Essen. . Rot-Weiss Essen feierte mit 330 geladenen Gästen im GOP-Varieté Geburtstag – mit Rehhagel, Lippens, Lehmann und viel Nostalgie.

  • RWE feierte mit 330 geladenen Gäste im GOP-Varieté, darunter Otto Rehhagel und Willi Lippens
  • Aufsichtsratschef Andre Helf: „ Weil wir definitiv alles sind, nur keine Erfolgsfans“
  • Gewinn beim Saalquiz: ein Kabinenbesuch nach dem nächsten Relegationsspiel

Geschlossene Gesellschaft am Montagabend im GOP-Varieté: Ein 110-Jähriger feierte Geburtstag und hatte den engsten Familienkreis eingeladen – Rot-Weiss Essen feierte mit 330 geladenen Gästen. Kinder, wie die Zeit vergeht: Ist es wirklich schon zehn Jahre her, dass zum Hundertjährigen das goldene Haar von Alex Löbe durch die Grugahalle wallte und Fußballlegende Nobby Fürhoff, extra aus Würzburg angereist, mit Tränen in den Augen die Huldigungen der Gäste gerührt entgegennahm? Diesmal geriet alles zwei Nummern kleiner.

Es wurde ein Abend der Erinnerung. Viel passiert ist in der letzten Dekade ja auch nicht. Hängen geblieben ist im Zeitraffer: Serkan Güvenisik – ein Beerdigungsversuch – eine wundersame Reanimation in der NRW-Liga – einige rauschhafte Pokalnächte. Ansonsten: Viele triste Tage in der Regionalliga-Residenz Abendrot.

Andre Helf: „Weil wir definitiv alles sind, nur keine Erfolgsfans“

Andre Helf, RWE-Aufsichtsratschef, fasste in seiner kurzen Begrüßungsrede die wichtigsten der 111 Gründe zusammen, den Klub dennoch zu lieben: „Weil wir definitiv alles sind, nur keine Erfolgsfans. Weil wir nicht nur ein Verein sind, sondern ein Gefühl!“

Den Steilpass nahm OB Thomas Kufen gekonnt mit der Brust mit und vollendete mit Vollspann: „Das Schöne am Gefühl ist, dass der Schmerz auch nachlässt.“

Promi-Tisch mit (v.l.) Werner Kik, Manfred Sander, seinem Sohn Markus Sander sowie Otto Rehhagel. Am Tisch dahinter sitzt der frühere Nationaltorwart Jens Lehmann.
Promi-Tisch mit (v.l.) Werner Kik, Manfred Sander, seinem Sohn Markus Sander sowie Otto Rehhagel. Am Tisch dahinter sitzt der frühere Nationaltorwart Jens Lehmann.

Natürlich gab es viel von gestern. Der Abend begann mit einer Plauderrunde auf dem grünen Stauder-Sofa mit Günter Barchfeld, langjähriger Betreuer der ersten Mannschaft, einer der letzten Zeitzeugen, die Boss Helmut Rahn noch leibhaftig erlebten. Im Foyer liefen Ausschnitte von diesem ewigen Sonntag in Hannover anno 55 und der Südamerikareise. Im Saal die Replik der Meisterschale.

Wenig Prominenz: Kein Mill, kein Burgsmüller

Unter den Gästen ein bisschen wenig Prominenz aus den Siebzigern: Kein Mill, kein Burgsmüller. Chance verpasst – oder klares Nicht-Bekenntnis? Horst Hrubesch, immerhin, hatte kurz vorher die Teilnahme noch im Kalender, dann zwang ihn eine DFB-Reise nach Malaysia. Dafür feierte mit Jens Lehmann ein Ex-Schalker mit.

Aber was wäre so ein Nostalgieabend ohne die Alt-Granden? Natürlich gab es einen Steh-Plaudertisch mit Otto Rehhagel und Willi Lippens. Die Trainerlegende, längst nur noch als Fußball-Philosoph im Lande unterwegs, hatte beruhigende Kunde für die vollzählig erschienene Mannschaft dabei: „Der Platz misst immer noch 60 mal 100 Meter, die Ecke wird noch immer von der Ecke geschlagen, der Elfer immer noch vom Punkt ausgeführt.“ Gefolgt vom Mantra des 78-jährigen Esseners: „Tradition schießt keine Tore“, ergänzt von der Ente-Erkenntnis: „Jede Liga hat ihren Preis!“

Ergo wäre das Rezept für den erhofften Aufstieg so einfach, aber doch eben schwer: „Wir brauchen einen richtig großen Sponsor, der das aus der Portokasse bezahlt“, findet Otto, der aber trotz vieler Kontakte auch nicht den „Scheich von Dubai“ im Schlepptau hatte, sondern nur den treuen Vereinskumpel Manni Sander.

Sven Demandt mahnt Weg der kleinen Schritte an

Während Lippens seufzend darüber sinnierte, „drei Jahre heutzutage zu spielen – und ich hätte ausgesorgt“, führte der Dritte am Tisch, Geburtstagskind Sven Demandt und bekennender Realist, den Nostalgietreff zurück in die Gegenwart und mahnte den weiten Weg der kleinen Schritte an.

Dazu passte das Saalquiz, bei dem es auch etwas zu gewinnen gab: ein Kabinenbesuch nach dem nächsten Relegationsspiel. Am Siegertisch 63 waren zum Glück auch ein paar Jüngere. Die können sich Hoffnungen machen.