Der Tabellenvorletzte Sprockhövel ist optisch im Vorteil, doch mit der Qualität der Torjäger Platzek und Bednarski gelingt ein glückliches 3:2.

  • Außer den drei Punkten und individuelle Lichtblicke fand RWE-Trainer Sven Demand wenig Erhellendes.
  • Die Gastgeber waren nach der starken Partie in Oberhausen über weite Strecken nicht wieder zu erkennen.
  • Der Sprockhöveler Antwi-Adejej wäre am liebsten vom Fleck weg von RWE verpflichtet worden.

Die Rot-Weissen hatten mit dem 3:-2-Sieg die geforderten drei Punkte gegen den Tabellenvorletzten TSG Sprockhövel eingefahren, doch Trainer Sven Demandt tat sich schwer mit Komplimenten an diesem Abend, was leicht nachzuvollziehen ist. Außer den drei Punkten und einigen individuellen Lichtblicken war nicht viel Gutes beim Gastgeber zu entdecken. Das Spiel entwickelte sich zu einer ausgesprochen zähen Angelegenheit für den Favoriten, der alles andere als eine souveräne Leistung ablieferte. Demandt hatte vor dem Anpfiff gewarnt, dass man sich schwer tun könnte, dass es manchmal unplanmäßig laufe wie in einem Pokalspiel, doch erwartet hatte er es wohl auch nicht nach dem wirklich guten Auftritt seiner Mannschaft knapp eine Woche zuvor in Oberhausen.

Mit viel Mumm ging der Aufsteiger die unlösbare Aufgabe an

Mit ungebrochenem Ehrgeiz und viel Mumm nahm der Abstiegskandidat die für ihn schier unlösbare Aufgabe an der Hafenstaße in Angriff. Und siehe da, kaum waren vier Minuten gespielt, da rissen die Gäste die Arme in die Luft und jubelten. Christopher Antwi-Adejej hatte mit einem satten Schuss ins Eck das 1:0 erzielte. Der dunkelhäutige, äußerst quirlige Angreifer entwickelte sich zum Schreckgespenst für die Hausherren. Er erzielte das 2:2 (54.) und hatte kurz vor dem Ende beim Stand von 3:2 erneut den Ausgleich auf dem Fuß, scheiterte aber an RWE-Keeper Niclas Heimann.„Ich glaube, dass wir heute zu Hause bisher in dieser Saison die meisten Möglichkeiten zugelassen haben“, kritisierte Demandt.

Der ehemalige Essener  Alpay Cin (Blau) bot eine gute Partie.
Der ehemalige Essener Alpay Cin (Blau) bot eine gute Partie. © Thorsten Tillmann

Es war der Tag von Antwi-Adejej und einige Essener hätten ihn wohl am liebsten vom Fleck weg verpflichtet, so wie er über den Rasen wirbelte. Dem 22-Jährigen gelang so ziemlich alles. „Ich weiß aber nicht, ob er noch einmal so ein Spiel macht“, sagte Demandt. Möglicherweise gilt es sogar für die gesamte Mannschaft des Aufsteigers. Es schien fast so, als zierte sich Trainer Andrius Balaika das auszusprechen, worauf er stolz sein konnte, was der TSG aber kaum weiterhilft. „Wir haben ein super Spiel gemacht, waren über 90 Minuten das bessere Team, hatten mehr Torrauszenen, haben es aber verpasst, unsere Chancen besser zu nutzen.“ So nach knapp einer halben Stunde, es stand 1:1, als Maximilian Claus einen Ball per Kopf gut, aber nicht gut genug platzieren konnte, sodass Heimann den Ball mit den Fingerspitzen über die Latte bugsierte.

Benjamin Baier zeigte robuste Klasse in Zweikämpfen und Freistößen

Es gab eine vergleichbare Szene, die zur Entscheidung führte. Eine Flanke von Kevin Grund köpfte der Torjäger Kamil Bednarski Millimeter genau ins untere Eck zum 3:2 (80.). Da blitzte er auf, der entscheidende Unterschied.

Dass die Essener mehr individuelle Klasse besitzen als Sprockhövel wurde allerdings zu selten deutlich. Kapitän Benjamin Baier hatte sie vor allem in der ersten Hälfte in robusten Zweikämpfen gezeigt und bei zwei Freistößen. Der eine führte zum 1:1 durch Marcel Platzek, weil TSG-Torhüter Robin Benz den Ball nur abprallen ließ, und danach setzte Baier die Kugel an den Pfosten. Ansonsten gingen auch vom ihn wie von der gesamten Kreativabteilung zu wenig Impulse aus. „Auf dem großen Zettel stand, wir wollen schnell umschalten“, erzählte Demandt später. Das habe man aber nicht hingekriegt und vor allem im Aufbau auch zu viele Fehler gemacht.

Mit der Unterstützung der RWE-Fans gelang der Endspurt

Marcel Platzek zeigte allerdings ebenfalls seine Klasse. Beim 1:1 hatte er das Näschen und war er reaktionsschnell zu Stelle. Und bei seinem 2:1 fackelte er nicht lange und setzte den Ball aus der Distanz in den Winkel.

„Wir wussten vorher, dass es nicht so einfach wird. Aber man muss auch klar sagen, dass wir schlecht gespielt haben“, stellte der Doppeltorschütze fest. „Das ist nicht wirklich das, was wir können.“ Das dachten sich offenbar auch die RWE-Fans, die bis zur 70. Minute ziemlich unterkühlt wirkten und erst dann wie gewohnt anfeuerten. Es hat offenbar geholfen. Trainer Sven Demandt jedenfalls bedankte sich im Namen der Mannschaft ausdrücklich beim Anhang: „Sie haben uns total geholfen. Sie waren der Schlüssel zum Sieg.“