Duisburg. .
Vier Jahre ist es nun her. „Da habe ich mit Gerhard Bowitzky den ersten Parakanuten buchstäblich von der Straße geholt“, berichtet Thomas Konietzko, der Präsident des Deutschen Kanu-Verbandes. Seither hat sich viel getan im Kanusport der Menschen mit Behinderungen. Und die Kanu-WM in Duisburg bittet gleich einen Doppelerfolg. Konietzko hat nicht nur dafür gesorgt, dass die Parakanuten ganz normal ins Programm der WM eingebaut werden (und nicht vorher oder nachher paddeln müssen) – mit Tom Kierey steht der erste deutsche Weltmeister dieser Titelkämpfe fest. Der mit einer Behinderung am Fuß startende Athlet hat im Einer-Kajak über 200 Meter Gold geholt.
Dabei verlief der Start alles anderes als gut für den Dresdner, der inzwischen aber in Berlin lebt und trainiert. „Ich bin natürlich mit voller Kraft in den Startschuh rein“, ärgert sich Kierey über sich selbst. „Aber mit viel Geschwindigkeit und viel Wut habe ich das Rennen noch gewonnen.“ Was zwischen Start und Ziel passiert ist, weiß er nicht. „Ich schalte dann immer völlig ab. Ich höre dann auch die Zuschauer nicht.“ Die jubelten ihm freilich zu. Und Kierey, der schon der erste Parakanute war, der auf dieser Strecke die 40 Sekunden unterboten hatte, knackte mit 38,891 Sekunden nun auch als erster die 39er-Marke. In der Schadensklasse A gewann der Regensburger Christian Mathes in der gleichen Disziplin Bronze.
Obwohl der Parakanusport noch in seinen Kinderschuhen steckt, wirkt Kierey voll integriert – und fühlt sich entsprechend angenommen. Beim Training berichtet er, haben ihn nicht behinderte Weltmeister und Olympiateilnehmer angesprochen und ihm ihren Respekt vor seinen Leistungen ausgesprochen. „Das ist schon richtig schön. Das sind schließlich Leute, die man selbst angefeuert hat“, so Kierey. Allerdings betreiben die behinderten Sportler längst – „Para“ hin oder her – Leistungssport. „Ich trainiere drei- bis viermal pro Tag. Zu nicht behinderten Sportlern fehlen aufgrund der Probleme bei der Kraftübertragung auf das Boot zweieinhalb bis drei Sekunden, was in Sprint Welten sind. Aber in Rio 2016 könnten die drei Medaillengewinner vielleicht schon unter 38 Sekunden bleiben.“ Sein „Chef“ Konietzko weiß auch: „International hinken wir hinterher. Wir müssen Geld in die Entwicklung der Boote investieren. Großbritannien und Brasilien sind uns da voraus.“ Und Kierey ergänzt: „Material und Trainingslager sind das wichtigste.“
Bei den nicht behinderten Kanuten haben alle 17 deutschen Boote (weitere 200-Meter-Halbfinals folgen heute) das Finale erreicht.