel des Tusem. Nichts ging mehr, alles, was vorher geklappt hatte, wirkte dann schwerfällig. Als hätten die Essener von jetzt auf gleich ihr Können an der Garderobe abgegeben. „Wir spielen in allen Mannschaftsteilen super bis zum 17:11. Aber dann bekommen wir auf einmal Muffensausen, vielleicht ist es mittlerweile wirklich eine Kopfsache“, vermutete Carsten Ridder kurz nach der Niederlage. Der Rückraumspieler wirkte sichtlich angefressen und zeigte sich selbstkritisch: „Jeder sollte sich hinterfragen. Denn es ist kaum erklärbar, warum wir nachher so verteidigt haben.“

Während die Eintracht mit vielen Emotionen und trotzdem der nötigen Gelassenheit ihr Spiel durchziehen konnte, staute sich beim Tusem der Frust. Das Spiel war in der Schlussphase nur noch theoretisch zu retten, doch der Kopf spielte nicht mit. Bezeichnend: Der sonst nervenstarke und abgezockte Tom Skroblien scheiterte bei einem Siebenmeter am gegnerischen Torhüter und auch der Nachwurf fand nicht den Weg ins Tor. „Wir haben bis zur Führung Vollgas gegeben. Natürlich haben wir dann ganz schön gepumpt, aber Hagen auch. Unterbewusst haben wir vielleicht einen Gang heruntergeschaltet und geglaubt, das wird schon irgendwie. Das war aber nicht so und dafür haben wir dann eine ganz bittere Quittung bekommen“, erklärte Ridder.

Die Liga ist in dieser Saison noch ausgeglichener

Ist der Kopf das Problem? Die Fitness? – oder gar beides? Denn spielerisch wusste der Tusem auch in Hagen über weite Strecken zu überzeugen, zeigte viele gute Ansätze. Die Führung war absolut verdient und in der Phase kurz nach der Pause spielten die Essener im Stile einer Spitzenmannschaft. Was folgte war die Art und Weise eines Absteigers. „Das ist ein Zusammenspiel von allem. Sechs Tore Vorsprung sind gefährlich. Wenn du dir dann zu sicher bist, kann das schiefgehen. Zudem hatten wir nicht mehr das Momentum auf unserer Seite und dann kommst du nicht mehr rein“, sagte Trainer Jaron Siewert.

Ja, die Liga ist in dieser Saison noch ein ganzes Stück ausgeglichener, als in den letzten Jahren. Doch wenn der Tusem nicht stabiler wird, droht es eine ähnliche Zitterpartie, wie in der vergangenen Spielzeit zu werden. Denn spätestens die Begegnung in Hagen hat gezeigt: Die Konkurrenz schläft nicht – ganz im Gegenteil. Sie ist hellwach, wenn der Gegner schwächelt.