Duisburg. . Die ehemalige Stürmerin gibt sich auch in ihrer neuen Rolle als MSV-Trainerin angriffslustig. Am Sonntag starten die Duisburgerinnen mit dem Heimspiel gegen den Revierrivalen SGS Essen in die Bundesliga-Saison.
Eine herausgehobene Position innezuhaben, war für Inka Grings schon zu aktiven Zeiten nichts Besonderes. Dreimal Deutschlands Fußballerin des Jahres, sechsmal Torschützenkönigin in der Frauen-Bundesliga und dreimal bei der Europameisterschaft, beste Schützin in der Vereinsgeschichte des FCR 2001 Duisburg sowieso. Und jetzt: Ist sie die einzige Frau, die in der obersten deutschen Spielklasse einen Cheftrainerposten bekleidet. Am Sonntag um 11 Uhr feiert sie ihr Punktspieldebüt, wenn sie im Homberger PCC-Stadion mit dem MSV auf den Revierrivalen SGS Essen trifft.
Elf Männer und eine Frau – augenfällig, oder? Inka Grings sieht das eher gelassen: „Bisher hat mich das nicht so interessiert, zumal ich das erst vor kurzem erfahren habe. Aber irgendwie passt das ja schon in das Bild von meiner Karriere.“ Siehe oben.
Als die heute 35-Jährige 2011 letztmals das Duisburger Trikot trug, bevor sie sich in die Schweiz verabschiedete, war sie noch einer der Stars auf dem Platz gewesen. Heute ist sie wieder der Star – neben dem Platz. Während sie mit dem FCR stets um alle drei erreichbaren Titel mitspielte, übernimmt sie mit dem MSV nun eine Mannschaft, die in der Vorsaison erst am letzten Spieltag den Klassenerhalt sichern konnte. Deutsche A-Nationalspielerinnen gibt es im Kader nicht mehr.
Für Inka Grings ist das kein Grund, eine defensive Zielsetzung zu verkünden. Stattdessen gibt sie sich – ganz Stürmerin – lieber angriffslustig. „Mein Ziel ist es, die Nummer 1 in Nordrhein-Westfalen zu werden, was auch nicht unrealistisch ist“, sagt sie. Das bedeutet: Neben dem Herforder SV, der als Zweiter der Zweitliga-Nordstaffel hinter der Reserve von Turbine Potsdam aufstieg, müsste der MSV dann auch Bayer 04 Leverkusen mit Ex-FCR-Coach Thomas Obliers und eben den Sonntagsgegner Essen hinter sich lassen. Klingt mindestens ambitioniert, aber vielleicht auch interessant genug, um den in den vergangenen Jahren deutlich rückläufigen Trend bei den Zuschauerzahlen umzukehren.
„Ein wenig Zeit und Geduld“
So ein kleines bisschen Blindflug ist naturgemäß schon dabei, denn Gegner auf Augenhöhe gab es in der Vorbereitung praktisch nicht. Erst ging es zum Aufgalopp gegen unterklassige Frauenteams, dann gegen einen Männer-Bezirksligisten (0:15) und schließlich gegen Jungen-Mannschaften aus der C-Niederrheinliga. Inka Grings ist jedoch von ihrem Personal überzeugt, das sich in der Vorwoche beim 5:0 im Pokal bei Drittligist Hohen Neuendorf schon einmal nicht blamierte – andere Möglichkeiten gibt es bei einer solchen Konstellation ja kaum. „Wir haben uns qualitativ sehr gut verstärkt und sportlich weiterentwickelt. Es braucht aber sicher noch ein wenig Zeit und Geduld, bis alles fruchtet, nachdem die Mannschaft jahrelang denselben Stiefel gespielt hat“, so die Trainer-Novizin.
Fünf Nationalspielerinnen sind zum Verein gestoßen: neben den drei Schweizerinnen Gaëlle Thalmann, Carmen Pulver und Rahel Kiwic noch die Österreicherin Virginia Kirchberger sowie Rückkehrerin Geldona Morina, die international für Albanien aufläuft. „Ich bin sehr glücklich über diese Transfers“, sagt Grings, die sich gleichwohl noch über eine weitere Offensivkraft gefreut hätte. „Aber wir haben ja noch ein bisschen Zeit“, ließ sie offen, ob sich zum Ende der Transferperiode da noch etwas tun wird.
Am Samstag hat die Wahl-Kölnerin Grings erstmal einen Pflichttermin: Dann drückt sie den MSV-Männern im Drittligaspiel bei Fortuna Köln die Daumen. Bei der gemeinsamen Pressekonferenz der Trainer am Donnerstag versprach ihr Kollege Gino Lettieri den Gegenbesuch: „Sonntag, 11 Uhr, das passt ja gut, weil unsere Amateure erst um 15 Uhr spielen.“ Die Rückkehr auf den bewährten Vormittagstermin freut Inka Grings merklich: „Das ist die Zeit, die wir Duisburger gewohnt sind – und mit der wir unsere größten Erfolge gefeiert haben.“