Duisburg. . Hertha Hamborn-Keeper Ikenna Onukogu spricht über die vermeintlich rassistischen Vorfälle am vergangenen Wochenende in Bottrop. Fernsehteams stehen derzeit Schlange.

Hertha Hamborn-Keeper Ikenna Onukogu spricht über die vermeintlich rassistischen Vorfälle am vergangenen Wochenende in Bottrop. Fernsehteams stehen derzeit Schlange.

Ikenna Onukogu ist in seinem Fußballerleben schon weit herum gekommen. Als Junioren-Nationalspieler war der Torwart mit der nigerianischen Landesauswahl unter anderem einst bei der WM in Trinidad und Tobago dabei, er hat in Schweden für Göteborg gespielt und auch in Deutschland, wo der 27-Jährige seit 2004 zu Hause ist, schon manchen Verein durchlaufen. Was ihm allerdings in seinem ersten Spiel für den Bezirksligisten Hertha Hamborn bei Dostlukspor Bottrop widerfahren ist, war für „Ike“, wie er in der Szene genannt wird, der negative Höhepunkt.

Linienrichter schritt ein

Das Spiel am vergangenen Sonntag wurde bekanntlich in der 88. Minute beim Stand von 1:0 abgebrochen, nachdem es zu Auseinandersetzungen zwischen Hertha-Spielern und Dostluk-Anhängern gekommen war. Vorausgegangen war Onukogus Flaschenwurf nach massiven Beleidigungen durch vereinzelte Zuschauer, die von Bottroper Seite wiederum dementiert werden. „Nach der Pause hat es angefangen“, berichtet der Torwart, „da wurde ich permanent beschimpft. Als ich das dem Linienrichter meldete, ist jemand von Dostlukspor zu der Zuschauertribüne hinter meinem Tor gelaufen. Dann war für zehn Minuten Ruhe. Als er weg war, ging es wieder los. Ich lasse mir viele Beleidigungen gefallen, aber nicht Nigger, wie sie mich immer wieder genannt haben. Die Beleidigungen eskalierten, was ich wieder dem Schiedsrichter meldete. Der sagte, ich solle mich nicht aufregen, es wäre alles unter Kontrolle.“ Ein Trugschluss. Spätestens als jemand eine Plastikflasche nach ihm warf, platzte Ike der Kragen. „Da habe ich die Flasche zurückgeworfen und bin auf die Zuschauer zugelaufen. Ich weiß, dass ich wohl überreagiert habe, aber ich bin auch nur ein Mensch und kann es nicht ertragen, wegen meiner Hautfarbe beleidigt zu werden. Und dann noch direkt hinter meinem Tor“, konnte sich Onukogu nicht mehr auf das Spielgeschehen konzentrieren. „So geht es nicht weiter. Das macht mich kaputt. In der Bundesliga wird immer von Fair Play gesprochen. Wir sind hier schließlich im Sport und nicht im Krieg.“

Voraussichtlich wird der Keeper, der für sein Temperament bekannt ist, dennoch nicht um eine Sperre herumkommen. „Seltsamerweise haben wir bislang weder den Sonderbericht des Schiedsrichters noch einen Termin zur Spruchkammersitzung erhalten“, berichtet Herthas Vorsitzender Christian Birken. „Ich gehe davon aus, dass das Spiel als verloren gewertet und Ike gesperrt wird. Man muss ihn aber auch verstehen, wenn er permanent beleidigt wird. Zumal er dies dem Schiedsrichter mitteilte. „Ich fände es lächerlich, wenn ich gesperrt würde. Ich hatte einmal einen ähnlichen Fall, als ich bei Galatasaray Mülheim gespielt habe. Da wurde ich vom Sportgericht freigesprochen“, sieht sich Onukogu als Opfer, was er auch den aufmerksam gewordenen Fernsehanstalten vom WDR und SAT1 sagte, die am Donnerstagabend zum Hertha-Training erschienen sind.

Onukogu will Anzeige stellen

Ikenna Onukogu hofft, dass es der letzte Vorfall dieser Art war. Den Dostluk-Verantwortlichen machte er ausdrücklich keinen Vorwurf. „Aber es muss dort etwas passieren, denn es ist ja auch nicht zum ersten Mal zu Problemen mit den Zuschauern gekommen.“ Er selbst plant, eine Anzeige zu stellen. Gegen Unbekannt. „Die Namen kenne ich nicht, aber genügend Fotos gibt es ja.“