Duisburg. Nardo Nagtzaam ist oft mit einem Lächeln im Gesicht anzutreffen. Der Niederländer hat eine beeindruckende Vita. Sonntag in Bad Nauheim.
Nardo Nagtzaam hat oft ein Lachen im Gesicht – und ganz sicher den Schalk im Nacken. Während Mees de Wit, einer seiner Mannschaftskollegen beim Eishockey-Oberligisten EV Duisburg, in einem Interview Rede und Antwort stand, rief er: „Glaub dem nichts. Das ist ein Holländer. Die haben keine Ahnung vom Eishockey!“ Nardo Nagtzaam und Mees de Wit sind zwei Beispiele dafür, dass das natürlich Unsinn ist. Und in 53 Jahren Duisburger Eishockey sind die beiden immerhin die Spieler sechs und sieben, die einen niederländische Identitätskarte haben. Der Spielerpass ist allerdings deutsch – weil beide im Nachwuchs in Deutschland gespielt haben.
„Dafür bin ich meinem Vater ewig dankbar.“
„Dafür bin ich meinem Vater ewig dankbar“, sagt der 34-Jährige, der vom Oberliga-Meister und Zweitliga-Aufsteiger Blue Devils Weiden an die Wedau gekommen ist. Schon mit elf Jahren wechselte Nardo Nagtzaam zum Krefelder EV. „Wir wohnen in Nimwegen. Da ist die Fahrt nicht ganz so lange.“ Stimmt. Weit ist es nicht. Aber eine gute Stunde ist man in einer Richtung dann doch schon unterwegs. Immerhin: Es gab Fahrgemeinschaften. In Sonsbeck beispielsweise lebten die Familien Pfennings und Schwittek. Und bei den Staudts – Torhüter Sebastian Staudt spielte auch bereits für die Füchse – konnte er auch mal übernachten.
Vater spielte Fußball, der Onkel Eishockey
Sein Vater war übrigens Fußballer, war in Eindhoven und Nijmegen aktiv. „Er musste aber früh aufgrund einer Knieverletzung aufhören“, berichtet Nardo Nagtzaam. Sein Onkel David van Alst hat ihn dann in die Eissporthalle mitgenommen: „Er hat Eishockey gespielt.“ Auf Schlittschuhen war der junge Nardo gut unterwegs. Und plötzlich drückte ihm jemand einen Eishockeyschläger in die Hand: „Das war Jan Bruijsten.“ Der Vater und Kevin und Mitch Bruijsten, die auch schon in Deutschland – in Essen, wo auch Nagtzaam kurz Station machte – spielten. „Und seither blicke ich nicht mehr zurück.“ Der Eishockey-Virus hat ihn fest im Griff.
Dass das Auftakt-Testspiel ausgerechnet gegen den Zweitligisten Krefeld Pinguine, in dessen Nachwuchs Nagtzaam sechs Jahre lang spielte, so gut lief, ist freilich eine schöne Geschichte. „Allerdings lief es dann in den beiden Spielen gegen die Kölner U 20 nicht mehr so gut“, sagt der Stürmer. Das soll sich am Wochenende wieder ändern, wenn die Füchse am Sonntag (16 Uhr, Colonel-Knight-Stadion) beim DEL2-Club EC Bad Nauheim antreten. Da würde der erfahrene Angreifer gerne wieder die richtige Einstellung sehen. „Wir dürfen Eishockey spielen, währen andere einen normalen Beruf ausüben. Das ist ein Luxus“, sagt Nagtzaam. „Dann sehen wir, wie wir dort bestehen können.“ Dass Nagtzaam da mitreden kann, zeigt seine Vita. Der frühere niederländische Nationalspieler war zwischen 2008 und 2015 in Nordamerika aktiv, erst in einer Juniorenliga, dann am College. 2014/15 bestritt er für die Elmira Jackals aus der ECHL sogar fünf Profispiele, ehe er nach Europa zurückkehrte und erst in Slowenien, dann in Großbritannien spielte. „Wir müssen daran arbeiten, jeden Tag besser zu werden“, sagt Nagtzaam. Die Voraussetzungen sind da: „Die Stimmung im Team ist sehr gut.“
Auch EVD-Trainer Risto Kurkinen will am Wochenende Fortschritte sehen. „Wir treffen auf eine sehr gute Mannschaft. Dort ist alles stärker und schneller. Wir müssen kämpfen“, sagt er. Verzichten muss er auf Mees de Wit, der sich in Köln verletzt hatte. Noch ist unklar, wie lange er ausfällt.
Sieben Niederländer
Aktuell spielen mit Nardo Nagtzaam und Mees de Wit zwei Niederländer mit deutschem Spielerpass für die Füchse Duisburg. Der erste „Oranje-Stürmer“ war Jack Decloe beim DSC in den Jahren 1974 bis 1977. Er erzielte in 82 Spielen satte 96 Tore und 38 Vorlagen. Der Eindruck, den Risto Mollen in zwei Spielen der Saison 1996/97 hinterlassen hat, war da deutlich geringer. 2002/03 lief Tommie Hartogs in 56 Spielen für den EVD auf und kommt auf 13 Tore und 21 Assists. Die Dauerbrenner waren allerdings Diego Hofland und Raphael Joly. Hofland lief zwischen 2010 und 2019 in 187 Spielen für die Füchse auf (89 Treffer, 113 Vorlagen). Joly spielte von 2014 bis 2018 für Duisburg und verbuchte in 169 Spielen 154 Tore und 167 Vorlagen.