Nach acht Jahren an der Vereinsspitze wird Präsident Günter Oberholz nicht wieder kandidieren. Sportliches Feld ist aber gut aufgestellt.
In der berühmt-berüchtigten „Krayer Hütte“ findet am kommenden Freitag eine echte Zäsur statt: Nach acht Jahren Präsidentschaft wird „Mister FCK“, Günter Oberholz, nicht wieder kandidieren, der Verein stellt sich nach dem Abstieg aus der Oberliga Niederrhein völlig neu auf. Aber seinen Vorstandsmitgliedern erfüllte „Obi“ noch einen letzten großen Wunsch: „Ich werde der Versammlung einen geeigneten Nachfolger präsentieren, der hoffentlich das Vertrauen der Mitglieder ausgesprochen bekommt.“
Oberholz trägt nach der bislang erfolgreichsten Zeit der jüngeren Vereinsgeschichte des Stadtteilklubs damit auch Verantwortung für die letzte turbulente Spielzeit, was ihn ehrt, weil nicht viele in vergleichbarer Situation dazu in der Lage wären: „Dass der Abstieg aus der Regionalliga irgendwann einmal kommen musste, war zu erwarten. Aber der weitere Sturz aus der Oberliga war ein Betriebsunfall, für den ich mir auch den Schuh anziehe. Ich habe in der misslichen Lage zu lange zugeschaut und die Dinge laufen lassen. Jetzt braucht der Verein neue Impulse“, findet der Noch-Präsident kurz vor dem Ausscheiden bemerkenswerte Worte.
Oberholz liebäugelt mit Wattenscheid 09
Natürlich bleibt Oberholz dem FCK als Vereinsmitglied erhalten, aber es könnte gut sein, dass er beim Nachbarn Wattenscheid 09 in anderer Funktion wieder auftaucht: „Es haben ein paar Gespräche stattgefunden, und ich könnte mir eine Aufgabe im Bereich Spiel-Organisation oder Marketing durchaus vorstellen“, so Oberholz, der aber am Wochenende wie viele irritiert zur Kenntnis nehmen musste, dass seine Haupt-Gesprächspartnerin, Wattenscheids Vorsitzende Gabi Vit, zum 1. Juli ihr Amt niederlegt.
In Kray sieht der Noch-Chef sein sportliches Erbe aber in guten Händen: Mit Hartmut Fahnenstich, dem Sportlichen Leiter, und Landesligatrainer Muhammet Isiktas ist das sportliche Feld äußerst gut bestellt, die beiden funken in ihrer Ausrichtung auch auf einer Wellenlänge, die da lautet: „Zurück zu den Wurzeln, zurück zur Krayer Familie.“
Jugend in der Nachbarschaft heiß begehrt
Bevor sich Isiktas aber auf die Geschicke der ersten Mannschaft voll und ganz konzentrieren konnte, musste er tagelang mit einer schweren Entscheidung „schwanger“ gehen: Der Waldorflehrer musste nach vier überaus erfolgreichen Jahren, in denen er praktisch bei Null anfing, schweren Herzens das Amt des Jugendcoaches abgeben, im Wissen, dass rund 80 Prozent der Nachwuchsspieler ihren Verbleib in der kommenden Saison vom Weitermachen ihres Mentors und Förderers abhängig machten.
„Da mussten wir in den letzten Tagen in Einzelgesprächen echte Überzeugungsarbeit leisten, damit sich die Mannschaft nicht in alle Himmelsrichtungen verabschiedet“, so Isiktas, der die Talente auffing, die in den Nachwuchsleistungszentren der Nachbarschaft seinerzeit aussortiert wurden. Die U19, die am letzten Spieltag denkbar unglücklich am Bundesliga-Aufstieg scheiterte und im Niederrheinpokal erstmalig bis ins Halbfinale einzog, weckt gerade dort wieder Begehrlichkeiten. „Ausgerechnet diese NLZ’s buhlen nun wieder heftig um unsere größten Talente, und zwar die aus den Top 5 der Bundesliga“, weiß der Coach. Die „Torfabrik“ mit Dogukan Turan oder Kevin Wieczorek steht natürlich auch bei der Konkurrenz hoch im Kurs. „Wenn sie letztlich zu den ganz großen Klubs wechseln werden, ist das natürlich auch eine Ehre für uns und unsere Arbeit“, hat Isiktas den einen oder anderen Abgang längst einkalkuliert.
Nun will er allerdings „150 Prozent“ für die Landesliga-Mannschaft geben: „Wir wollen unseren Anhängern wieder attraktiven, schönen Angriffsfußball bieten, wie sie es in unserer Jugend zu sehen bekamen. Wir brauchen keine Söldner mehr in unserer Truppe“, so der neue Chefcoach zur Basisarbeit.
Krayer „Stallgeruch“ von Vorteil
Vom alten Stamm blieben lediglich „FCK-Legende“ Ilias Elouriachi, Tavio El Huete, Torwart Marvin Lippe und vermutlich Yassine Bouchama übrig. Aber im angestrebten 22er Kader werden die meisten Rückkehrer mit entsprechendem Krayer „Stallgeruch“ sein. Die sportliche Ausrichtung ist klar: „Ich habe jetzt vier Jahre die Jugend zu dem aufgebaut, was sie heute ist, eine ähnliche Beständigkeit möchte ich auch im Seniorenbereich entwickeln. Die Oberliga ist im ersten Jahr sicher nicht unser Primärziel, hier soll erst mal wieder eine Mannschaft zusammen wachsen“, bekräftigt Trainer Isiktas. Luftschlösser passten auch noch nie in die Krayer Skyline.