Duisburg. .
Der Aufsichtsratsvorsitzende David Karpathy über die USA, Bruce Springsteen und die Perspektiven des Vereins.
Gut, dass der MSV Duisburg gegen den FC Augsburg nur ein Tor geschossen hat. Sonst wäre es für den neuen Aufsichtsratschef des Fußball-Zweitligisten zu gefährlich geworden. David Karpathy geht nach einer Knie-Operation noch immer auf Krücken. „Beim Torjubel musste ich mich beherrschen, damit nichts passiert. Ansonsten habe ich während des Spiels Blut und Wasser geschwitzt“, gestand der 47-Jährige im Gespräch mit der Sportredaktion. Seit anderthalb Monaten ist Karpathy beim MSV im Amt, im Interview äußert er sich über seine Ziele mit den Zebras.
Herr Karpathy, Sie sind in New Jersey geboren, wie auch Rocklegende Bruce Springsteen. Wie viele Platten vom „Boss“ haben Sie denn im Schrank?
Auf Vinyl habe ich gar nichts. Aber die wichtigsten Sachen von Springsteen besitze ich natürlich auf CD.
Ihr Favorit?
Bei „Born in the USA“ läuft mir immer wieder ein Schauer über den Rücken, wenn ich den Song höre. Das hängt natürlich auch mit meinen amerikanischen Wurzeln zusammen.
Als Fünfjähriger kamen Sie bereits nach Deutschland, wie amerikanisch sind Sie denn noch?
Seit 2004 habe ich die deutsche Staatsbürgerschaft, leider durfte ich die amerikanische nicht behalten. An den USA fasziniert mich das Lebensgefühl, dass es in vielen Bereichen keine Grenzen gibt. In Deutschland schätze ich hingegen das soziale System sehr.
Blicken Sie bei einem Baseball-Match durch?
In den Grundzügen verstehe ich das Spiel, auch beim American Football ist das so. Aber meine bevorzugte Sportart ist ohnehin der Soccer.
Ihre ersten Berührungspunkte mit dem MSV?
Ich war elf oder zwölf Jahre alt und stand mit der selbst gebastelten MSV-Fahne in der Kurve. Meine Helden waren Bernard Dietz und Rudi Seliger. Dietz als Figur für Kampf und Leidenschaft, Rudi als Flankengott. Ich habe mich riesig gefreut, dass Seliger beim letzten Heimspiel im Stadion war.
Bernard Dietz arbeitet nun mit Ihnen zusammen.
Ich bin sehr froh, dass diese Zusammenarbeit zustande kam. Ich lege Wert auf seine Meinung. Ich hoffe, dass wir durch Ennatz den ein oder anderen Sponsor gewinnen. Für ihn kann es aber auch ein Wagnis sein, wenn das Runde einmal nicht ins Eckige geht.
Was imponiert Ihnen an Dietz?
Die Themen, die ihm wichtig sind, entspringen seinem Willen und seiner Neigung. Er ist ein ehrlicher Malocher, kein Geschäftsmann.
Als Chef der KGaA sind Sie für den wirtschaftlichen Bereich des MSV zuständig. Der veröffentlichte Geschäftsabschluss für 2008/09 offenbarte keine erfreulichen Zahlen, der MSV musste sich für die Lizenz extrem strecken. Sorgen Sie sich um den Abschluss für die Saison 2009/10?
Sorgen ist das falsche Wort. Es wird nicht ohne Klimmzüge gehen. Es wird eine harte Herausforderung sein, den Verein für die Zukunft aufzustellen.
Was ist mit dem MSV möglich?
Ein gut aufgestellter MSV kann ein Ankerpunkt werden. Wenn es dem Fußball gut geht, geht es den Menschen und der Stadt gut.
Der Aufsichtsrat des e.V. sucht seit Wochen einen neuen MSV-Präsidenten. Woran hapert es aus Ihrer Sicht?
Ich bin gegen einen Schnellschuss, deshalb ist es gut, dass der Rat sich die Entscheidung gut überlegt. Natürlich spielt die Wahl für mich eine Rolle, weil ich mit dem Mann zusammenarbeiten muss. Aber ich werde jede Entscheidung, die das Gremium trifft, akzeptieren. Es wäre schön, wenn die Chemie stimmt. Ich vertraue auf die Weisheit des Gremiums. Die Persönlichkeit Hellmich hinterlässt große Spuren. Es ist schwierig, da ein neues Paar Schuhe hineinzustellen.
Es hieß zuletzt, dass es eine Mehrheit im Aufsichtsrat für Jürgen Uhlemann gäbe.
Das kann sein. Das liegt nicht in meinem Einflussbereich, für welchen Kandidaten sich der Rat entscheidet. Uhlemann und ich hatten bereits Kontakt, führten ein gut einstündiges Gespräch, haben aber nicht konkret über diese Sache gesprochen.
Bislang bekleidete Walter Hellmich beide Spitzenpositionen im Verein. Bei einer sportlichen Krise war klar, dass ihm die Trainerfrage zu stellen ist. Wie sind die Kompetenzen nun verteilt?
Die KgaA ist für den sportlichen Bereich zuständig. Also erwarte ich, in solchen Fragen mit einbezogen zu werden.
Derzeit stellt sich die Trainerfrage allenfalls in anderer Richtung. Milan Sasic arbeitet erfolgreich. Ist eine Vertragsverlängerung bereits ein Thema?
Ich sitze da mit im Boot. Bisher habe ich das Thema mit Geschäftsführer Kentsch und Sportdirektor Hübner noch nicht besprochen. Es muss in den nächsten Wochen aber auf den Tisch. Ich halte es fast für grenzwertig, mit einer Führungsperson, die etwas einleitet, nicht zu verlängern,