Duisburg. Die Duisburger Frauen müssen den Klassenunterschied eindeutig anerkennen. Doch der Trainer zieht unter dem Strich ein positives Fazit.
Alina Baar war am Ende so etwas wie die Heldin. Die Nachspielzeit war an der Mündelheimer Straße bereits angebrochen, als die Torhüterin des MSV Duisburg, die schon zuvor einige starke Paraden gezeigt hatte, sich noch einmal einer Angreiferin des Hamburger SV entgegenstellte und den sicher scheinenden Gegentreffer verhinderte. Kurz darauf nahm Schiedsrichterin Julia Boike zum letzten Mal an diesem Tag ihre Pfeife in den Mund und setzte der DFB-Pokal-Historie der Zebras ein vorläufiges Ende. Mit 0:9 (0:4) verlor der MSV, in der Vorsaison noch Bundesligist und jetzt als nominell zweite Mannschaft in der Landesliga antretend, sein Zweitrundenspiel gegen den Zweitligisten von der Alster und erreichte damit das minimalste Minimalziel: nicht zweistellig unterzugehen.
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Einen anderen Ausgang in diesem ungleichen Duell zu erwarten, wäre realitätsfern gewesen. Die meisten der 340 zahlenden Zuschauerinnen und Zuschauer dürften auch genau davon ausgegangen sein, zumal viele unter ihnen die Raute des hanseatischen Traditionsvereins auf Shirt oder Kappe trugen. Trotz der eindeutigen Ausgangsposition hatte sich ein großer Tross auf den nicht kurzen Weg in den Duisburger Süden gemacht – sicher auch, um die ungewöhnliche Konstellation mitzuerleben, dass ein Bundesligist des Vorjahres nur noch mit einer Truppe aus der fünfthöchsten Spielklasse antritt. Viel Nostalgie gab es freilich nicht; dazu sind die Verbindungen zur Erstligazeit ganz klar schon zu sehr gekappt. Ein Fan trug den Schriftzug „Halverkamps“ auf dem Trikot – das war es dann aber auch schon.
Sportlich verlief die Partie sehr einseitig, wobei die Gastgeberinnen es in der Anfangsviertelstunde defensiv sehr gut machten und den HSV immer wieder ins Abseits tappen ließen. Dass nach vorn gar nichts ging, was nicht alle im Publikum nachvollziehen konnten, verteidigte Trainer Tarek Ruhman: „Das war genau unsere Taktik, so destruktiv zu spielen.“ Vermutlich angesichts der Kräfteverhältnisse nicht falsch gedacht, lediglich in manchen Situationen, wenn der MSV mal an der Mittellinie in Ballbesitz kam und dann ein ziemlich sinnfreier Pass ins Nichts gespielt wurde, hätte vielleicht ein Zweikampfversuch einfach mal mehr Sinn ergeben.
Hamburger SV trifft nach 19 Minuten zur Führung
19 Minuten dauerte es, ehe sich der Klassenunterschied im Ergebnis niederschlug. HSV-Kapitänin Sarah Stöckmann passte von links auf Vildan Kardesler, die mühelos zur Führung einschoss. Drei Minuten später schien Amelie Woelki bereits erfolgreich abgedrängt, brachte dann aber die Kugel per Hackentrick im Tor unter. Dem 0:3 durch Dana Marquardt per Kopfball nach einer Ecke (36.) folgte vor der Pause noch der einzige wirkliche Ärgernis: ein unnötiger Foulelfmeter, den Mia Büchele zum 4:0 verwandelte (41.).
Nach Wiederbeginn schlug sich der MSV lange Zeit tapfer, ließ nur das fünfte Gegentor durch Woelki (52.) zu. Tarek Ruhman begann sich draußen schon über ein sehr respektables Ergebnis zu freuen, als die Gäste in der Schlussphase wider Erwarten doch noch einmal auf die Tube drückten. Melina Krüger (82.), Christin Meyer (86., 88.) und Almudena Sierra (89.) stellten das Ergebnis auf 9:0. Für mehr reichte die Zeit dann nicht.
Auch wenn die letzten Gegentreffer doch ein wenig schmerzten, zog Tarek Ruhman unter dem Strich ein positives Fazit: „Ich glaube, dieser Tag hat uns als Verein zusammengebracht.“ Sein Job wird es nun sein, die mit zwei Niederlagen schlecht in die Meisterschaft gestarteten Zebras zurück auf Kurs Normalität zu bringen. Das nächste Heimspiel steigt am Sonntag, 22. September, um 13.30 Uhr gegen die zweite Mannschaft von Grün-Weiß Lankern.
Die Statistik
MSV: Baar – Albrecht, Bak, Schweers, Dierkes (55. Altintepe), Scheidung (46. Locker) – Carrarini (46. Öztürk), Abd El Ruhman (65. Demir), Dedic, Kroseberg (65. Hirschberger) – Demircan.
HSV: Zamorano – Kirschstein, Braun, Dönges, Stöckmann (55. Machtens) – Kardesler (46. Krüger), Büchele (55. Profé), Stoldt, Woelki (55. Wrede) – Meyer, Marquardt (55. Sierra).
Tore: 0:1 Kardesler (19.), 0:2 Woelki (22.), 0:3 Marquardt (36.), 0:4 Büchele (41., Foulelfmeter), 0:5 Woelki (52.), 0:6 Krüger (82.), 0:7, 0:8 Meyer (86., 88.), 0:9 Sierra (89.).
Schiedsrichterin: Boike (Altenstadt).
Zuschauer: 340.