Essen. Rot-Weiss Essen verlor seit September gegen Kray mal wieder eine Partie an der Hafenstraße, doch dieses 0:1 gegen den Bundesligisten Borussia Möchengladbach machte eher stolz.

Dieses Gefühl hatte Fußball-Regionalligist Rot-Weiss fast schon vergessen: Eine Niederlage an der Essener Hafenstraße. Aber dieses 0:1 im Testspiel gegen Europa-League-Teilnehmer Borussia Mönchengladbach fühlte sich irgendwie ganz anders an als die letzte Schmach im Ligaalltag gegen Kray im September vergangenen Jahres. Dokumentiert auch vom anerkennenden Applaus der immerhin 5000 Zuschauer nach Ende der interessanten Testpartie.

RWE-Trainer Marc Fascher ging bei den Vergleichen sogar noch weiter zurück und erinnerte sich an das 1:5 vor der Saison gegen Borussia Dortmund: „Wenn man das mal sieht, wie sich die Mannschaft in dem halben Jahr weiter entwickelt hat, das war ein ganz anderes Auftreten heute. Ich gehe davon aus, dass sich die Jungs heute komplett platt ins Bett fallen lassen und den freien Sonntag genießen.“

Fascher hatte wieder einmal in beiden komplett durchgewechselten Halbzeiten für ein Gleichgewicht der Kräfte im rot-weissen Team gesorgt. Was einige altgediente Fans zu der Erkenntnis führte: „Dass wir in Hälfte zwei eine komplett neue Elf aufbieten können, ohne an Qualität zu verlieren, haben wir so auch lange nicht erlebt.“

Neunhaber als verkappter Rechtsaußen

In der Tat, und in den beiden neu zusammen gefügten Formationen trat Erstaunliches zutage: Mario Neunaber fand sich nach einer Odyssee über die Innenverteidigung hinaus auf den Außenverteidiger-Posten plötzlich als verkappter Rechtsaußen wieder – und er machte seine Sache nicht schlecht, sondern beschwor die gefährlichsten Situationen herauf. In der Innenverteidigung vertrat erneut Neuzugang Leon Binder mit Kai Nakowitsch die Stammkraft (Philipp Zeiger) würdevoll, der „Lange“ durfte sich derweil als Gladbacher Störenfried im Mittelfeld austoben.

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Weiter vorne findet sich Kevin Grund immer besser als Soukou-Vertreter zurecht, einmal setzte er gar den allzu sorglosen Torhüter Yann Sommer bei einem Abstoß unter Druck. Das Tor des Tages gegen den Regionalligisten fiel gänzlich untypisch: „Nach einer Standardsituation für uns, die sonst immer zu einer guten Chance führt: Wie Gladbach da umschaltete, das war schon ganz großes Kino“, staunte auch Fascher über den Treffer von Fabian Johnson nach einer halben Stunde, als Patrick Herrmann auf rechts einmal bei einem Konter den Turbo zuschaltete.

RWE nah dran am Ausgleich

Dennoch: Der couragierte Auftritt des Außenseiters setzte sich mit neuem Personal nach der Pause fort. Und hätte Sven Kreyer bei seinen beiden Großchancen in der 52. und 54. Minute es mental hinbekommen, sich vorzustellen, da stünde ein Hennefer Keeper im Tor und nicht ein Lichtblick der bisherigen Bundesligasaison – der verdiente Ausgleich wäre fällig gewesen.

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Übrig blieb ein äußerst zufriedenstellendes Zwischenfazit nach zwei Trainingswochen (Fascher: „Wir haben auch nicht nur Handball, Kopfball trainiert“), was es bereits im nächsten Testspiel am kommenden Mittwoch (19 Uhr, wahrscheinlich am Uhlenkrug) gegen Fortuna Köln erneut zu bestätigen gilt. Und die Gladbacher? Die nahmen ihrem Trainer die Arbeit des Mahners ab: Im DFB-Pokal-Achtelfinale treten sie am 4. März am Bieberer Berg an. Jetzt wissen sie, wie sich ein Regionalliga-Spitzenreiter so anfühlt.