Duisburg. . Politisches Nachtgebet in der Marxloher Kreuzeskirche mit Löwen-Trainer Ali Güzel. Er betont die Wichtigkeit der Integration im Jugendbereich – und übt auch Kritik.
War es das Thema? Oder doch der den ganzen Tag über niederprasselnde Regen? Der Zuspruch beim Politischen Nachtgebet in der Marxloher Kreuzeskirche hielt sich im Gegensatz zu den vorherigen Auflagen der Gesprächsrunde diesmal jedenfalls in Grenzen. Über „Gesellschaftliche Fragen rund um den Fußball“ wurde diskutiert – und als Interviewpartner hatte sich Pfarrer Hans-Peter Lauer dazu Ali Güzel, Interimstrainer von Fußball-Niederrheinligist Hamborn 07, eingeladen.
Der Mann weiß, wovon er redet, denn er ist nicht nur seit Jahren im Fußball aktiv, sondern als Thyssen-Krupp-Betriebsrat und Mitglied im IG-Metall-Ortsvorstand auch aktiver Gewerkschafter. Für den Themenbereich Integration ist er zudem so etwas wie ein ideales Vorbild: Der türkischstämmige Güzel sitzt bei den Länderspielen der deutschen Mannschaft im DFB-Trikot vor dem Fernseher und ist eingeschworener Fan des FC Schalke 04.
Apropos Nationalmannschaft: „Ein Mesut Özil ist nicht genug“, erklärte er, auf die Frage angesprochen, wie er über die Integration türkischer Nachwuchskicker denke. „Die Leute leben hier, denken aber 3000 Kilometer weiter“, so seine Kritik. Als „Integrationsbeauftragter“ bei Hamborn 07 legt er großes Augenmerk darauf, die soziale Ausbildung der Jugendspieler voranzutreiben. „Die Sprache ist dabei das A und O“, betont Güzel.
„150 Euro mehr“
Er hielt auch mit kritischen Tönen gegenüber manchem örtlichen Konkurrenten – ohne dabei Namen zu nennen – nicht hinterm Berg: „Mancherorts werden Werte vermittelt, die auf dem Fußballplatz nichts zu suchen haben. Man muss da auch mal der Stadt oder den Verbänden ins Gewissen reden, denn man überlässt solchen Leuten dann Gelder, ohne zu wissen, wo die hingehen.“
Wichtig sei, so der 45-Jährige, dass Vereine ihrer sozialen Verantwortung nachkämen: „Man darf nicht nur auf die Spieler achten, die einen weiterbringen. Wer ohne Aufsicht groß wird, macht sich seine eigenen Gesetze.“ Es sei auch perspektivisch und aus finanziellen Gründen wichtig, sich als Klub stärker auf die Jugend zu konzentrieren, wobei der Geldfaktor zu seinem Leidwesen eine immer größere Rolle spielt: „Leider ist es dann manchmal so, dass talentierte Spieler 70 oder 80 Kilometer weit fahren, damit sie dort vielleicht 150 Euro mehr bekommen. Daran sind oftmals auch die Eltern schuld.“