Duisburg. Rhein Fire überrollt die Hamburg Sea Devils im Volksparkstadion mit 61:23 und kann schnell den Fuß vom Gas nehmen. Nun kommt Frankfurt.
Das Volksparkstadion in Hamburg ist voll, 25.366 Zuschauer sind gekommen – und die heimischen Sea Devils, die in dieser „EM-Saison“ der European League of Football meist nach Bremen, Hannover und sogar Kroatien ausweichen müssen, wollen ihre Fans begeistern. Doch nach der Niederlage in Paris tauschten die Hanseaten nicht nur ihren Quarterback aus, sie mussten wenige Minuten vor dem Spielstart auch noch ihren wichtigsten Passempfänger Jarvis McClam ersetzen. Beim Einlauf war der US-Amerikaner in bester Football-Manier aufgeregt, wollte eine Show liefern, machte einen Salto – und riss sich dabei die Achillessehne. Der Schock saß und Rhein Fire kam fast schon erschreckend lässig zu einem 61:23 (27:0, 20:16, 14:0, 0:7)-Kantersieg.
„Nach der Niederlage gegen Madrid sind wir zusammengewachsen und spielen einfach viel besser.“
„Wir haben einfach einen guten Zusammenhalt. Und nach der Niederlage gegen Madrid sind wir zusammengewachsen und spielen einfach viel besser“, sagte ein strahlender Offensive-Liner Yasir Raji nach dem Spiel gegenüber Pro7 Maxx. Und gerade der Ex-Hamburger Glen Toonga hatte offenbar vor, schnell für klare Verhältnisse zu sorgen. Als er mit dem allerersten Angriffsspielzug von Rhein Fire nahezu unberührt über 70 Yards in die Endzone lief, holte der beste Runningback der ELF eine kleine Glocke raus und läutete damit. Eine Anspielung auf die Tradition der Sea Devils bei jedem erfolgreichen Angriff eine Glocke an der Seitenlinie zu läuten. Das Bittere für Hamburg: Den Hausherren unterlief fast im Gegenzug ein Fumble, sodass Toonga erneut in die Endzone lief, als kaum mehr als vier Minuten gespielt waren. Seinen dritten Touchdown packte er nur Mitte des ersten Viertels oben drauf.
Rhein Fire vermeidet Rekordergebnis
Was wäre gewesen, hätte sich McClam nicht auf so kuriose Weise verletzt – und wäre der erste Pass des neuen Quarterbacks D‘Angelo Fulford angekommen? Da sich Sport nun einmal nicht im Konjunktiv abspielt, erübrigt sich die Frage. Stattdessen erhöhte Harlan Kwofie vier Minuten vor Viertelende sogar noch auf 27:0, sodass schnell die Rekordbücher gewälzt wurden und nach dem bislang höchsten ELF-Sieg Ausschau gehalten wurde: Die Istanbul Rams gingen 2022 gegen Hamburg mit 0:70 unter. Und die Milano Seamen erlitten 2023 mit 27:78 Schiffbruch gegen Stuttgart Surge. Es spricht für Fire, Hamburg nicht vor großer Bühne gedemütigt zu haben. Denn diese Rekordwerte hätten gut und gerne fallen können.
Stattdessen schickte Cheftrainer Jim Tomsula früh erneut seine Zweitbesetzung aufs Spielfeld, die sich damit Spielpraxis und Erfolgserlebnisse verschaffen konnten. So trugen Leon Höltker und Max Siemssen den Ball jeweils ins Ziel. Und nach Sven Breidenbach gegen Köln schaffte nun mit Yasir Raji zudem ein weiterer (startender) O-Liner einen Touchdown. Und auch die Hamburger konnten ihrem Publikum drei Touchdowns und ein verwandeltes Field Goal bieten.
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Derweil kann Rhein Fire mit breiter Brust in die nun vier Heimspiele in Folge gehen, die von einer „Bye-Week“, also einem spielfreien Wochenende unterbrochen werden. Am Sonntag (16.25 Uhr, Schauinsland-Reisen-Arena) ist Frankfurt Galaxy zum Traditionsduell in Duisburg zu Gast.
Touchdowns: Glen Toonga (3), Harlan Kwofie (2), Kelvin McKnight, Yasir Raji, Leon Höltker, Max Siemssen; Extrapunkte: Sebastian van Santen (7).