Essen. Kreisläufer Dimitri Torgowanow will mit seinem HSV Hamburg am Freitag im Champions-League-Halbfinale ein kleines Handball-Wunder schaffen. Bereits am Sonntag wartet die Bundesliga-Pflichtaufgabe bei Tusem Essen.

Sieben Tore gilt es heute für den HSV Hamburg aufzuholen, wenn es ab 19.15 Uhr im Rückspiel des Champions-League-Halbfinales gegen den spanischen Top-Klub Ciudad Real geht. Ein schwieriges, wenn nicht sogar unmögliches Unterfangen. Doch die Norddeutschen haben einen Handballer in ihren Reihen, der prädestiniert ist, „uneinholbare” Rückstände noch umzubiegen: Dimitri Torgowanow.

Erinnerungen an das "Wunder von Oberhausen"

Ein Blick zurück ins Jahr 2005: Im Endspiel des EHF-Pokalwettbewerbs kommt es zum deutschen Finale zwischen Magdeburg und Tusem Essen. Die Ostdeutschen gewinnen das Hinspiel in eigener Halle mit 30:22 und sehen wie der sichere Europapokal-Sieger aus. Doch im Rückspiel in der Arena Oberhausen bläst der Tusem zur Aufholjagd. Beim Stand von 30:22 für Essen vergibt Stefan Kretzschmar Sekunden vor Schluss die Chance für Magdeburg. Ballbesitz Tusem. Pass nach vorne. Tor! Das Unmögliche ist vollbracht. Und wer war es, dem trotz einer Handverletzung der Volltreffer ins Glück in letzter Sekunde gelang?

Natürlich Torgowanow!

Der Zwei-Meter-Mann aus Russland, den alle nur „Pino” rufen, erinnert sich noch gut an diesen Tag im Mai 2005. Ob ein solches Handball-Wunder aber wiederholbar ist, weiß auch er nicht. „Es wird ganz, ganz schwer für uns. Aber wir rechnen uns eine kleine Chance aus”, sagt Torgowanow, der nun im zweiten Jahr das HSV-Trikot trägt und vertraglich bis 2009 gebunden ist. „Wir sind zum ersten Mal in der Champions League dabei und sind direkt bis ins Halbfinale gekommen – das ist doch schon sehr gut”, ordnet das Kreisläufer-Kraftpaket das Geleistete ein. „Andererseits willst du als Sportler immer alles erreichen, wenn du einmal so weit gekommen bist. Deshalb wollen wir schon ins Finale.”

Im Endspiel der Champions-League würde als hochattraktiver Gegner vermutlich der THW Kiel warten, denn der reist nach dem 41:31 im Hinspiel nun am Sonntag mit einem Zehn-Tore-Vorsprung im Gepäck zum FC Barcelona. Jener THW ist ja auch im Rennen um die Deutsche Meisterschaft der härteste Mitkonkurrent des HSV. Und im Finale um den DHB-Pokal vor zwei Wochen standen sich diese beiden Klubs auch schon gegenüber. Die Kieler sicherten sich dank eines 32:29 ihren ersten Titel in dieser Saison.

Erst die Kür, dann die Pflicht

Nur 44 Stunden nach der Europapokal-Kür wartet auf die Hanseaten bereits wieder das Pflichtprogramm in der Bundesliga. Dann tritt das Star-Ensemble beim Tusem Essen an (So., 17 Uhr, Am Hallo in Stoppenberg) an. Die Gastgeber stecken als Drittletzter im Abstiegskampf und rechnen sich allenfalls Außenseiter-Chancen aus. „Das ist für mich ein ganz besonderes Spiel”, gibt Torgowanow zu. „Ich hatte in Essen eine gute Zeit.” Und mit dem heutigen Tusem-Trainer Kristof Szargiej spielte er dort selbst noch zusammen. Den Tusem, so Torgowanow, wird der HSV keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen. „Da müssen wir den Hebel im Kopf umlegen. Das Spiel wird für uns so schwer wie das gegen Real.”