Was wie eine Träumerei klingt, ist tatsächlich Realität. Nur eben nicht für die erste Mannschaft der Zebras. 2:1-Erfolg bei TuRa 88.
Jubel im Spitzenspiel – der MSV Duisburg gewinnt. Der Aufstieg ist zum Greifen nah! Was soll das sein? Hohn? Träumerei? Ein Vorausblick auf die kommende Saison in der Fußball-Regionalliga? Nichts davon. Denn es ist Realität. Und dieser Sieg, der gelang den Zebras am Sonntagnachmittag. Nur eben nicht in Essen, nicht in der 3. Liga. Sondern in der eigenen Stadt. In Neudorf. Bei TuRa 88 Duisburg. Die Roten Teufel sind Spitzenreiter der Kreisliga C, Gruppe 2. Und die neu gegründete zweite Mannschaft des MSV steht auf Rang zwei, der zum Direktaufstieg reichen kann, aber mindestens ein Relegationsplatz ist.
„Rund 150 Fans waren dabei“, sagt MSV-Trainer Uwe Börger nach dem 2:1-Erfolg am Kammerberg. „Und das, obwohl das Drittliga-Derby in Essen auf dem Plan stand.“ Börger ist seit der Rückrunde für die Meidericher Fanmannschaft verantwortlich. Und als solche gibt es dann auch besondere Arten von Spielerausfällen. Denn an sich hatten die MSV-Amateure im Winter einige Neuzugänge begrüßen können. Von diesen Spielern war aber niemand in Neudorf dabei. „Weil sie Karten für das Spiel der ersten Mannschaft in Essen hatten.“ Umso bemerkenswerter ist die erfolgreiche Aufholjagd, die die Meidericher Jungs beim Spitzenreiter hingelegt haben. Zwar hatte Christian Schenk die Turaner nach 26 Minuten in Führung gebracht, doch nach der Pause drehten Dennis Schäfer (54.) und Fabian Halver (70.) die Partie. In der Schlussviertelstunde spielte der MSV nach einer Roten Karten gegen die Gastgeber in Überzahl.
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Mit diesem Erfolg ist der Aufstieg in der Premierensaison aber noch lange nicht sicher. Denn um die beiden Aufstiegsplätze tobt ein Dreikampf, an dem außerdem noch der 1. FC Dersimspor beteiligt ist. Zwar steht Dersim aktuell nur auf Rang drei mit zwei Punkten Rückstand auf die MSV-Amateure, hat aber noch ein Spiel mehr auszutragen. „Wir waren nach unserem Sieg noch beim Spiel von Dersim gegen die GSG Duisburg III“, berichtet Börger. Die Großenbaumer führten bereits mit 3:0, verloren aber noch mit 4:5. „Es wäre für uns natürlich gut gewesen, wenn die GSG gewonnen hätte“, so der MSV-Coach.
Erster in der Rückrunden-Tabelle
Dennoch ist die Hoffnung auf den Aufstieg bei den „Fan-Zebras“ groß. „Wir stehen in der Rückrundentabelle mit sieben Siegen und einem Remis auf Platz eins“, unterstreicht Börger. Von den zwölf Punkten Vorsprung, die TuRa 88 als Spitzenreiter einmal hatte, sind noch vier übrig. „Wir schauen daher nicht auf Platz zwei, sondern auf Platz eins. Damit wir immer zehn Prozent mehr geben“, sagt der Coach. Denn diese „zehn Prozent mehr“ stehen ihm und seiner Mannschaft Woche für Woche gegenüber. „Jeder ist gegen den MSV motiviert.“
Das mit der Motivation hat aber auch bei den Zebras gewirkt. Bis November hatte der MSV II noch auf der Asche des SV Duissern trainiert und gespielt. Seit November ist die Fanmannschaft aber auf dem MSV-Gelände in Meiderich daheim. „Dafür sind wir sehr dankbar. Und es ist den Spielern anzumerken, was das für sie bedeutet. Als C-Ligist haben wir stets mehr als 20 Spieler beim Training. Das ist mehr als ungewöhnlich.“ Im Winter kamen zudem noch einige Jungs dazu. Wie Eliah Immel, der einst im MSV-Nachwuchs gespielt hat. Oder der einstige Huckinger Kay Eller, der nach längerer Pause nun wieder Fußball spielt. Oder Lukas Nilkes, der von der Reserve des OSC Rheinhausen kam. „Wichtig sind auch zwei Spieler, die sich in der Sommervorbereitung verletzt hatten und nun praktisch zwei Neuzugänge sind“, sagt der Coach. Er meint: Dennis van de Wetering und Niclas Seidler. Und gerade van de Wetering ist ein Leistungsträger.
Und wie sind die Chancen für den weiteren Saisonverlauf? Am 5. Mai empfängt der 1. FC Dersimspor beispielsweise das Team von TuRa 88 Duisburg. „Ich traue Dersim zu, dieses Spiel zu gewinnen.“ Das würde das Dreierrennen um zwei Aufstiegsplätze noch spannender machen. Aktuell verfolgen um die 200 bis 250 Fans die Heimspiele der MSV-Amateure. Das ist in der untersten, der zehnten Liga alles andere als gewöhnlich. Und wenn die Meidericher am Ende aufsteigen sollten, könnten es sogar ein paar mehr werden.