Duisburg. Vereine mit Nachwuchsleistungszentrum sind künftig „unabsteigbar“. Der Modus steht nun fest. Was sich der DFB davon erhofft.

Es ist ein massiver Einschnitt in den Ligafußball der Junioren auf Top-Ebene. Denn mit dem Ende der laufenden Saison hören die Bundesligen für A- und B-Junioren, bislang in drei regionale Staffeln aufgeteilt, auf zu existieren – und werden durch die „DFB-Nachwuchsliga“ ersetzt. Der wichtigste Unterschied für die Proficlubs: Ihr Nachwuchs kann nun nicht mehr aus der Topliga absteigen. Die 57 deutschen Vereine, die aktuell ein Nachwuchsleistungszentrum betreiben, sind „unabsteigbar“ – oder anders ausgedrückt: sie sind fortwährend qualifiziert. Nun hat der Deutsche Fußball-Bund den Modus für die neue Liga veröffentlicht. Ganz einfach ist er nicht.

Die automatische Qualifikation dieser 57 Vereine bedeutet übrigens nicht, dass der Nachwuchs der Amateurvereine nicht an der neuen Topliga teilnehmen kann. Zur Startsaison 2024/25 sind alle 57 NLZ-Vereine qualifiziert sowie alle Nicht-NLZ-Vereine, die entweder in den Bundesligen den Klassenerhalt schaffen oder in die Bundesligen aufsteigen. Maßgeblich ist nun, dass die Saison grundsätzlich zweigeteilt ist. Je nach Zahl der teilnehmenden Vereine – und diese Zahl kann künftig variieren – werden die Mannschaften nach regionalen Gesichtspunkten, die nicht unbedingt Verbandsgrenzen widerspiegeln müssen, in Gruppen zu maximal acht Mannschaften aufgeteilt. Durch Hin- und Rückspiel ergeben sich damit 14 Spiele.

Aufteilung zur Rückrunde in Liga A und Liga B

Danach erreichen die Ersten und Zweiten dieser Gruppen sowie die besten Dritten zur Rückrunde die „Liga A“, die aus vier Gruppen zu sechs Teams bestehen wird. So kommen zehn weitere Spiele hinzu. Die Ersten bis Vierten der Liga A erreichen das Achtelfinale um die Deutsche Meisterschaft, die im K.o.-Verfahren ausgetragen wird.

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In der „Liga B“ werden erneut Gruppen mit maximal acht Teams gebildet. Hier kommen bereits zur Rückrunde elf Mannschaften aus den zweithöchsten Spielklassen, hierzulande ist das Niederrheinliga, hinzu. Praktisch wird dies der Hinrundensieger der Niederrheinliga sein. Nicht-NLZ-Vereine, die in ihrer Liga-B-Gruppe, mindestens Vierter werden, bleiben zur neuen Saison in der DFB-Nachwuchsliga; das gilt freilich auch für die Nicht-NLZ-Vereine, die sogar die Liga A erreicht haben. Jede Saison beginnt künftig mit den genannten Vorrunden-Gruppen, die Aufteilung in Liga A und Liga B erfolgt stets erst zur Rückrunde.

Weg vom Misserfolgsvermeidungsdenken

In der U 19 kommt hinzu, dass der DFB-Junioren-Pokal auf 64 Teilnehmer aufgestockt wird. Neben dem Titelverteidiger und den 21 Landespokalsiegern nehmen alle Teams teil, die in der Vorsaison die „Liga A“ erreicht haben. Über die „Liga B“ werden 18 weitere Startplätze vergeben.

Hintergrund der Reform: Den NLZ-Vereinen soll die Sorge um den Klassenerhalt genommen werden, da dieses „Misserfolgsvermeidungsdenken“ eine gute fußballerische Entwicklung hemme, so der DFB. Außerdem würden durch den neuen Modus mehr Nicht-NLZ-Vereine auf höchster Ebene am Spielbetrieb teilnehmen können.

Ich denke, dass das eine gute Sache sein kann.
Uwe Schubert, Leiter des NLZ des MSV Duisburg

„Man sollte neuen Dingen gegenüber immer aufgeschlossen sein“, sagt Uwe Schubert, Chef des Nachwuchsleistungszentrums beim MSV Duisburg. „Die Entwicklung hin zu dem neuen System hat rund fünf Jahre gedauert. Aktuell ist die Spannung größer, als dass schon eine wirkliche Einschätzung abgegeben werden kann. Ich habe mich lange Zeit gesträubt, denke aber, dass das eine gute Sache sein kann.“ Ärgerlich ist aus Schuberts Sicht, dass die Veränderung nur für die U 19 und U 17 gilt, nicht aber für die U 15 als Startpunkt für den Jugendleistungsbereich. „Das heißt: Vorher geht es um Ausbildung, in der U 15 um Meisterschaft und Aufstieg, und in der U 17 und U 19 steht wieder die Ausbildung im Vordergrund. Letztlich muss natürlich auch ein junger Sportler lernen, mit Druck umzugehen.“

Vier NLZ am Niederrhein

Eine weitere Neuigkeit: In der DFB-Nachwuchsliga werden pro Spiel und Mannschaft sieben Wechsel (sechs Feldspieler und ein Torhüter) erlaubt sein, die in drei Wechselfenstern plus der Halbzeitpause vorgenommen werden dürfen. So dürfte praktische der gesamte 18er-Kader eines Spieltags eingesetzt werden.

Am Niederrhein betreiben vier Vereine ein Nachwuchsleistungszentrum: der MSV Duisburg, Fortuna Düsseldorf, Rot-Weiß Essen und Borussia Mönchengladbach. Das heißt, dass die A-Junioren von RWE, aktuell Tabellenführer der Niederrheinliga, in jedem Fall in die U-19-DFB-Nachwuchsliga aufsteigen werden.