Essen. 2008 war ein schwieriges Jahr für Mark Dragunski: Denn mit dem Ende seiner Profi-Karriere im Sommer traten beim Tusem-Handballer Probleme mit dem Herzen auf. Diagnose: Vorhhofflimmern. Die OP im Oktober überstand der Kreisläufer gut. Jetzt spielt er sogar wieder.

Und dann kam der Tag im Leben des Mark Dragunski, als sein Herz plötzlich den Rhythmus verlor. Fortan schlug es phasenweise ebenso wild wie unregelmäßig. Um Minuten später wieder zum vertrauten „Takt” zurückzukehren.

Zunächst passierte das nur einmal alle zwei, drei Monate, später mehrmals pro Woche. Diverse Mediziner checkten den 2,14 Meter langen Körper des Handballers gründlichst durch. Erst ohne Befund. Dann hieß die Diagnose: Vorhof-Flimmern. Einziger Ausweg: eine Herz-OP.

"Ein ganz schöner Schreck"

„Das war ein ganz schöner Schreck”, schaut Mark Dragunski auf den Sommer 2008 zurück. Es war der 30. Juni. Ein besonderes Datum für den Kreisläufer, denn an diesem Tag lief sein Vertrag als Handball-Profi beim Bundesligisten Tusem aus. Das (vorläufige) Karriere-Ende einer Essener Handball-Größe.

Mark Dragunski mit Sohn Arvid
Mark Dragunski mit Sohn Arvid © Michael Gohl

„Ja, und dann saß ich da auf der Couch und merkte plötzlich, dass etwas nicht stimmte. Ich hatte wieder diese Rhythmusstörungen und einen Ruhepuls von 140”, erzählt Dragunski, der sofort in die kardiologische Notaufnahme des Krupp-Krankenhauses gebracht wurde. Es folgten: Vollnarkose und eine „Ladung” mit dem Elektroschocker – um das Herz wieder richtig zu takten. Das klappte auch. Aber nur zwei Wochen später traten dieselben Probleme erneut auf. Nach drei Elektroschocks in einem Monat, die alle nur kurzfristig wirkten, fällten die Ärzte die Entscheidung: Operation unumgänglich!

Kein Katheter in der nötigen Länge

Der geplante Weg: Durch einen Schnitt in der Leiste sollte ein Katheter über die Blutbahn bis zum rechten Vorhof von Dragunskis Herz vordringen und dort Nervenenden veröden, die das Flimmern mitverursacht hatten. Das Problem: Aufgrund von Dragos Körpermaßen gab es keinen Katheter in der nötigen Länge. „Es musste in den USA eine Spezialanfertigung erstellt werden. Deshalb hat sich die Operation nochmals um mehrere Wochen verzögert”, sagt Dragunski.

"Mir ging die Düse"

In dieser Zeit erlebte er ein Wechselbad der Gefühle: „Einerseits war es wichtig, endlich Gewissheit zu haben, woran ich leide und was man dagegen tun kann. Andererseits ging mir schon die Düse. Wir Handballer sind ja vieles gewohnt: Offene Brüche oder ausgekugelte Gelenke gehören zu unserer Sportart mit dazu”, so Dragunski. Aber mit der Erkrankung eines inneren Organs wussten er selbst und seine Teamkollegen zunächst so gar nicht umzugehen. „Als wir es dann alle realisiert hatten, hat mich jeder super unterstützt”, sagt Drago.

An die Gedanken und Gefühle unmittelbar vor der OP erinnert er sich noch genau. Etwas aufgeregt sei er gewesen. Aber er habe sich in guten Händen gewusst, denn die beiden Ärztinnen, die operierten, sind absolute Spezialistinnen für diese Behandlung. Zum Glück lief auch alles reibungslos. Zwei Tage später wurde der Ex-Nationalspieler bereits aus dem Hospital entlassen.

Die alte Gelassenheit wiederfinden

Und was hat sich seitdem geändert? „Man hört natürlich immer noch ständig in sich hinein oder kontrolliert den Puls. Aber es ist wichtig, wieder zur alten Gelassenheit im Leben zurückzufinden”, erzählt Dragunski, der nur noch einige, wenige Medikamente einnehmen muss. Seine Situation will er auch nicht dramatisieren: „Es ging schließlich nicht um Leben oder Tod.”

Überraschendes Comeback

Quicklebendig präsentierte sich der „Lange” zuletzt wieder auf dem Spielfeld. Nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens hatten ja bekanntlich zahlreiche Leistungsträger den Tusem mitten in der Saison verlassen. Und aufgrund der akuten Personal-Not sorgte Trainer Kristof Szargiej für das überraschende Comeback Dragunskis auf der Erstliga-Bühne. „Das Handballspielen tut mir gut. Es ist für mich ein wichtiger Schritt zurück in die Normalität.” Zwar keimt beim Publikumsliebling ab und an noch die Angst auf, dass sein Herz wieder aus dem Takt gerät. Auf dem Feld verspürt er sie aber nicht. „Denn die Platte ist der Ort, wo ich nach wie vor am besten abschalten kann.”

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