Duisburg. Das eishockeyähnliche Hockey auf Rollen ist an einem Scheideweg. National dominiert das Skaterhockey, international aber Inlinehockey.
Vier Spieler des Skaterhockey-Bundesligisten Duisburg Ducks waren am Wochenende für die Nationalmannschaft im Einsatz. Nein, das ist falsch. Sie waren für Nationalmannschaften im Einsatz. Während Elias Nachtwey im österreichischen Amstetten mit der ISHD-Auswahl zum dritten Mal in Folge die Skaterhockey-Europameisterschaft gewonnen hat, spielten Nick Kardas, Jakob Theis und Paul Fiedler als Kapitän der deutschen Auswahl bei der Inlinehockey-Weltmeisterschaft in Roccaraso (Italien). Diese Auftrennung zeigt deutlich, wie sehr sich – gerade im internationalen Bereich – der eishockeyähnliche Sport auf Inlineskates an einem Scheideweg befindet.
„Es ist einfach etwas ganz anderes, gegen Mannschaften von anderen Kontinenten zu spielen und zu sehen, wie andere Kulturen unseren Sport aufnehmen.“
Die Laune des Ducks-Trios war alles andere als schlecht – und das obwohl die deutsche Nationalmannschaft das Achtelfinale verpasst hat und nur Siebzehnter geworden ist. „Es ist einfach etwas ganz anderes, gegen Mannschaften von anderen Kontinenten zu spielen und zu sehen, wie andere Kulturen unseren Sport aufnehmen“, sagt Fiedler. Und noch eines wird offensichtlich. „Wir denken, wir spielen Inlinehockey. Wir spielen aber eher wie beim Skaterhockey oder wie beim Eishockey. Wir konnten von den Topnationen lernen, wie sie das machen. Und das ist etwas ganz anderes.“
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Das Hauptproblem: Skaterhockey (mit Ball und mit Körperkontakt) ist die in Deutschland dominierende Inline-Variante. Mehrere Ligen und Landesverbände, Nachwuchsspielbetrieb und eine ordentliche Struktur – obwohl auch hier nicht alles Gold ist, was schimmernd erscheint. Die Bundesliga besteht zum größten Teil aus Vereinen aus NRW. Für die nachhaltige Entwicklung der Sportart ist das eine Katastrophe. Inlinehockey wiederum (mit Puck und ohne Körperkontakt) ist international bei weitem größer, spielt aber in Deutschland keine Rolle. Die „Bundesliga“, an der die Ducks erstmals zusätzlich teilgenommen hatten, ist eine Meldeliga ohne jeden Unterbau.
„Aber das internationale Skaterhockey ist am Boden“, sagt Fiedler. An der diesjährigen EM haben immerhin fünf Teams teilgenommen. Im Halbfinale siegte Deutschland mit 21:1 gegen Österreich. Das hat mit anspruchsvollem Sport nur am Rande zu tun. Im Inlinehockey hinkt Deutschland hinterher, musste in eine von zwei Qualigruppen zu acht Teams. Dort wurden aber nur zwei Spiele bestritten; die Gegner wurden zuvor festgelegt. Es gab ein 17:0 gegen Chile, dann aber ein 2:3 gegen die Schweiz. Weil Namibia auch gegen die Schweiz verlor, aber dann höher gegen China gewann, standen die Südwestafrikaner im Achtelfinale.
Deutschland gewinnt Runde um Platz 17
„Wir haben dann die Runde um Platz 17 gewonnen“, sagt Fiedler. 3:2 nach Penaltyschießen gegen Brasilien, 6:2 gegen Japan, 5:1 gegen Mexiko. „Allerdings ist das ein Schritt nach vorne. Vor zwei Jahren haben wir da noch alles verloren“, so Fiedler. „Der Modus ist natürlich Unsinn. Das ist dem Verband egal, es geht nur darum, wer sich gegen die Top 8 versuchen darf.“ Weltmeister wurden einmal mehr die USA durch einen Finalsieg gegen Tschechien. Namibia schaffte es bemerkenswerterweise bis auf Rang vier.
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Wie lange das internationale Skaterhockey noch durchhält? Bei der EM geht es nur darum, einige Spiele zu absolvieren, ehe sich zum x-ten Mal Deutschland und die Schweiz im Finale gegenüberstehen. In der Schweiz wird Skaterhockey vornehmlich im frankophonen Teil, Inlinehockey im deutschsprachigen Gebiet gespielt. Sollten sich die Eidgenossen jemals dazu entschließen, ihre Kräfte zu bündeln, wäre das internationale Skaterhockey am Ende. Dennoch war der Jubel groß, als Deutschland den 5:4-Siegtreffer im Finale erzielte – zwei Sekunden vor dem Ende.
Die Finalplatzierungen:
Skaterhockey-EM: 1. Deutschland, 2. Schweiz, 3. Dänemark, 4. Österreich, 5. Großbritannien.
Inlinehockey-WM: 1. USA, 2. Tschechien, 3. Italien, 4. Namibia, 5. Taiwan, 6. Argentinien, 7. Kanada, 8. Schweden, 9. Frankreich, 10. Schweiz, 11. Slowakei, 12. Belgien, 13. Spanien, 14. Großbritannien, 15. Kolumbien, 16. Australien, 17. Deutschland, 18. Mexiko, 19. Brasilien, 20. Japan, 21. Polen, 22. China, 23. Chile, 24. Indien.