Duisburg. Das erste „echte“ Heimspiel des Jahres ist eine glasklare Sache für den ELF-Champion. Gegen Köln gewinnt Rhein Fire mit 62:9.

Wäre Mit-dem-Ball-und-dem-Kopf-durch-die-Wand-laufen olympisch, dann hätte Glen Toonga in wenigen Wochen in Paris etwas zu tun. Dass er der beste Runningback der European League of Football ist, ist nun freilich nichts Neues mehr. Auch nicht, dass er die offensive Lebensversicherung von Rhein Fire ist. Aber erstmals nach knapp einem Jahr die Fans der Rheinländer in der Duisburger Schauinsland-Reisen-Arena zu erleben, wie sie dem Briten zujubeln, staunend aufschreien, wenn er weiterläuft, obwohl Zuschauer und Gegner schon gedacht hatten, der Mann wäre gestoppt, das ist etwas ganz anderes. 13.097 Zuschauer sahen eine starken Auftritt des Meisters, der die Cologne Centurions an der Wedau mit 62:9 (13:0, 14:3, 21:6, 14:0) besiegte.

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Jim Tomsula wurde in den letzten Wochen nicht müde zu erwähnen, was er von der Leistung seiner Mannschaft hält, die – vom „Auswärtsheimspiel“ in Oberhausen abgesehen – bislang ausschließlich in der Fremde spielen musste: „Das ist herausragend. Denn du bekommst keinen Rhythmus“, sagte der Cheftrainer von Rhein Fire. Und es pusht die Spieler eben auch, die vielen Fans zu spüren, die Feuerstöße beim Einlauf des Teams, den lauten Donnerknall, der dem Ganzen folgt und bei Touchdowns ebenfalls durch den Sportpark hallt. Und mit dieser Energie der Fans im Rücken stand auch völlig außer Frage, dass Fire von Beginn an dominieren würde. Früh trug Receiver Kelvin McKnight den Ball bis zur 16-Yard-Linie, zwei Läufe später brachte Glen Toonga den Ball ins Ziel. Und noch im ersten Viertel packte Toonga den nächsten „Sechser“ oben drauf.

Glen Toonga (am Ball) war von Köln nicht zu stoppen.
Glen Toonga (am Ball) war von Köln nicht zu stoppen. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Erst vier Minuten vor Quarter-Ende kam Köln erstmals über die Mittellinie. Der Angriffszug hätte kurz nach Beginn des zweiten Viertels zu Gästepunkten führen können, doch der Field-Goal-Versuch der Domstädter ging in die Binsen. So brutal effektiv das Fire-Laufspiel auch ist, beliebter bei den Fans ist es, wenn der Ball durch die Luft fliegt. Der dritte Touchdown sorgte daher für großen Jubel, als Sven Breidenbach den Ball am Ende der Endzone spektakulär fing. Die Schiris entschieden zunächst, er hätte den Ball außerhalb des Spielfeldes gefangen. Doch Tomsula warf seine rote Fahne, ließ den Spielzug per Video überprüfen – und etwas später gaben die Unparteiischen den Touchdown als gefangen.

Einen Schönheitsfehler gab es acht Minuten vor der Halbzeitpause, als Quarterback Jadrian Clark den Ball wenige Yards vor der Endzone verlor. Doch letztlich holte sich Köln aus diesem Vorteil nur drei Punkte. Anders Rhein Fire: 31 Sekunden vor dem Gang in die Kabine fing McKnight einen Clark-Pass zum 26:3, den Kicker Sebastian van Santen zum 27:3-Pausenstand veredelte.

„Ich war mir sofort sicher, dass noch im Spielfeld war. Diesen Spielzug hatten wir schon für das Hinspiel geplant.“

Sven Breidenbach
Spieler von Rhein Fire

Doch es bleibt dabei: Die Offensive bleibt das (kleine) Sorgenkind des Meisters in dieser Saison – so verrückt das bei dem Endergebnis klingen mag. Nach gerade einmal 54 Sekunden im dritten Quarter verlor Clark den Ball. Acht Spielsekunden später gelang Köln der erste Touchdown in diesem Spiel. Auch das hatte allerdings keinen Einfluss auf den Ausgang dieses Spiels. Rund vier Minuten später war der Ball wieder in der Kölner Endzone – hineingetragen von Glen Toonga, der nach einem Kölner Patzer eineinhalb Minuten später abermals mit dem Ball ins Ziel tänzelte. Bitter für Köln: Zwei Spieler schieden verletzt aus; einer von ihnen musste nach langer Unterbrechung vom Notdienst abtransportiert werden.

Im letzten Viertel gab es dann großen Jubel für die „Zweitbesetzung“: Quarterback Rohat Dagdelen warf gleich zweimal einen Pass auf Leon Höltker, der einst aus der 6. Liga kam und nun zwei Touchdowns erzielte. „Dieses Stadion und unsere Fans geben uns richtig viel Energie“, freute sich Sven Breidenbach, der den schönsten dr neun Touchdowns erzielte und nach dem Spiel von den Fans umringt wurde. „Ich war mir sofort sicher, dass noch im Spielfeld war. Diesen Spielzug hatten wir schon für das Hinspiel geplant.“

Touchdowns: Glen Toonga (4), Leon Höltker (2), Sven Breidenbach, Kelvin McKnight, Sergej Kendus; Extrapunkte: Sebastian van Santen (8).