Duisburg. . Ohne die fünf abgewanderten Nationalspielerinnen muss sich das Team des Bundesligisten erst einmal finden. Die Verantwortlichen gehen mit viel Optimismus ans Werk.

Thomas Hückels ging auf Distanz. Im Vorjahr hatte der Vorsitzende des FCR 2001 Duisburg noch einen Platz auf dem Mannschaftsfoto des Frauenfußball-Bundesligisten eingenommen; am Montag verzichtete er darauf. „Das haben wir jahrelang immer so gemacht, aber man muss alte Zöpfe eben auch mal abschneiden“, meinte der Klubchef augenzwinkernd. Damit bezog er sich wohl nicht nur auf seine eigene Ablichtung, sondern auch auf das Bild, das der Uefa-Cup-Sieger von 2009 in der kommenden Spielzeit generell abgeben wird. Negatives Denken ist der sportlichen Leitung dabei trotz des großen personellen Schnitts eher fremd.

Alexandra Popp, Luisa Wensing, Simone Laudehr, Annike Krahn und zuletzt auch noch Linda Bresonik: Eine Nationalspielerin nach der anderen kehrte dem FCR in den vergangenen Monaten den Rücken. Dazu kam die finanzielle Schieflage, die im Juni fast zur Insolvenz geführt hätte. Doch nun, nur ein paar Wochen später, ist schon wieder eine gewisse Aufbruchstimmung zu verspüren. Potenzielle neue Führungsspielerinnen wie Nicole Banecki oder Ashlyn Harris wurden verpflichtet; die Leistungen der Talente – vor allem Daria Streng – in den ersten Testspielen lassen ebenfalls hoffen.

Hoffnungsträgerin Martens

„Den Star gibt es bei uns nicht mehr“, stellt Trainer Marco Ketelaer fest, der zum zweiten Mal hauptverantwortlich beim FCR in die Saison startet. „Natürlich sind bei uns nach den zahlreichen Abgängen Lücken entstanden. Ich habe mit den erfahrenen Spielerinnen wie unserer neuen Kapitänin Jennifer Oster, Marina Himmighofen und Mandy Islacker gesprochen. Sie sind nun gefordert und müssen vorangehen.“ Eine Menge erhofft sich der sportliche Leiter Jörg Schemberg zudem von der nun endlich in der Liga spielberechtigten Niederländerin Lieke Martens: „Sie hat alles, was eine Stürmerin braucht.“

Naturgemäß richtet sich nach einem solchen Umbruch aber auch der Blick auf die Position des Trainers: Wie schafft er es, der Mannschaft eine neue Struktur zu geben? „Es ist immer eine besondere Herausforderung, verschiedene Charaktere zu einer Einheit zusammenzufügen. Aber da ist es eigentlich ganz egal, welche Spielerinnen das sind. Wichtig ist, dass man am Ende erkennt: Das passt zusammen.“

Offen ist nach wie vor, wieviel Zeit „Kette“ hat, um diese Mosaiksteine passend anzuordnen. Meike Kämper, gestern nochmal kurz zum Teamfoto auf der Anlage, reist bekanntlich demnächst zur U-20-WM nach Japan und wird damit aller Voraussicht nach nicht am 2. September zum Ligaauftakt gegen die SGS Essen spielen können. Ob das Ruhrderby auf einen späteren Zeitpunkt verlegt wird, ist noch immer nicht klar. Ansonsten müsste die ursprünglich als neue Nummer 1 der Regionalliga-Truppe vorgesehene Chiara Kirstein ins kalte Wasser geworfen werden. Sie wird auf jeden Fall beim demnächst anstehenden Trainingslager auf Borkum von Co-Trainer Andreas Kontra intensiv auf den Ernstfall vorbereitet werden.

„Wir wollen die Nummer 1 im Westen bleiben“, gibt Marco Ketelaer als eines der Saisonziele aus. Heißt also: Essen, Bayer Leverkusen und auch Liganeuling FSV Gütersloh hinter sich lassen. Das kann freilich noch nicht alles sein. Platz vier bis sechs, das ist die meistgehörte Prognose rund um die Mündelheimer Straße. Frankfurt und Wolfsburg, da sind sich die Fachleute einig, werden vermutlich den Titel unter sich ausmachen. Der FCR dürfte sich mit Meister Turbine Potsdam und dem FC Bayern München um die Ränge dahinter streiten. Im Blick hat Marco Ketelaer aber auch eine Fahrt nach Köln: „Wir haben ja in den letzten Jahren fast immer eine gute Rolle im DFB-Pokal gespielt.“