Duisburg. .

Zwei Wochen vor dem Start sind die WM-Organisatoren mit dem Planungsstand zufrieden.

Thomas Konietzko musste an Apollo 13 denken, als sein brasilianischer Amtskollege vor rund einem Jahr zu ihm kam und sagte: „Wir haben da ein Problem.“ Drei Wochen später gab Rio de Janeiro die Ausrichtung der Kanu-Weltmeisterschaft 2013 zurück. Die erste Reaktion des Präsidenten des Deutschen Kanu-Verbandes war: „Nicht mit uns!“ Zu oft sei Deutschland mit regulären WM-Bewerbungen gescheitert, „weil man den Versprechungen anderer Länder Glauben geschenkt hat. Und dann müssen wir als Lückenbüßer herhalten.“ Als Konietzko dann aber doch die Machbarkeit einer WM, die innerhalb von elf Monaten zu organisieren und vor allem zu finanzieren war, abklopfte, schlug ihm Enthusiasmus entgegen. „Da habe ich meine Meinung geändert.“ Die Folge davon ist, dass die WM 2013 zum fünften Mal in Duisburg stattfindet – kein anderer Ort war häufiger Gastgeber.

Rund 1500 Sportler

Und nun steuert die Weltmeisterschaft in Duisburg gar einem neuen Teilnahmerekord entgegen. Etwa 1500 Sportler aus knapp 80 Ländern werden auf der Regattabahn im Sportpark Wedau dabei sein. Und mittendrin – die „Parakanuten“, also Sportler mit Behinderungen. Und mittendrin heißt mittendrin – nicht danach. „Das ist ein tolles Signal für die Inklusion“, sagt NRW-Sportministerin Ute Schäfer. So finden während der Vorläufe der nicht behinderten Sportler die Finalläufe der „Parakanuten“ statt. Selbstverständlich ist das allerdings nicht. „Das stieß nicht überall auf Gegenliebe, wir mussten da Überzeugungsarbeit leisten“, erklärt Konietzko. Das begeistert Schäfer so sehr, dass sie selbst nachfragte: „Glauben Sie, dass das eine Vorbildfunktion für andere Sportarten haben wird?“ Konietzko gab sich zurückhaltend: „Das wäre schön, aber wenn man ehrlich ist, muss man wohl skeptisch sein.“

Dämpfen oder befeuern?

Aber die Kanu-WM ist nicht nur aus sozialer Sicht ein wichtiger Wettkampf. Sie ist in diesem Jahr die einzige Weltmeisterschaft in Deutschland in einer olympischen Sportart – und zudem nicht in irgendeiner olympischen Sportart, sondern in derjenigen, die bislang 115 Medaillen bei der größten und wichtigsten Sportveranstaltung der Welt für Deutschland eingebracht hat. Konietzko scheint sich aktuell aber nicht so sicher zu sein, ob er die Erwartungen befeuern oder dämpfen soll. „Es ist ja aktuell nicht mehr opportun, Medaillenvorgaben zu machen“, sagt er mit etwas Ironie im Blick. „Aber in etwa so wie bei den Olympischen Spielen in London wollen wir schon abschneiden.“ Als 2007 die WM letztmals auf Duisburger Wasser ausgetragen worden war, angelten sich die deutschen Kanuten gar gleich neunmal Gold. „Im Hinblick auf die duale Ausbildung der Sportler haben wir mit einigen Athleten in diesem Jahr über eine Reduzierung des Trainingsaufwands gesprochen, damit beispielsweise die Ausbildung an der Uni nicht zu kurz kommt“, sagt Konietzeko. Auch das findet Schäfers Zustimmung.

Dennoch sieht die Ministerin in der WM eine Chance: „Duisburg hat zuletzt zwar andere Schlagzeilen gemacht, aber das ist die Gelegenheit, das positive Image der Stadt in Hinblick auf Kultur und Sport wieder herauszustellen.“ Und rein wirtschaftlich bringt die WM rund 8000 Übernachtungen in Duisburg und Umgebung. Die Hoteliers wird es freuen – egal wieviele Medaillen herausspringen.