Das Testpiel zwischen Schwarz-Weiß und Rot-Weiss stellte am Ende alle zufrieden. der Gastgeber hat gut mitgehalten, die Gäste haben gewonnen.
Lokalderby, Traditionsspiel – der Vergleich zwischen den Essener Schwarz-Weißen und Rot-Weissen gilt nach wie vor als etwas Besonderes in dieser Stadt. Unterm Strich aber war es auch am Dienstagabend eben nur ein Testspiel im Rahmen der Vorbereitung, dem aber immerhin 1200 Fans zuschauten. Die Fußballer von der Hafenstraße hatten ja nach ihrem Überraschungscoup gegen den Champions-League-Klub Borussia Dortmund versichert, dass man den 3:2-Sieg sehr wohl richtig einordnen könne. Es war ein über- aus glücklicher Moment – nicht mehr, aber auch nicht weniger. „Das war heute ein ganz anderes Spiel“, ließ Kevin Grund denn auch nach dem 3:1-Sieg am Uhlenkrug wissen.
Dort war Rot-Weiss diesmal favorisiert. Als Viertligist gegen einen Oberligisten sowieso, aber auch, weil die Regionalliga-Saison in elf Tagen beginnt und der ETB noch im ersten Drittel der Vorbereitung steckt. Zwei Spiele über jeweils 60 Minuten hat das Team von Trainer Manfred Wölpper beim Geno Cup in Burgaltendorf bislang bestritten. Eines mit 0:2 gegen den Landesligisten SC Velbert verloren, das andere mit 2:0 gegen den Bezirksligisten SV Schonnebeck II mit 2:0 gewonnen. So richtig wusste der Gastgeber vor dem Anpfiff aber offenbar nicht, wo er steht. Die Mannschaft neu zusammengestellt, die Kondition noch nicht so, wie sie sein muss bis zum Saisonstart. Ein bisschen hatten sie im Essener Süden befürchtet, dass es eine Klatsche geben könnte – wie schon einmal bei diesem Aufeinandertreffen.
Die Testspiele am nächsten Wochenende
Der ETB Schwarz-Weiß bestreitet sein nächstes Vorbereitungsspiel am kommenden Sonntag beim Geno Cup in Burgaltendorf. Dort trifft das Team von Trainer Manfred Wölpper im letzten Gruppenspiel auf den A-Kreisligisten FC Stoppenberg (15 Uhr, An der Windmühle).
Die Rot-Weissen absolvieren ihren letzten Test vor dem Saisonstart am kommenden Samstag gegen den Südwest-Regionalligisten TSV Steinbach (14 Uhr, Raumerstraße).
Die Bedenken waren unbegründet. Der ETB hielt recht gut mit, war zwar meist in die Defensive gedrängt, dennoch ging man mit 1:0 durch Robin Fechner in Führung (16.). „Das Tor dürfen wir so nicht kriegen“, stellte RWE-Trainer Sven Demandt fest. Gleichwohl hatten die Roten das Spiel im Griff, ließen hinten sonst nichts zu und waren die bessere Mannschaft.
„Wir sind erst zehn Tage im Training und eine ganz neuformierte Truppe“, meinte ETB-Coach Manni Wölpper. Und es hörte sich beinahe an wie eine Entschuldigung, was aber angesichts der Leistung absolut nicht erforderlich war. „Die erste Halbzeit fand ich richtig gut, da haben wir die Räume zugemacht“, analysierte Wölpper. „Aber wir haben gesehen, dass einige Jungs von uns noch nicht so weit sind. Das Ergebnis geht völlig in Ordnung.“
Das ist so, und unterm Strich war RWE-Trainer Sven Demandt auch zufrieden damit, wie es am Ende gelaufen ist. Aber mit allem, was sein Team ablieferte, war er wiederum auch nicht einverstanden. Zum Beispiel damit, dass sich seine Mannschaft zum wiederholten Mal ein Gegentor nach einer Standardsituation fing. Das müsse man unbedingt in den Griff bekommen, schließlich seien solche Schnitzer nach Standards in der vergangenen Saison äußerst selten vorgekommen.
„In der ersten Halbzeit haben wir besser gespielt“, meinte der RWE-Coach. Diese Hälfte endete zwar nur 1:1, doch spielerisch gab es sehenswerte Aktionen. Nur fehlten Druck und Zug zum Tor. Den Ausgleich zum 1:1 besorgte der Gegner selbst, weil Paul Voß ein Eigentor unterlief (38.).
Vor allem Kai Pröger setzte bei Rot-Weiss viele Akzente, bissig und erfolgreich bestritt er die Zweikämpfe, dribbelte und setzte seine Mitspieler in Szene. Er ist definitiv ein Gewinn. „Das ist schon einer für Rot-Weiss Essen“, lobte Demandt. Solche Typen, Malocher und Ballkünstler, frech und gallig zugleich, sind beliebt an der Hafenstraße. Prögers Flanke köpfte Kamil Bednarski, der in Hälfte eins im Zentrum auflief und damit nicht so gut zurechtkam, über das Tor (25.). Zu genau wollte es Bednarski nach der Pause machen, als er frei von der Strafraumgrenze den Ball knapp neben das Tor setzte (46.). Und Benjamin Baier konnte einen Freistoß sechs Meter vor dem Tor, nach einer Rückgabe, die der ETB-Keeper aufgenommen hatte, nicht verwerten. Ausgerechnet der Torjäger Ellmann wurde zum Torverhinderer und schlug die Kugel von der Linie (57.). Es gab genug Chancen.
Zur zweiten Hälfte wurden Kapitän Benjamin Baier und die Leistungsträger Kevin Grund und Marcel Platzek eingewechselt. Jetzt war mehr Betrieb in der ETB-Hälfte, auch wegen der individuellen Klasse der RWE-Spieler. Nach einem Standard düpierte der aufgerückte Boris Tomiak die schlummernde Abwehr des Gastgebers und verlängerte zum 2:1 (69.). Dann entwischte Grund seinem Gegenspieler Maximilian Güll, der den Rot-Weissen an der Torauslinie regelwidrig stoppte. Baier verwandelte den Strafstoß zum 3:1 (74.). Pflicht erfüllt. Der Sieg hätte höher ausfallen können, aber das hätte der tapfere ETB nicht verdient gehabt. So konnte auch der Gastgeber zufrieden sein mit der Vorstellung, die hoffen lässt. Aber es war ja nur ein Test. Wenn die Liga beginnt, wird es wieder ein ganz anderes Spiel.