Rot-Weiss Essen hat das erste Spiel im neuen Jahr bei Viktoria Köln verloren. Der Regionalligist war dem Aufstiegskandidaten lange ebenbürtig.

Die Rot-Weissen haben es nicht gepackt. Beim ersten Versuch, näher an das Spitzentrio der Regionalliga heranzurücken, sind sie gegen den Tabellenzweiten Viktoria Köln mit 1:2 (0:0) gestrauchelt. Verdient für Köln? Oder unglücklich für Essen? Das hängt in diesem Fall wohl davon ab, aus welcher Perspektive man dieses Treffen betrachtet. RWE-Trainer Sven Demandt brachte es auf den Punkt: „Wenn ich auf der anderen Seite sitzen würde, würde ich sagen: knapp, aber verdient gewonnen. An meiner Stelle sage ich logischerweise, dass wir unglücklich verloren haben.“

Dieser Zwiespalt ist nachvollziehbar. Mindestens eine Halbzeit lang waren die Rot-Weissen dem Tabellenzweiten Viktoria Köln, der mit nunmehr zwölf Punkten Vorspurng auf RWE auf einer anderen Ebene kickt, ebenbürtig. Sie spielten gut, standen kompakt und hatten auch eine Riesenchance, in Führung zu gehen. Im zweiten Abschnitt bekam der Aufstiegskandidat dann mehr Spielanteile, setzte Essen unter Druck, musste aber letztlich für den Sieg auch Fortuna mit ins Boot nehmen. „Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen“, betonte Sven Demandt.

Sein Kölner Kollege Marco Antwerpen. hatte vor dem Anpfiff Respekt gezeigt: „Essen liegt mit uns, Dortmund und Mönchengladbach auf Augenhöhe. Da entscheiden Kleinigkeiten. Wir werden für den Sieg hart arbeiten müssen.” So war es. Es entwickelte sich eine intensive, verbissen geführte Partie.

Es dauerte nur fünf Minuten, bis RWE-Keeper Robin Heller erstmals eingreifen musste. Nach einem Freistoß von Mike Wunderlich war er bei einem Kopfball von Daniel Reiche reaktionsschnell abgetaucht. Die Essener hatten die hochkarätige gegnerische Offensive dennoch gut im Griff. Nur ein Schnitzer von Richard Weber bescherte Sven Kreyer, dem ehemaligen Rot-Weissen, eine Chance, er scheiterte aber an RWE-Keeper Robin Heller (11.).

Zwei Möglichkeiten besaß auch RWE, und in der Qualität waren sie wahrlich nicht schlechter. der junge Nico Lucas, der eine starke Leistung gegen den zweitligaerfahrenen Mike Wunderlich bot, steckte klasse durch zu Marcel Platzek, der jedoch verzog (8.).

Platzek mit einer Riesenchance

Sein zweiter Versuch hätte sitzen müssen. Bednarski wühlte bei einer seiner wenigen auffälligen Szenen im Strafraum, die Kugel kam zu Platzek, der nicht lange fackelte. Hätte er vielleicht besser mal, um den Ball platzieren zu können. So lenkte Sascha Eichmeier, wirklich nicht der Längste auf dem Feld, auf der Linie stehend den Ball über die Latte. „Sensationelle Tat,” schwärmten die heimischen Fans.

Nach der Pause versuchten die Kölner mehr zu investieren, liefen den Gegner früher an und deuteten an, dass sie unterm Strich wohl mehr Qualität im Kader haben als die Gäste. Eichmeier nahm aus zwanzig Metern Maß und knallte die Kugel an die Unterkante der Latte (61.), Glück für RWE. Zwei Minuten später scheiterte Wunderlich nach einem Konter an Essens Torhüter Heller. RWE reagierte zeitweise nur noch, hatte kaum Zug zum gegnerischen Tor. Und dann passierte es: Nach einer zu kurzen Abwehr zog Michael Lejan aus zwanzig Meter ab mit Wucht und Präzision und traf zum 1:0.

Die Roten suchten nach Antworten. Der Trainer half mit zwei neuen Offensivkräften. Frank Löning und Roussel Ngankam kamen, spielten allerdings beim Ausgleich keine Rolle. Kapitän Benjamin Baier vollendete nach Doppelpass mit Platzek aus 18 Metern.

Der Jubel wurde jedoch schnell erstickt, was Demandt wurmte. Das war unnötig. Wunderlich, Kölns Torjäger Nummer eins, machte es mit links, nicht hart, nicht platziert, aber wie auf dem Billardtisch rollte die Kugel mehrmals abgefälscht durch die Abwehrreihen und kullerte über die Linie zum 2:1. Unglücklich und ärgerlich zugleich aus Sicht der Gäste. Einmal in Schwung verdienten sich die Kölner allerdings die Führung. Heller parierte gegen Kreyer (83.) und zweimal hatte der eingewechselte Gottschling (87./88.) die Chance einzunetzen.

Viktorias Trainer Marco Antwerpen war beeindruckt und nach einer starken zweiten Hälfte nahezu euphorisiert: „Das war eine klasse Partie von uns. Wichtig war, dass wir den Gegner viel bewegen, das haben wir in der ersten Hälfte auch schon gemacht. Wir haben sie uns da schon zurechtgelegt.“ So? Da musste man aber wohl doch schon zweimal hinschauen.

Viktoria Köln -
Rot-Weiss 2:1 (0:0)

RWE: Heller - Huckle (85. Windmüller), Zeiger, Weber, Grund -Malura (71. Löning), Baier, N.Lucas, Brauer (74. Ngankam) - Platzek, Bednarski.
Schiedsrichter: Stegemann (Niederkassel). Zuschauer: 2115.
Tore: 1:0 Lejan (72.), 1:1 Baier (79.), 2:1 Wunderlich (80.).