Duisburg. . Anja Tegatz gewann den „Mud Musters Obstacle Run“ in Weeze. Für die 39-Jährige gehörte dieses Rennen zur Vorbereitung auf die „Tortour de Ruhr“ – ein 230-Kilometer-Lauf bis zur Ruhrmündung.
Der letzte „Trainingslauf“ sollte nochmal so richtig Spaß machen. Doch Spaß ist für Anja Tegatz etwas völlig Unterschiedliches als für viele andere Menschen. Der „Mud Masters Obstacle Run“ ist Spaß für die 39-jährige Duisburgerin. „Das war richtig super“, strahlt die Ultraläuferin. Und wie es der englische Name des Rennens in Weeze schon andeutet – es geht durch Schlamm und Matsch. Und dabei stehen auch noch Hindernisse im Weg. Doch damit nicht genug: „Das war, so weit ich weiß, der erste Lauf dieser Art in Deutschland, der über die Marathondistanz ging“, berichtet Anja Tegatz. „Sonst ist das nur halb so lang.“ Und die Siegerin der Frauenwertung der gut 42 Kilometer langen Tortur heißt: Anja Tegatz.
Fünf Stunden und 49 Minuten brauchte die Extremsportlerin, um alle Hindernisse zu nehmen und die Ziellinie zu überqueren. Was es zu bewältigen galt? „Eine ganze Menge“, schmunzelt die Duisburgerin. „Es gab Hindernisse mit Stromschlägen, Wassergräben, man musste drei, vier Meter in einen See hinunter springen, über Heuhindernisse klettern, eine Mauer überwinden und zwölf Kilogramm schwere Säcke über eine gewisse Distanz schleppen“, sprudelt es aus Anja Tegatz heraus. Teile der Strecke in Weeze führten durch den Wald und über tiefe Kiesgruben. Ein weiterer Abschnitt führte über die Hangars der ehemaligen Air Force Basis. Am Ende standen der erste Platz, ein paar Schürfwunden, viele blaue Flecke und eine strahlende Anja Tegatz zu Buche. „Zum Auslaufen“, sagt sie, „habe ich tags darauf noch den Vivawest-Halbmarathon absolviert.“
Von Winterberg bis Ruhrort
Warum sie das macht? Denn wie gesagt – alle Läufe der letzten Wochen und Monate waren Trainingsrennen für die Ultraläuferin, die sich vornehmlich auf Strecken begibt, die weit jenseits der Marathon-Distanz liegen. „Das dient alles der Vorbereitung auf die Tortour de Ruhr“, berichtet die Duisburgerin. Und auch hier ist der Name Programm. Am 7. Juni machen sich die Teilnehmer auf eine 230 Kilometer (!) lange Strecke von der Quelle der Ruhr bei Winterberg bis zur Mündung in Ruhrort. Und das in einem Stück.
Erst kürzlich hat sie die Strecke bereits mit dem Fahrrad abgefahren, um sich ein Bild zu verschaffen. „Ich habe dann auch mit einem Zelt an der Ruhr übernachtet“, so Tegatz. Einen derart langen Lauf kann man freilich nicht einfach so angehen. Die Veranstalter verlangen einen Gesundheitszeugnis; außerdem muss jeder Teilnehmer eine „Crew“ haben, die abwechselnd mit dem Fahrrad in Nähe bleibt. „Meine Leute müssen dann auch mal zwischendurch meine Launen aushalten“, lacht Tegatz.
Aktuell geht es für sie in die so genannte „Tapering-Phase“. Das bedeutet: Regenerieren. „Man muss dem Körper Ruhe gönnen, die Füße pflegen und das Training umstellen.“ Das bedeutet: Eher schwimmen als laufen, Ernährung umstellen, jede Nacht eine Stunde länger schlafen als üblich. „Zum Glück habe ich eine Freundin, die mir Tipps gegeben hat“, so Tegatz.
Reif für die „Tapering-Phase“
„Ich bin nun allerdings auch reif für die Tapering-Phase. Ich werde das genießen“, sagt sie. Denn der Vorbereitungshöhepunkt liegt erst zwei Wochen zurück, als sie innerhalb einer Woche 270 Kilometer zurückgelegt hat – darunter einen 100-Kilometer-Lauf und den Hamburg-Marathon, an dem sie als Brems- und Zugläuferin für eine Freundin teilnahm, die ihren ersten Marathon absolvierte.
Ein Trainingstipp vor der Tortour de Ruhr war noch: Nur dann laufen gehen, wenn man wirklich Lust dazu hat. Ob der Ratgeber daran gedacht hat, dass das bei Anja Tegatz so eine Sache ist? Denn die Duisburgerin scheint ständig Lust aufs Laufen zu haben . . .