Der deutsche Rekordhalter von der SG Essen, Damian Wierling, ist im Vorlauf über50 Meter Freistil ausgeschieden. Freitag startet Doro Brandt.
- Auch SGE-Asse können DSV-Bilanz nicht schönen.
- Dorothea Brandt will Karriere abrunden.
- Mark Warnecke: „Das System muss sich ändern.“
In Rio werden die Gesichter im Team des Deutschen Schwimmverbandes (DSV) länger und länger. Eine Enttäuschung jagt die andere. Brustschwimmer Marco Koch landete im olympischen Finale über 200 Meter Brust auf Rang sieben. Nur auf Rang sieben, muss man wohl sagen, denn der Weltmeister war schon schneller in diesem Jahr und deshalb eine Medaillenhoffnung schlechthin neben dem Ex-Weltmeister Paul Biedermann, der ja ebenfalls leer ausgegangen ist. Dem DSV droht also eine Pleite wie 2012 bei den Olympischen Spielen in London, als das deutsche Team ohne Medaille geblieben war.
Klar, Mark Warnecke (46) von der SG Essen hat die Rennen in Rio ständig im Blick. Er war ein erfolgreicher Brustschwimmer, holte 1996 olympisches Bronze in Montreal über 100 Brust, wurde 2005 mit 35 Jahren Weltmeister über 50 Brust. „Ich will nicht auch noch drauf kloppen, dafür bin ich auch viel zu weit weg“, sagt er. Aber auch ihn beschäftigt die Krise. Lösungen kann er nicht aus dem Ärmel schütteln. Nur, wenn er plaudert über das Sportfördersystem in Deutschland, dann pflichtet er Bundestrainer Henning Lambertz bei, der betont, dass sich das „System“ ändern müsse, wenn man im internationalen Hochleistungssport überleben wolle. Es geht um finanzielle Unterstützung der Spitzensportler, um Ausbildung und soziale Absicherung nach der Karriere, um mehr öffentliche Anerkennung, aber auch um Professionalisierung oder innovative und mutige Konzepte. Es ist ein weites Feld, bei dem man leicht ins Philosophieren kommt und am Ende selten ein griffiges Ergebnis hat.
Das allerdings ist in Rio gefragt. Und dort startet an diesem Freitag gegen 18.30 Uhr Dorothea Brandt zum Vorlauf über die 50 Meter Freistil. „Sie ist sehr gut drauf“, findet Warnecke, der zu ihrem Trainerstab gehört. Er hat ständig Kontakt zu Brandt, sie tauschen sich aus, er gibt Ratschläge und spürt, dass die Sprinterin extrem fokussiert ist. Es geht darum, die drei Jahre alte persönliche Bestmarke von 24,51 Sekunden zu knacken. Und Brandt wirkt in diesen Tagen eher gelassen und optimistisch, dass es auch klappen wird. Was am Ende dann herauskommt, weiß man im Sprint ja nie. Etwas Glück gehört dazu.
Allerdings deutete sich an, dass es Trainerin Nicole Endruschat am Bundessttützpunkt in Rüttenscheid halbwegs gelungen ist, ihre Athleten auf den Punkt fit zu bekommen. Christian vom Lehn zeigte über 100 Meter Brust eine gute Leistung und erreichte in seinem „Bonus-Rennen“ das Halbfinale (12./ 1:00,23 Min.). Er wird Freitag mit der 4x100 Meter Lagen-Staffel (20.45 Uhr) um eine gute Platzierung kämpfen.
Das deutsche Quartett wird übrigens zur Hälfte von der SG Essen gestellt, denn Damian Wierling wird den Freistil-Part übernehmen. Der 20-Jährige hatte über die 100 Meter bereits einen gelungenen „Test“ absolviert, als er im Vorlauf seine persönliche Bestzeit um knapp zwei Zehntel steigerte. Nicht so gut lief es für ihn über 50 Meter Freistil, seiner Spezialstrecke. Wierling blieb im Vorlauf mit 22,18 Sekunden um 37 Zehntelsekunden über seinem deutschen Rekord. Das reichte nur für Platz 19. Damit ist Wierling raus. Aber er sollte ohnehin lernen in Rio und Erfahrungen sammeln. Er ist ein Mann für die Zukunft.
Etuf-Ruderin Mareike Adams gewinnt B-Finale
Wenn sich Mareike Adams (Etuf) und ihre Partnerin Marie-Cathérine Arnold (Hannover) da mal nicht etwas geärgert haben. Nach dem Aus im olympischen Halbfinale hatten sie sich die beiden noch einmal eine gute Leistung im B-Finale vorgenommen. Und es umgesetzt. der deutsche Doppelzweier gewann das Rennen in 7,39,82 Minuten vor Weißrussland und Australien.
Doch beim Blick auf die Uhr nach dem Zieleinlauf mussten sie feststellen, das sie auf Rang sieben schneller waren als der Olympiasieger aus Polen (7:40,10 Min.). Nun sind die Zeiten im Rudersport immer eher relativ, aber klar dürfte sein, dass Mareike Adams und Marie-Cathérine Arnold mit etwas mehr Glück durchaus eine Medaillenchance gehabt hätten.