Rot-Weiss erzwingt trotz Unterzahl gegen Zweitligist Arminia Bielefeld das Elfmeterschießen und verliert unglücklich mit 6:7. Dennis Malura trifft erst zum Ausgleich und vom Punkt nur den Posten .
- Eine Stunde bietet RWE in Unterzahl dem Zweitligisten einen packenden Pokalfight
- Die Essener machen zweimal die Führung der Bielefelder durch Dennis Malura und Benjamin Baier wett
- Im anschließenden Elfmeterschießen trifft RWE-Verteidiger Malura nur den Pfosten
Sie konnten stolz sein und fühlten sich doch hundeelend. Die Rot-Weissen hatten es wie im Vorjahr gegen Düsseldorf nicht gepackt, in die zweite Runde des DFB-Pokals einzuziehen. Das Spiel war toll, die Moral unerschütterlich und kämpferisch war es überragend. Der Kleine ist über sich hinausgewachsen, der Favorit stolperte, fiel aber nicht. Viertligist Rot-Weiss Essen hat gegen den Zweitligisten Arminia Bielefeld mit 6:7 (2:2, 2:2) verloren. Zwar erst unglücklich nach Elfmeterschießen, doch raus ist raus. Und natürlich ist die Enttäuschung riesig, denn die Chance war da.
„Es war ein sensationeller Pokalfight. Wir haben über 120 Minuten alles rausgehauen, vielleicht sogar etwas mehr“, meinte RWE-Trainer Sven Demandt. „Das Ausscheiden ist bitter, aber entscheidend ist, wie wir aufgetreten sind“, suchte er einen kleinen Trost. Man habe gezeigt, dass es eine Mannschaft sei, die dort auf dem Rasen steht und mit den Fans eine Einheit bildet.
Diese sorgten für einen Ausnahmezustand an der Hafenstraße. Die Sonne strahlte voller Wonne ins Stadion, auf den Rängen ließen sie schunkelnd die proppenvolle Arena schon vor dem Anpfiff vibrieren. So schön kann ein Intermezzo im DFB-Pokal sein.
Doch schon nach neun Minuten bekamen die Hoffnungen der Gastgeber einen ganz empfindlichen Dämpfer. Nichts war bis dahin passiert. Die Bielefelder demonstrierten nur, dass sie das umsetzen wollten, was sie sich vorgenommen haben: Sie wollten den Underdog nicht unterschätzen. Entsprechend konsequent gingen sie zur Sache. Das war kein Zauberfußball, keine Gala, sondern solide Arbeit. Abgezockt und schnörkellos.
Die erste gefährliche Szene brachte aber das Erfolgserlebnis. Allerdings war es aus Essener Sicht eine Blaupause aus dem Regionalliga-Spiel eine Woche zuvor gegen Viktoria Köln. Es ging viel zu leicht für Bielefeld. Gino Windmüller ging an der Strafraumgrenze nur halbherzig in den Zweikampf mit Torjäger Fabian Klos, der legte die Kugel Nöthe in den Lauf und bekam sie Sekunden später zurück und konnte locker einschieben zum 1:0.
Die Essener schüttelten sich und fanden besser ins Spiel. Die Moral stimmte, aber die Linie und Zielstrebigkeit fehlte noch, obwohl Routinier Frank Lönnig rechtzeitig fit geworden war. Gleichwohl hatten sie die Riesenchance zum Ausgleich (26.), aber das Kopfballspiel ist nicht die Stärke von Kevin Grund.
Und dann kam der Weckruf wie ein Donnerhall. Eine Ecke von Baier verlängerte Windmüller mit dem Kopf, hinten rauschte Malura heran und katapultierte den Ball unter die Latte ins Netz zum 1:1.
Ausgleich bringt Feuer ins Spiel
Jetzt war Feuer im Spiel, das zuvor ohne große Höhepunkte dahingeplätschert war. Und dann eine vielleicht entscheidende Szene. RWE-Verteidiger Patrick Huckle, der Minuten zuvor verwarnt worden war, rauscht heran und sah nach einem Tackling an Hemlein völlig zurecht Gelb-Rot. Die RWE-Seele kochte, es wurde hektisch und nickelig. Bielefeld wirkte aber auch in Überzahl keineswegs souverän.
Eine gute Szene genügte dem Gast allerdings zur erneuten Führung. Torjäger Klos spielte Doppelpass mit Putaro, der knapp im Abseits stand, was jedoch nicht geahndet wurde, und Klos platzierte den Ball ins lange Eck zum 2:1. Gut gemacht, aber auch da hatte die Essener Defensive keinen richtigen Zugriff bekommen, wirkte zu passiv.
Zu ungestüm wiederum war Bielefelds Torhüter Wolfgang Hesl gegen Löning. Nach einem Querschlänger von Börner rempelte er den Essener ungeschickt im Kampf um den Ball und der clevere Frankie fiel: Elfmeter. Baier verwandelte cool zum 2:2-Ausgleich.
In der Verlängerung scheiterte zunächst Klos (94.) an RWE-Keeper Niclas Heimann, der Armine David Ulm traf nur das Lattenkreuz (108.). Auf der anderen Seite vergab Rabihic (99.) aus spitzem Winkel. Das war’s mit den Chancen. Die RWE-Fans gaben alles und puschten ihre Mannschaft. Die ackerte von Krämpfen gepeinigt und wurde mit dem Elfmeterschießen belohnt. In der Lotterie zog von den zehn Schützen ausgerechnet Malura eine Niete. Seinen Schuss lenkte Torwart Hesl an den Pfosten. „Es gibt keine A oder B-Note“, sagte Arminas Trainer Rehm pragmatisch. „Wer gewinnt ist weiter.“ So ist das.