Ausgerechnet im heißen Fußballmonat März mit Topspielen gegen Kray und Uerdingen ist Schonnebecks Mittelfeldmann zum Zuschauen verdammt.

Die Spvg. Schonnebeck marschiert und marschiert in der Fußball-Oberliga, nur einer ist zum Zuschauen auf Krücken verdammt: Thomas Denker. „Verdammt“ im wahrsten Sinne, denn bevor der Mittelfeldmann am Rande zuschaut, muss schon etwas Gravierendes passiert sein. Den Fans an der Hafenstraße ist das Eigengewächs, das immerhin knapp 30 Regionalligaspiele für seinen Lieblingsklub Rot-Weiss bestritt, noch in bester Erinnerung: Wie er nach Verletzungen humpelnd rausging und wenig später sich humpelnd zurückmeldete. „Bis ich draußen bleibe, muss schon was passieren, für eine Prellung oder einen Zehenbruch lasse ich mich jedenfalls nicht auswechseln, sehr zum Leidwesen meiner Frau“, grinst der 26-Jährige.

Zwangspause bis Mitte April

Doch jetzt ist was passiert: Beim letzten Vorbereitungsspiel gegen Marl-Hüls kam er nach einem Zweikampf unglücklich auf und verdrehte sich das Knie. Mit dem dicken Knie ging es zum Arzt, die bittere Diagnose: Bruch des Schienbeinköpfchens, sechs Wochen Pause.

„Wenn man auf der Bank sitzt, hat man wenigstens die Chance, noch eingewechselt zu werden, aber wenn man daneben steht, ist es schon bitter.“ Und da sei es egal, wer die Gegner sind. Ausgerechnet in diesem Monat ballt es sich für die Schonnebecker: Dem Stadtderby gegen den FC Kray folgt nur drei Tage später der Hit gegen KFC Uerdingen, der schon heute alle am Schetters Busch elektrisiert.

Außerhalb des Platzes die Stimmungskanone

Natürlich schätzt Trainer Dirk Tönnies alle in seinem Kader, aber wenn ihm eine echte Korsettstange im Team wegbricht, muss der immer froh gelaunte Coach schon zweimal schlucken: „Thomas ist ein Spieler, den sich jeder Trainer nur wünschen kann. Ein überragender Typ, der das verkörpert, was man auf dem Fußballplatz sehen will. Außerhalb ist er unsere Stimmungskanone, aber sobald es auf den Platz geht, ist er sehr erfolgsorientiert und schont weder sich noch den Gegner. Für ihn tut es mir persönlich leid, dass er nun die Highlight-Spiele verpassen wird“, fällt die ultimative „Lobhudelei“ entsprechend deutlich aus.

An der Hafenstraße schätzten ihn viele wegen seiner kompromisslosen Abwehrarbeit.
An der Hafenstraße schätzten ihn viele wegen seiner kompromisslosen Abwehrarbeit. © Michael Gohl

Der BWL-Student, der nächstes Jahr vor seinem Abschluss steht, ist in seinem ersten Schonnebecker Jahr ganz groß eingeschlagen. Aus seiner RWE-Zeit schätzte man ihn vor allen Dingen als kompromisslosen Innenverteidiger, darum kam es für viele überraschend, dass Tönnies ihn als Mittelfeldmann aufbot, mit gelegentlichem Zug zum gegnerischen Tor. „Ich habe in Ratingen als Sechser gespielt und spiele nun auf meiner angestammten Position.“ Seine Ausflüge in den gegnerischen Strafraum hat er auch seinem Co-Trainer, Markus Heppke, zu verdanken: „Heppi sichert dann für mich ab.“

Das funktioniert so gut, dass bei Denker bereits acht Saisontore auf dem Konto stehen, davon träumt so mancher Stürmer. „Ach, teilweise ist mir der Ball auch vor die Füße gefallen, dass ich ihn nur noch reindrücken musste. Man muss auch Glück haben“, gibt er sich äußerst bescheiden. Aber man muss auch da erst mal stehen.

„Wir sind auch so eine geile Truppe“

Denker und Schonnebeck – das passt. „Wir sind wirklich hier eine große Familie, viele Spieler kenne ich aus gemeinsamen Zeiten, mit jedem hier im Klub wird gerne mal ein Bier getrunken. Wenn die Leute wüssten, wie wenig Geld wir hier bekommen, das glaubt uns keiner. Wir sind auch so eine geile Truppe.“

Außerdem sei Schonnebeck für ihn der ideale Klub, um Sport und Studium unter einen Hut zu kriegen, „da kann man auch mal ein Dienstagtraining versäumen.“ In der Mannschaft beschäftige man sich mit dem Thema Regionalliga überhaupt nicht. Was nicht bedeuten soll, dass man den Überfliegern aus Uerdingen die drei Punkte Ende des Monats auf dem Silbertablett überreichen will: „Na klar wollen wir jedes Spiel gewinnen. Aber ich glaube, der KFC lässt sich den Aufstieg nicht mehr nehmen, das ist schon eine Ausnahmetruppe. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass sie noch zwei Spiele in dieser Saison verlieren“, bleibt er ganz klar Realist.

Mit oder ohne Denker.